Vorzeitiger Rücktritt Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz gibt auf

Schmeißt hin: Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz konnte den Aufsichtsrat zuletzt nicht überzeugen
Foto: FRIEDEMANN VOGEL / EPANun ist es also so weit: Martina Merz (60) legt ihren Posten als Vorstandschefin von Thyssenkrupp nieder. Die Managerin habe den Aufsichtsrat um Gespräche zur Auflösung ihres Vertrags gebeten, teilte das Unternehmen am Montag in Essen mit. Der Personalausschuss des Kontrollgremiums will dem Wunsch entsprechen und Gespräche mit ihr führen.
Die Aktien von Thyssenkrupp reagierten mit deutlichen Verlusten auf den anstehenden Wechsel an der Unternehmensspitze. Die Anteilsscheine sackten um rund 10 Prozent ab und waren damit der mit Abstand schwächste Wert im MDax.
Merz ist seit Oktober 2019 Vorstandschefin des Ruhrkonzerns und die erste Frau auf diesem Posten. Ihr zwischenzeitlich verlängerter Vertrag sollte eigentlich noch bis Ende März 2028 laufen. Doch die ehemalige Bosch-Managerin war zuletzt bei Aktionären und den mächtigen Arbeitnehmervertretern unter Druck geraten. "Es fehlt seit Monaten ein Gesamtkonzept des Vorstandes", hieß es Anfang April in einem Schreiben der mächtigen Arbeitnehmervertreter nach einer Sondersitzung des Thyssenkrupp-Aufsichtsrats. Bei ihren Großprojekten, einem Börsengang der Wasserstofftochter Nucera, vor allem aber bei der Verselbstständigung der Stahlsparte, kam Merz einfach nicht voran. Dem Aufsichtsrat fehlte ein Plan, wie Teilnehmer damals dem manager magazin berichtete. So lief der Countdown für die CEO ab, der in dem heutigen Rücktritt endete.
"Wesentliche strategische Weichenstellungen sind erfolgt", erklärte Merz nun am Montag. Für die Verselbstständigung des Stahls seien vielversprechende Gespräche mit möglichen Partnern aufgenommen worden. "In der jetzt anstehenden Phase stehen finanzielle Expertise und die weitere Verbesserung der Performance im Vordergrund." Da seien zusätzliche kaufmännische Kompetenzen sicher nützlich. "Für diese Schwerpunktsetzung will ich im Interesse des Unternehmens den Weg öffnen", begründete die Managerin ihren Rücktritt.
Ein Nachfolger für Merz ist bereits gefunden: So soll der derzeitige Interimschef des Autozuliefers Norma Group, Miguel Angel Lopez Borrego (57), dem Aufsichtsrat als neuer Vorstandschef zum 1. Juni vorgeschlagen werden. Borrego arbeitete vor seiner Station bei Norma auch bei Siemens.