Rote Zahlen wegen Abschreibung auf Ölgeschäft
Wintershall Dea verdirbt BASF die Bilanz
Wegen einer hohen Abschreibung auf die Öl- und Gasbeteiligung Wintershall Dea schreibt BASF einen Verlust im zweiten Quartal. Die Investoren tragen es mit Fassung - operativ brach das Ergebnis "nur" um 77 Prozent ein.
BASF-Chef Martin Brudermüller hatte die Anleger Mitte Juni bereits auf deutlich schwächere Zahlen vorbereitet
Foto: Uwe Anspach/dpa
Der Chemieriese BASF ist im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust nach Anteilen Dritter liege bei 878 Millionen Euro, teilte der Konzern am Freitag in Ludwigshafen mit. Hauptgrund dafür sei eine 800 Millionen Euro schwere Abschreibung auf die Beteiligung am Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea.
Die langfristigen Prognosen für den Öl- und Gaspreis seien gesunken, die Rohstoffreserven seien wohl größer als gedacht. BASF hatte den eigentlich für die zweite Jahreshälfte geplanten Börsengang des Gemeinschaftsunternehmens mit dem Finanzinvestor LetterOne im Mai unter dem Eindruck der Corona-Krise auf Eis gelegt.
Im zweiten Quartal 2019 hatte BASF infolge eines Buchgewinns nach der Fusion von Wintershall und Dea netto noch 5,95 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen.
Das operative Ergebnis vor Sondereffekten (Ebit) brach wegen der Flaute in der Autoindustrie im zweiten Quartal um 77 Prozent von 995 auf 226 Millionen Euro ein. Analysten hatten beim Nettogewinn ein besseres und beim operativen Gewinn ein noch schlechteres Ergebnis erwartet. Der Umsatz ging um 12 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro zurück. Detaillierte Zahlen zum zweiten Quartal will BASF am 29. Juli vorlegen.
BASF-Chef Martin Brudermüller hatte Mitte Juni die Märkte bereits auf einen möglichen operativen Verlust vorbereitet. "Wir erwarten bestenfalls ein operatives Ergebnis von einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Es kann auch null sein oder negativ", hatte der Manager gesagt und dies vor allem mit dem weltweiten Stillstand in der Automobilindustrie begründet, der wichtigsten Kundengruppe des Ludwigshafener Chemiekonzerns.
Das könnte auch erklären, dass die Aktie von BASF nach der Vorlage der vorläufigen Zahlen ins Plus drehte. Damit kostete das Papier am Nachmittag etwas weniger als 50 Euro. Der Kurs hatte sich nach dem Corona-Crash zwar wieder etwas erholt, dennoch steht seit Jahresbeginn immer noch ein Abschlag von etwas über 25 Prozent zu Buche. Anfang Januar war die Aktie noch mehr als 67 Euro wert.
Die Corona-Krise und die schwache Nachfrage der Autoindustrie als ein wichtiger Abnehmer hätten die operative Entwicklung von BASF im zweiten Quartal nicht so schwer belastet wie von Analysten befürchtet, begründeten Händler dann auch die Kursreaktion. Analyst Andrew Stott von der Schweizer Großbank UBS hatte am Mittwoch in einer Sektorstudie darauf hingewiesen, dass die Branche durch die Folgen der Krise zwar nicht so sehr eingebrochen sei wie zunächst gedacht, die jüngste Entwicklung aber auch eine langsamere Erholung signalisiere.