Kurz vor dem Chefwechsel
Intel profitiert von Corona-Krise dank Homeoffice-Boom
Zum Abschied kann Intel-Chef Bob Swan bessere Zahlen präsentieren als erwartet - der Homeoffice-Boom treibt die Nachfrage nach PCs und Servertechnik. Doch die Probleme beim weltgrößten Chiphersteller bleiben.
Kleine Kraftwerke: Computerchips werden immer leistungsfähiger, doch die Produktion der immer kleineren Bauteile macht Intel zu schaffen
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Der Chiphersteller Intel gehört zu den Corona-Krisengewinnern. Der US-Konzern profitierte im vergangenen Jahr davon, dass viele Nutzer sich neue Computer gekauft haben. Zudem wurden viele Rechenzentren deutlich ausgebaut, um die immense Nachfrage nach Videokonferenzen erfüllen zu können, die durch Arbeiten und Lernen zuhause im vergangenen Jahr deutlich häufiger geworden sind.
Zum Abschied konnte Konzernchef Bob Swan (60) daher nun bessere Zahlen als erwartet präsentieren. Im vierten Quartal erzielte der weltgrößte Chiphersteller einen Umsatz von 20 Milliarden Dollar, ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber 2,6 Milliarden Dollar mehr als erwartet. Mitte Februar wird Bob Swan von Pat Gelsinger (59)abgelöst. Gelsinger hat bereits bis 2009 mehrere Jahrzehnte bei Intel gearbeitet, unter anderem als Technologiechef.
Gelsinger muss vor allem die Probleme bei der Entwicklung einer neuen Generation von Prozessoren in den Griff bekommen. Nach Verzögerungen bei den 10-Nanometern-Vorgängern ist Intel nun auch bei der 7-Nanometer-Chip-Technologie zu spät dran. Der Konzern hatte im Sommer ankündigen müssen, dass diese neuen Prozessoren sich weiter verzögern und erst Ende 2022 oder Anfang 2023 auf den Markt kommen werden. Grund ist ein Fehler im Produktionsverfahren, der zu einem überhöhten Anteil unbrauchbarer Chips führte.
Der scheidende Chef Bob Swan sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Zahlen, Intel mache gute Fortschritte dabei, die Probleme bei der Produktion zu überwinden. Die Nachfrage nach dem Angebot für Computer sei weiterhin "sehr stark" und die Fokussierung auf Wachstumschancen zahle sich aus. Die Intel-Aktie gab im nachbörslichen Handel trotzdem zeitweise um mehr als vier Prozent nach.
Gelsinger erwägt, Teile der Produktion auszulagern
Im Zusammenhang mit den Problemen kam auch die Möglichkeit auf, dass Intel die neuen Prozessoren komplett bei anderen Firmen produzieren lassen könnte statt in den eigenen Werken. Jetzt sagte der designierte Chef Gelsinger, er gehe davon aus, dass der Großteil der Produktpalette 2023 aus Intel-Fabriken kommen werde. Zugleich sei aber wahrscheinlich, dass man bei "einzelnen Technologien und Produkten" verstärkt auf externe Fertiger setzen werde.
Die 7-Nanometer-Technologie zu meistern ist extrem wichtig für die Zukunft von Intel. Je niedriger die Strukturbreiten, desto mehr Prozessoren passen auf eine Halbleiter-Scheibe bei der Produktion. Zudem arbeiten die Chips dadurch effizienter und stromsparender. Der Konkurrent AMD hat bereits 7-Nanometer-Produkte im Angebot.
Jüngst verstärkte Apple den Druck auf Intel mit der Umstellung seiner Mac-Computer auf Prozessoren aus eigener Entwicklung statt Intel-Chips. Gelsinger zeigte sich dennoch überzeugt, dass der Konzern in eine Position der Stärke zurückfinden werde: "Intel hat auch früher schon Zyklen durchlebt." So habe man den Wandel der Branche zu Prozessoren mit mehreren Rechenkernen zunächst verpasst - dann in dem Bereich aber mehr als aufgeholt.