Aktien haussieren Siemens Energy und Siemens Gamesa kehren in die schwarzen Zahlen zurück

Im MDax notiert: Siemens Energy wurde im September vergangenen Jahres an die Börse gebracht
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Der Energietechnikkonzern Siemens Energy ist im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2020/21 operativ in die Gewinnzone zurückgekehrt und übertraf damit die eigenen Ziele. Von Oktober bis Ende Dezember profitierte das Unternehmen von operativen Verbesserungen, die die Kosten sinken ließen - aber auch von vorübergehenden positiven Effekten, wie Siemens Energy überraschend am Sonntagabend in München mitteilte.
Die im MDax notierte Aktie gewann am Montag deutlich. Kurz nach dem Auftakt stieg der Kurs um 5,86 Prozent auf 33,76 Euro zu. Seit dem Tief von Ende Oktober hat das Papier mehr als 80 Prozent gewonnen. Das Rekordhoch von 34,48 Euro von Mitte Januar rückt zudem wieder näher.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) erreichte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 rund 366 Millionen Euro - etwa dreimal so viel wie von Analysten erwartet, die Ergebnismarge lag bei 5,6 Prozent. Vor einem Jahr hatte Siemens Energy noch ein Minus von 74 Millionen Euro eingefahren. Nach Sondereffekten lag das operative Ergebnis bei 243 Millionen Euro. Sowohl mit der Energieerzeugungstechnik sowie beim Windkraftspezialisten Siemens Gamesa habe der Konzern stark abgeschnitten, schrieb Jefferies-Experte Simon Toennessen.
Der Umsatz stieg den Angaben zufolge um 2,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, was vorwiegend auf die Windkraftgeschäfte zurückzuführen war. In der Sparte Gas and Power, in der Siemens vor allem Turbinen zur Stromerzeugung herstellt, gingen die Erlöse dagegen um rund 3 Prozent zurück. Allerdings gebe es in dem Geschäft ermutigende Signale bei Aufträgen und Umsätzen, urteilte Analyst Philip Buller von der Berenberg Bank.
Beim Auftragseingang musste das Unternehmen einen deutlichen Rückgang verbuchen. Er belief sich auf 7,4 Milliarden Euro nach zuvor rund zehn Milliarden Euro - ein Minus von 26 Prozent. Allerdings verwies das Management auf die vergleichsweise hohen Auftragseingänge im ersten Quartal des Vorjahrs.
Den Ausblick für das Geschäftsjahr 2020/21 bestätigte das Unternehmen. So rechnet Siemens Energy weiter mit einem Umsatzanstieg von 2 bis 12 Prozent. Die bereinigte Ergebnismarge (Ebita) soll 3 bis 5 Prozent erreichen, nach minus 0,1 Prozent zuvor. Sowohl Gas and Power als auch Siemens Gamesa sollen dazu beitragen. Im vergangenen Geschäftsjahr hatten unter anderem Abschreibungen den frisch gebackenen Siemens-Ableger tief in die Verlustzone gedrückt. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von fast 1,9 Milliarden Euro. Eine Dividende gibt es daher nicht.
Siemens Energy bekommt "Lead Independent Director"
Den kompletten Bericht legt der Konzern, der sowohl Turbinen für Kohle-und Gaskraftwerke als auch mit der Tochter Siemens Gamesa für Windräder herstellt, am 2. Februar vor. Das Unternehmen hatte im November vergangenen Jahres allerdings mitgeteilt, sich aus dem Geschäft mit Kohlekraftwerken zurückziehen zu wollen.
Siemens Energy war von der Konzernmutter Siemens ausgegliedert und Ende September an der Börse notiert worden. Siemens hält seitdem noch 35,1 Prozent. 9,9 Prozent liegen beim Siemens-Pensionsfonds. Der Konzern will seine Anteile mittelfristig weiter senken.
Der am 3. Februar scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser (63) hatte bei den Aktionären von Siemens Energy jüngst für Aufsehen gesorgt, weil er ohne zweijährige Abkühlungsphase direkt in den Energy-Aufsichtsrat wechseln will. Vor gut einer Woche kam Kaeser dann den Anteilseignern entgegen und teilte mit, dass der Aufsichtsrat von Siemens Energy als erstes Kontrollgremium in einen "Lead Independen Director" bestellen wird, und zwar den ehemaligen Voith-Chef Hubert Lienhard (70).
Damit umwirbt Kaeser vor allem angelsächsische Investoren. Diese fordern seit vielen Jahren - bisher ohne Erfolg -, das Konzept des "Lead Independent Directors" auch in deutschen Kontrollgremien einzuführen. Dabei handelt es sich um ein nach allen Kriterien unabhängiges Aufsichtsratsmitglied, das neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden eine besonders starke Stellung einnimmt und – das ist besonders wichtig – von den Investoren auch direkt angesprochen werden kann.
Siemens Gamesa schafft ebenfalls wieder einen Gewinn
Auch die Siemens-Energy-Tochter Gamesa erfreute Anleger mit ihren Eckdaten zum ersten Geschäftsquartal. So legte der Umsatz zweistellig zu und operativ stand ein Gewinn in den Büchern. Auch hier brach allerdings der Auftragseingang deutlich ein im Vergleich zum Vorjahr. Der Aktienkurs reagierte im frühen Handel mit einem deutlichen Kurssprung, Analysten lobten die Eckdaten.
Analyst Akash Gupta sprach in einer am Montag vorliegenden Studie von der ersten positiven Zahlenmitteilung seit der Fusion von Gamesa mit der Windenergie von Siemens. Dies sei aber angetrieben von einmaligen positiven Effekten, deren Ausmaß bisher nicht näher beziffert sei. Insgesamt nehme seine Zuversicht hinsichtlich einer Trendwende bei dem Konzern zu.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag den Angaben zufolge bei 121 Millionen Euro, im Vorjahr stand hier noch ein Minus von 136 Millionen Euro. Im ersten Quartal des angelaufenen Geschäftsjahres (Ende September) seien nun positive Einmaleffekte angefallen, teilte Siemens Gamesa am späten Sonntagabend mit. Weitere Angaben dazu machte das Unternehmen nicht. Die bereinigte Ebit-Marge lag bei 5,3 Prozent.
Auftragseingang um 50 Prozent eingebrochen
Die Erlöse stiegen im ersten Geschäftsquartal um 15 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro dank gutem Wachstum im Offshore-Geschäft (Windanlagen auf See). Allerdings hätten negative Währungseffekte belastet, hieß es weiter. Der Auftragseingang sei dagegen im ersten Geschäftsquartal deutlich zurückgegangen und zwar um die Hälfte auf 2,3 Milliarden Euro. Das Offshore-Geschäft sei allerdings sehr volatil, so seien im Vorjahreszeitraum unter anderem viele Serviceaufträge eingegangen. Damit und mit Aufträgen für Anlagen rechnet Siemens Gamesa nun in den kommenden Quartalen.
Beim operativen Ergebnis schnitt Siemens Gamesa im ersten Geschäftsquartal besser ab, als die drei von Bloomberg aufgeführten Analysten erwartet hatten. Beim Umsatz lag der Konzern etwas unter den Schätzungen.
Der im November vorgelegte Ausblick für das Geschäftsjahr 2020/21 (Ende September) werde bestätigt, hieß es weiter. Entsprechend soll der Umsatz auf 10,2 bis 11,2 Milliarden Euro steigen (Vorjahr: 9,48 Milliarden Euro). Die Marge des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebit) erwartet der Konzern wieder im positiven Bereich. Sie soll 3,0 bis 5,0 Prozent betragen, nach minus 2,5 Prozent in 2019/20.