Wärmepumpen-Hersteller Habeck will Viessmann-Verkauf überprüfen

Verkauf von Zukunftstechnologien: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist im Gespräch mit Carrier Global und Viessmann
Foto: ODD ANDERSEN / AFPTrotz gut laufender Geschäfte verkauft das hessische Familienunternehmen Viessmann mit CEO Max Viessmann (32) seine Klimasparte, einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten Carrier Global. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (53; Grüne) kündigt nun an, das Geschäft unter die Lupe zu nehmen. "Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient", sagte der Grünen-Politiker.
Die Vorteile der deutschen Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet würden, müssten weiter dem Standort Deutschland zugutekommen, so Habeck. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, es gelte sicherzustellen, dass Wertschöpfung, Beschäftigung und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten blieben. Der Sprecher Habecks ergänzte, für mögliche Auflagen brauche es eine rechtliche Grundlage. Er könne der Prüfung nicht vorgreifen, es gehe auch um kartellrechtliche Fragen.
Die Bundesregierung sieht im Verkauf der Viessmann-Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global allerdings keinen Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Ein Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck (53; Grüne) sagte am Mittwoch, im Gegenteil zeige dies, dass in deutsches Know-how investiert werde. Er sprach von einer für die Energiewende bedeutenden Branche. Regierungssprecher Hebestreit sagte, das Beispiel zeige, dass deutsche Hersteller über Know-how für Zukunftstechnologien verfügten und internationales Kapital anzögen.
Viessmann Climate Solutions gehört künftig dem Klimaanlagen-Hersteller Carrier Global aus dem US-Bundesstaat Florida. Die Familie Viessmann erhält 80 Prozent des Kaufpreises in bar und 20 Prozent in Form von Carrier-Aktien. Sie wird damit einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns. Der Kaufpreis für die Sparte mit rund 11.000 Beschäftigten beziffert sich auf 12 Milliarden Euro. Die für die Heizwende wichtigen Wärmepumpen werden nach Einschätzung von Experten künftig vor allem außerhalb Deutschlands gebaut. Schon vor dem Verkauf der Viessmann-Klimasparte sei zunehmend im europäischen Ausland investiert worden, berichtet das Münchener Beratungsunternehmen S&B Strategy. Beispiele seien Werke von Bosch und Viessmann in Polen sowie von Vaillant in der Slowakei. Dort lockten schnellere Genehmigungsverfahren, geringere Energiepreise und niedrigere Lohnkosten.
Bauexpertin warnt vor zu großer Abhängigkeit von China, Südkorea und den USA
Mit dem nun beschlossenen Deal geht das Kerngeschäft des 1917 gegründeten Heizungbauers Viessmann im rund fünf Mal so großen Carrier-Konzern auf und erlangt so eine deutlich höhere Kapitalkraft. Schnelleres Wachstum werde möglich, hieß es in Unternehmenskreisen. Letztlich zähle im globalen Wettbewerb irgendwann nur noch Größe und Stückzahl.
Die Bau- und Energieexpertin Lamia Messari-Becker von der Uni Siegen warnte hingegen vor einer Abhängigkeit von großen Konzernen in China, Südkorea und den USA. Nur diese könnten die notwendigen Millionen-Stückzahlen von Wärmepumpen liefern, während die deutsche Branche vor allem mittelständisch geprägt sei. Die IG Metall begrüßte Habecks Ankündigung einer Prüfung. "Die IG Metall erwartet für diese strategisch wichtige Produktion Standortgarantien und Beschäftigungssicherung am Standort Allendorf", erklärte Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb.