Abgesandte aus Berlin
Titzrath und Kerkloh ziehen in Lufthansa-Aufsichtsrat
Der Bund schickt die Logistikexpertin Angela Titzrath und den ehemaligen Flughafenchef Michael Kerkloh in den Aufsichtsrat der Lufthansa. Damit folgt der Bund dem Wunsch von Aufsichtsratchef Kley.
Foto: picture alliance/dpa; Chris Emil Janssen / imago images
Nach der Teilverstaatlichung der Lufthansa stehen nun die beiden Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat des Unternehmens fest. Der frühere Chef des Flughafens München, Michael Kerkloh (67), sowie die Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenbetreibers HHLA, Angela Titzrath (54), sollen in das Kontrollgremium aufrücken, um dort die Interessen des größten Einzelaktionärs zu wahren. Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley (69) hatte die beiden Manager zuvor vorgeschlagen.
Nach zähen Verhandlungen hat sich die Bundesrepublik über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) mit 20 Prozent an dem MDax-Konzern beteiligt. Der Anteil an Lufthansa kann noch auf eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie erhöht werden. Der Bund schoss der schwer von der Corona-Pandemie getroffenen Airline im Zuge der Beteiligung insgesamt neun Milliarden Euro zu. Drei Milliarden Euro flossen als Darlehen der staatlichen Förderbank KfW, die übrigen sechs Milliarden Euro kamen aus dem WSF. Im Gegenzug musste die Lufthansa nach den Verhandlungen auch mit der EU Start- und Landerechte abgeben.
"Wir erfüllen mit diesem Wechsel eine Kernbedingung des Stabilisierungspakets", erklärte Kley. Im Stabilisierungspaket des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) für die Lufthansa ist vereinbart, dass der Bund in seiner Rolle als Anteilseigner zwei Mitglieder für den Aufsichtsrat der Gesellschaft benennen kann. Titzrath und Kerkloh sollen "zeitnah" gerichtlich zu neuen Aufsichtsratsmitglieder bestellt werden.
Für sie verzichten in dem 20-köpfigen Gremium auf der Kapitalseite die bisherigen Aufsichtsräte Monika Ribar (69) und Martin Koehler (62) auf ihre Mandate, teilte Lufthansa mit. Koehler hatte dem Gremium seit 2010 angehört und war damit das dienstälteste Mitglied. Ribar gilt als ausgewiesene Finanzexpertin.
Der Bund hatte darauf verzichtet, selbst auf Personalsuche zu gehen oder beispielsweise Staatssekretäre zu entsenden. Damit sollte dokumentiert werden, dass die Politik keinen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen des größten Luftverkehrskonzerns in Europa nehmen wolle.
Titzrath sei eine erfahrene Managerin, die den Aufsichtsrat mit ihrer breiten Expertise aus verschiedenen Industrien und Unternehmen bereichern werde, erklärte Kley. "Ihre Erfahrung in der Logistik sowie ihre Kenntnis personalpolitischer Themen werden für unser Gremium von großem Wert sein." Kerkloh habe die Flughäfen in Hamburg und München über viele Jahre erfolgreich geführt. Er werde seine langjährige Erfahrung und sein tiefes Verständnis für die Zusammenhänge im Luftverkehr in den Aufsichtsrat einbringen, so der Vorsitzende.
Lufthansa hatte im vergangenen Jahr circa 36,4 Milliarden Euro umgesetzt. Mit der Corona-Krise brach der Umsatz jäh zusammen. Im zweiten Quartal fuhr der Konzern nur noch 1,894 Milliarden Euro ein, ein Jahr zuvor waren es im Vergleichszeitraum noch 9,578 Milliarden Euro. Der Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) rutschte von 761 Millionen Euro auf ein Minus von 1,8 Milliarden Euro.