Schweißer bei Thyssenkrupp (Archivaufnahme): Die Stimmung in Deutschland und der Eurozone dreht auf Wachstum
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Die deutsche Wirtschaft ist wieder auf Wachstumskurs. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen – stieg im Juli auf 55,5 Punkte von 47,0 Zählern im Vormonat, wie das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner Umfrage unter hunderten Unternehmen mitteilte. Ab 50 signalisiert das Barometer ein Wachstum. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Anstieg auf 50,3 Zähler erwartet.
Laut Markit-Experte Phil Smith zeigen die Umfragewerte, dass es mit der deutschen Wirtschaft wieder aufwärts geht und die Nachfrage mehr und mehr in Schwung kommt. "Überdies ist es gerade für eine so exportabhängige Wirtschaft wie der deutschen erfreulich, dass das Exportgeschäft in der Industrie wieder kräftig angezogen hat."
Die nun zügig in Gang gekommene Erholung der deutschen Wirtschaft folgt auf einen Konjunktureinbruch im Zuge der Corona-Krise im Frühjahr. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal so stark eingebrochen ist wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie erwarten im Schnitt, dass es ein Minus von 8,8 Prozent zum Vorquartal geben wird. Die BIP-Daten werden am 30. Juli veröffentlicht.
Auch in der Eurozone stehen Zeichen auf Wachstum
Auch in der gesamten Eurozone stehen die Zeichen nach dem Corona-Schock wieder auf Wachstum. Der Einkaufsmanagerindex stieg hier im Juli auf 54,8 Punkte von 48,5 Zählern im Vormonat, das ist der höchste Stand seit gut zwei Jahren. Die Wirtschaft legte damit erstmals seit Februar wieder zu - mit dem höchsten Wachstumstempo seit über zwei Jahren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf nur 51,1 Punkte gerechnet.
"Firmen aus der Eurozone berichten über einen ermutigenden Start ins dritte Quartal", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Die Daten seien ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Wirtschaft nach dem beispiellosen Einbruch in der Corona-Krise kräftig erholen dürfte. Trotzdem bestehe Sorge, dass dem Aufschwung die Puste ausgehen könnte: "Die Befürchtung ist, dass die höhere Arbeitslosigkeit, die in Mitleidenschaft gezogenen Bilanzen der Unternehmen und die Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung der Social-Distancing-Maßnahmen den Aufschwung bremsen könnten."
Bankökonomen kommentierten die Lage ähnlich. "Die Rezession ist vorerst beendet", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Die spürbare Stimmungsverbesserung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die tatsächliche Lage noch kritisch sei. Die Commerzbank erwartet wie Markit, dass die Wirtschaft im dritten Quartal wieder deutlich wachse. "Der Einbruch vom zweiten Quartal (...) dürfte aber nur teilweise wettgemacht werden."