DIHK-Umfrage Viele Firmen produzieren wegen teurer Energie weniger

Unternehmen in Deutschland schränken wegen steigender Energiekosten die Produktion ein. Und es könnte noch schlimmer kommen, warnt DIHK-Präsident Peter Adrian.
Schneller als man gucken kann: Die Gaspreise steigen rasant und haben sich - Stand Ende Juli - im Vergleich zum Vorjahr um 159 Prozent verteuert, hat Verivox berechnet.

Schneller als man gucken kann: Die Gaspreise steigen rasant und haben sich - Stand Ende Juli - im Vergleich zum Vorjahr um 159 Prozent verteuert, hat Verivox berechnet.

Foto: Jens Büttner / dpa

Viele Unternehmen in Deutschland reagieren einer Umfrage zufolge auf die gestiegenen Energiepreise mit einer eingeschränkten Produktion. So seien 16 Prozent der Industriebetriebe gezwungen, die Produktion zurückzufahren oder Geschäftsbereiche zumindest teilweise aufzugeben. Das zeigt eine Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 3500 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen.

Knapp ein Viertel davon hat das nach eigenen Angaben bereits umgesetzt. Ein weiteres Viertel ist gerade dabei. Etwa die Hälfte dieser Unternehmen gibt an, entsprechende Schritte zu planen.

"Das sind alarmierende Zahlen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. Sie zeigten, wie stark dauerhaft hohe Energiepreise eine Belastung des Standortes seien. "Vielen Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, als zu schließen oder die Produktion an andere Standorte zu verlagern." Besonders stark betroffen ist der Auswertung zufolge die energieintensive Wirtschaft: Hier sind die Werte durchweg doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Industrie.

"Das, was wir aktuell an Rückgang des Gasverbrauchs in der Industrie beobachten, geht vor allem auf die Stilllegung von Maschinen und Anlagen zurück. Es lässt sich nicht unter einer verbesserten Energieeffizienz verbuchen", sagte Adrian.

Die Auswertung zeigt dem Verband zufolge auch, dass sich viele Unternehmen noch viel Gas für 2022 beschaffen müssen. Erst die Hälfte der Industriebetriebe hat ihren Bedarf bereits über Verträge gedeckt. Mehr als ein Drittel müssen noch mehr als 30 Prozent ihres Jahresbedarfes einkaufen.

Stimmung in deutschen Unternehmen fällt auf Zweijahrestief

Auch der Ifo-Index für Juli zeigt, dass Deutschland auf schwierige Zeitung zusteuert. Die Stimmung in deutschen Unternehmen ist in diesem Monat auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Das Geschäftsklima fiel zum Vormonat um 3,6 Punkte auf 88,6 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Es ist der niedrigste Stand seit Juni 2020.

Zuvor hatten bereits die Einkaufsmanager-Indizes für Juli eine Verschlechterung aufgezeigt: Die deutlich gestiegenen Energiepreise und die anhaltenden Lieferkettenprobleme hinterlassen tiefe Bremsspuren in der Wirtschaft. Der Index für die Industrie fiel von 52,1 auf 49,6, der Index für den Dienstleistungssektor von 53,0 auf 50,6.

Nach Einschätzung der Commerzbank hat vor allem der massive Anstieg der Verbraucherpreise große Löcher in die Kassen der privaten Haushalte gerissen und deren Kauflust gebremst. Dies bekomme auch der Dienstleistungsektor mit voller Wucht zu spüren.

Die Europäische Zentralbank, die in der vergangenen Woche die Zinswende eingeleitet und den Leitzins um 0,5 Prozent erhöht hatte, steht weiterhin vor einem Dilemma: Wegen der hohen Inflation müsste sie weiterhin die Zinsen erhöhen. Allerdings läuft sie angesichts der aktuellen Schwächezeichen der Wirtschaft Gefahr, die Eurozone in eine Rezession zu stürzen.

rei/dpa-afx

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