Takeda stockt Gebot für Shire auf Größter Pharmadeal des Jahres bahnt sich an

Pharmaindustrie: Takeda will Shire für 64 Milliarden Dollar übernehmen
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Die Pharmaindustrie steuert auf die größte Übernahme des Jahres zu. Der japanische Pharmakonzern Takeda hat sein Gebot für den irischen Rivalen Shire auf 64 Milliarden Dollar aufgestockt und stößt damit erstmals auf Interesse. Der Shire-Verwaltungsrats habe seinen Aktionären eine Annahme des Angebots empfohlen.
Weil Takeda aber noch einige Voraussetzungen erfüllen muss, um ein verbindliches offizielles Übernahmeangebot vorlegen zu können, vereinbarten die Führungsspitzen beider Konzerne eine Verlängerung der Frist bis zum 8. Mai. Ohne offizielle Offerte hätte sich Takeda gemäß dem britischen Übernahmegesetz sonst bis Mittwoch zurückziehen müssen.
Takeda bewirbt sich bereits seit Wochen um Shire und hat jetzt das fünfte Angebot vorgelegt. Der Verwaltungsrat der Iren hatte sich bisher jedoch gegen eine Offerte gesperrt, weil er den in Aussicht gestellten Preis für zu niedrig hielt. Erst am vergangenen Freitag hatte der japanische Konzern seinen Vorschlag auf 47 britische Pfund je Aktie erhöht, wodurch Shire mit etwa 43 Milliarden Pfund (60 Milliarden Dollar) bewertet worden wäre. Doch das war der Shire-Spitze offenbar immer noch nicht genug.
Das nun von Takeda in Aussicht gestellte erneuerte Angebot bewertet Shire den Angaben der Konzerne zufolge mit rund 46 Milliarden Pfund (64 Milliarden Dollar). Zahlen will Takeda dies teils in bar, der größere Teil soll in eigenen Aktien fließen. Zusammengenommen ergebe sich so ein Wert von 49 Pfund je Shire-Aktie, knapp ein Viertel mehr als der Schlusskurs vom Dienstagabend. Auf dieser Basis sei eine Empfehlung an die Aktionäre zur Annahme denkbar, hieß es von Shire.
Für Takeda wäre der Shire-Kauf die größte Übernahme in seiner Unternehmensgeschichte. Insgesamt wäre der Deal der bisher größte in der Pharmabranche in diesem Jahr.
Takeda-Aktie bricht um weitere 7 Prozent ein
Eine endgültige Entscheidung hängt aber noch von einigen anderen Bedingungen ab, darunter der erfolgreiche Ausgang einer weiteren Unternehmensprüfung bei den Iren. Auch müssten sich beide Konzerne noch über einige weitere Konditionen des überarbeiteten Angebotes einigen.
Die Shire-Aktie stieg in den ersten Handelsminuten rund 4 Prozent auf knapp 41 Pfund - damit liegt der Kurs weiter deutlich unter dem in Aussicht gestellten Preis. Dies hängt unter anderem an der hohen Aktienkomponente der geplanten Offerte. Dieser Teil des Gebots hängt von der weiteren Entwicklung des Takeda-Aktienkurses ab - und dieser sinkt seit Wochen.
Die Shire-Signale vom Mittwochmorgen kamen einmal mehr schlecht an: Die Takeda-Aktie brach um weitere 7 Prozent ein. Seit Ende März, als das Interesse der Japaner erstmals durchsickerte, sank der Börsenwert des Unternehmens um rund ein Fünftel auf zuletzt umgerechnet rund 27 Milliarden Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Investoren fürchten, dass sich Takeda mit der Fusion übernimmt. Schließlich werden die Japaner selbst nur mit 33 Milliarden Dollar bewertet.
Takeda fehlen potenzielle Blockbuster
Sollte das Geschäft tatsächlich nach den jetzt von Takeda präsentierten Vorstellungen durchgehen, werden die bisherigen Shire-Aktionäre künftig rund 50 Prozent des neuen Unternehmens halten. Der fusionierte Konzern soll dann sowohl an der japanischen Börse als auch in den USA gelistet sein.
Mit dem Griff nach Shire will das Takeda-Management das eigene Produktangebot aufpeppen, da derzeit neue potenzielle Blockbuster fehlen. Shire ist aus einem kleinen Anbieter von Kalziumpräparaten hervorgegangen und inzwischen auf die Behandlung seltener Krankheiten spezialisiert. Mit diesem Portfolio will der französische Takeda-Chef Christophe Weber sein Unternehmen in die obersten Ränge der Pharmabranche katapultieren.
Im vergangenen Jahr hatte sich Takeda den US-Pharmahersteller Ariad für 4,7 Milliarden Dollar einverleibt. Neben Shire will Takeda derzeit auch seinen Forschungspartner TiGenix übernehmen, ein Spezialist in der für die Medizin immer wichtigeren Stammzellenforschung.