Nach Angriff auf Raffinerie in Saudi-Arabien Sind Drohnen auch eine Gefahr für Deutschland?

Predator-Drohne der US Air Force
Foto: DPA/ USAFDie Attacke auf bedeutende Förderstätten und Raffinerien in Saudi-Arabien versetzt die Welt in Aufruhr. Der Ölpreis steigt, der Konflikt zwischen den USA und Iran droht zu eskalieren und Ökonomen warnen vor möglichen konjunkturellen Folgen. Ein Anschlag wie der in Saudi-Arabien scheint in Deutschland unvorstellbar. Doch welche Gefahr geht hierzulande tatsächlich von Drohnen aus? Wie ist die Infrastruktur geschützt? Und wie rüsten sich Unternehmen gegen die neue Bedrohung. manager-magazin.de hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.
Wäre ein Szenario wie das in Saudi-Arabien auch hierzulande denkbar?
Bislang hat es keinen derartigen Angriff gegeben. Hierzulande sind es bislang vor allem kleinere, ferngesteuerte Drohnen, die etwa für Industriespionagezwecke genutzt werden oder alleine mit ihrer Präsenz in Flughafennähe wiederholt für Unterbrechungen im deutschen Flugverkehr sorgten. Im vergangenen Jahr gab es alleine 158 Fälle, in denen der Flugverkehr durch Drohnen behindert wurde. Allerdings sind im Internet mittlerweile auch größere, ziemlich genau steuerbare Drohnen verfügbar, die beispielsweise mit Kameras oder Sprengstoff beladen, weitere Strecken zurücklegen können.
Wie viele Drohnen gibt es überhaupt in Deutschland?
Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland aktuell fast eine halbe Million Drohnen - davon werden laut einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Luftsverkehrswirtschaft (BDL) gerade einmal rund 19.000 für gewerbliche Zwecke eingesetzt. Deren Anzahl dürfte sich laut Schätzungen des Verbandes allerdings bis 2030 auf 126.000 erhöhen, weshalb aktuell auch an einem Erkennungssytem für registrierte/gewerbliche Drohnen gearbeitet wird.
Wie gut überwacht ist der deutsche Luftraum?
Die für den Luftverkehr in Deutschland zuständige Deutsche Flugsicherung (DFS) überwacht nur einen Teil des deutschen Flugraumes, und diesen von einigen Ausnahmen abgesehen auch nur ab einer bestimmten Flughöhe. Mit der von der DFS angewandten Technologie lassen sich kleinere Drohnen, die nicht mit einem Transponder ausgestattet sind, nach den Worten einer DFS-Sprecherin, gar nicht erfassen. Große Drohnen über sogenannten Primärradar als Ziel teilweise schon. Um was genau es sich handele, "ob eine Drohne oder ein Segelflugzeug", lasse sich so allerdings nicht feststellen.
Allerdings arbeitet die DFS im Auftrag des Bundesverkehrsministerium aktuell an einer sogenannten Roadmap zum Schutz der Flughäfen vor Drohnen, die dem Ministerium noch im September vorgelegt werden soll.
Wie Drohnen-Detektion funktioniert?
Gibt es denn Technologien, mit denen sich Drohnen exakt orten lassen - und als solche feststellen?
Ja , die gibt es. Und es gibt auch Unternehmen, die diese Technologie vertreiben. Eine Firma in diesem Bereich ist etwa das Kasseler Unternehmen Dedrone, das international Drohnenschutzsysteme vertreibt. Auch der Rüstungskonzern Rheinmetall bietet ein System zum Schutz vor Drohnen an, neben viele weiteren Anbietern, von denen sich einige auf einzelne Abwehrtechniken spezialisiert haben.
Wie funktioniert diese Drohnen-Detektion?
Da gibt es verschiedene Technologien. Der deutsche Anbieter Dedrone beispielsweise bietet Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen neben funkfrequenzbasierter Drohnenortung auch die Integration von Radar, Kameras und Audiosensoren an. Allerdings funktioniert die funkfrequenzbasierte Ortung nur bei ferngesteuerten Drohnen. Mittlerweile gibt es jedoch auch Drohnen, die auf ein Ziel programmiert werden können und keinen Funkkontakt zu einer Steuerinstanz mehr halten müssen.
Rheinmetall wiederum verwendet nach eigenen Angaben Infrarot, Laser und elektro-optischen Sensoren, um Drohnen zu entdecken und herauszufinden, was sie transportieren.
Wie lassen sich Drohnen ausschalten?
Auch da gibt es verschiedene Ansätze. Als sehr effektiv hat sich zuletzt in London, als Klimaaktivisten angekündigt hatten, den Flughafen Heathrow lahmlegen zu wollen, der Einsatz von Störsendern, das so genannte "jamming" erwiesen. Diese können beispielsweise verhindern, dass Drohnen GPS oder Fernsteuerungssignale empfangen oder diese mit falschen Informationen fehlleiten. Allerdings ist ein Einsatz solcher Störsender in der EU nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Und er ist für längere Zeiträume problematisch, da damit beispielsweise auch die GPS-Systeme von Rettungshubschraubern oder anderen Objekten gestört werden.
Neben Störsender gibt es aber auch andere - nicht immer völlig ausgereifte - Ansätze: von Jagddrohnen mit Fangnetzen, über Laserwaffen bis hin zu Schrotladungen oder anderen Geschossen.
Darf man in Deutschland Drohnen einfach abschießen?
Nein, das darf man nicht. Das wäre ein unzulässiger Eingriff in den Luftraum. Allerdings gibt es Einzelfälle, bei denen Abschüsse im privaten Umfeld nicht geahndet wurden.