Solarworld-Chef Asbeck: Ein Siliziumwerk soll Anfang 2015 die Produktion in Katar aufnehmen, ein Werk zur Herstellung von Solarmodulen werde geplant
Foto: DPAFrankfurt am Main - Solarworld geht nach der Rettung auf Expansionskurs. "Wir möchten einen weiteren Teil des Bosch-Werks in Arnstadt wiederbeleben", sagte Solarworld-Chef Frank Asbeck dem "Handelsblatt". Derzeit laufe in dem thüringischen Werk der Testbetrieb. Asbeck will dort Ingots bauen, ein Vorprodukt für Solarmodule. "Wir könnten dort im zweiten Quartal mit der Produktion starten", sagte der Firmenchef. Damit würde Solarworld eine Fertigungskapazität für Ingots von 500 Megawatt erhalten. Bisher kauft Solarworld die Ingots auf dem Weltmarkt ein.
Der Bonner Konzern hatte das Werk vor einem halben Jahr von Bosch übernommen. Nach seinem verlustreichen Ausflug in die Solartechnik hatte Bosch der Solarworld dabei noch eine Mitgift von rund 130 Millionen Euro gegeben.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Großaktionär Qatar Solar Technologies soll Solarworld bei der Expansion vorantreiben. Ein Siliziumwerk soll Anfang kommenden Jahres die Produktion in Katar aufnehmen, ein Werk zur Herstellung von Solarmodulen werde geplant. "Noch im nächsten Jahr will Qatar Solar Technologies mit dem Bau beginnen", sagte Asbeck. Bis 2016 soll dort ein Werk für Hochleistungsmodule mit einer Jahreskapazität von rund 250 Megawatt für den arabischen Markt entstehen.
Ende Oktober hatte Solarworld angesichts florierender Geschäfte in den USA bereits den Ausbau seines Werks in Hillsboro im US-Bundesstaat Oregon angekündigt. Dort profitiert der Konzern auch von Antidumpingzöllen, die die USA auf chinesische und taiwanische Solartechnik-Importe erheben.
Solarworld-Gläubiger hatten im Frühjahr auf große Teile ihrer Forderungen verzichtet, um das Unternehmen vor der Pleite zu retten und den Schuldenberg von über eine Milliarde Euro abzutragen. Die Altaktionäre verloren fast ihren gesamten Einsatz. Qatar Solar Technologies stieg zum größten Aktionär auf und hält 29 Prozent an Solarworld.
Scheich Tamim bin Hamad al-Thani ist ein heikler Staatsgast. Der Emir von Katar, 2013 von seinem Vater Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani inthronisiert, kommt an diesem Mittwoch nach Berlin. Das enge Verhältnis des Golfstaats zu Deutschland wird derzeit auf die Probe gestellt. Für Kritik sorgt vor allem die katarische Unterstützung radikalislamischer Gruppen in Ägypten, Syrien und anderswo.
Der militärischen Zusammenarbeit tut das aber keinen Abbruch. Bereits genehmigt ist ein über mehrere Jahre laufender 1,9-Milliarden-Euro-Deal. Der deutsche Hersteller Krauss-Maffei-Wegmann liefert 62 Leopard-Panzer nach Katar, außerdem bekommt das Emirat 24 Panzerhaubitzen. Weitere Aufträge nicht ausgeschlossen, für KMW und Leopard-Partner Rheinmetall eine große Hoffnung. Doch damit erschöpft sich die Bedeutung des Kleinstaats für die deutsche Wirtschaft noch längst nicht ...
Das größte Investment des Staatsfonds Qatar Investment Authority ist mit 15,6 Prozent des Kapitals von Volkswagen der zweite Großaktionär des größten deutschen Unternehmens - nach der Familie Porsche und vor dem Land Niedersachsen. Der Einstieg gelang 2009 im Übernahmekampf zwischen Porsche und Volkswagen (im Bild der damalige Porsche-Chef Michael Macht mit Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschabir al-Thani, Großonkel des Emirs, August 2009 vor der Porsche-Villa). Zuerst hatten die Stuttgarter um Kapitalhilfe des Emirats gebeten, dann verhalf Katar jedoch den Wolfsburgern zum Durchgriff. Den Porsche-Anteil hat Katar inzwischen wieder an die Familie verkauft.
Als "weißen Ritter" präsentierte auch der Baukonzern Hochtief die Holding des Emirats Katar - Ende 2010 zur Abwehr der Übernahme durch den spanischen ACS-Konzern. 11 Prozent der Hochtief-Aktien hält die Qatar Holding heute, ACS mit nun 61 Prozent hielt das nicht auf. Zugleich ist Katar ein wichtiger Auftraggeber mit etlichen Bauprojekten.
Weniger Aufregung gab es um den Einstieg Katars bei Siemens. Zuletzt gemeldet wurde die Erhöhung des Aktienanteils auf 3 Prozent im Mai 2012 - von Siemens als "nicht strategische Investition" bewertet. Inzwischen beläuft sich der Anteil des auf den Cayman-Inseln registrierten Vehikels DIC Company auf 4 Prozent, immerhin vergleichbar mit dem der Gründerfamilie Siemens. Der Konzern liefert dem Golfstaat mehrere Umspannwerke, ein neues Straßenbahnsystem und Turbinen für Gaskraftwerke.
Als Privatmann hat der bereits genannte Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschabir al-Thani die jüngste Kapitalerhöhung der Deutschen Bank mitgetragen. Der Scheich, der bis 2013 den Staatsfonds führte und als Ex-Premier die graue Eminenz im Staat war, brachte im Mai über seine Paramount Holding 1,75 Milliarden Euro nach Frankfurt - genug für einen Anteil von 6 Prozent.
Die Münchener Privatbank Merck Finck gehört einem ungenannten Mitglied der Königsfamilie komplett. Dessen Holding Precision Capital übernahme die Privatbankengruppe der belgischen Großbank KBC im Jahr 2012 für gut eine Milliarde Euro. Hinzu kam noch die Privatbanktochter von Dexia. Spekuliert wurde über Pläne, Luxemburg zum islamischen Finanzzentrum auszubauen.
Den Solarmodulhersteller Solarworld hat Katar ebenfalls aufgefangen. Seit der Rekapitalisierung Anfang 2014 gehört das Bonner Unternehmen zu 29 Prozent zu Qatar Solar, einer Tochtergesellschaft der Qatar Foundation. Die Stiftung, die eine Zukunft nach dem Öl- und Gaszeitalter vorbereiten soll, wurde von den Eltern des aktuellen Emirs gegründet. Solarworld baut jetzt eine Solarzellenfertigung in Katars Industriezone Ras Laffan auf.
Auch Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte schon große Auftritte in Katars Hauptstadt Doha, wie hier 2009 zum Großauftrag, in dem Land ein Bahnsystem aus dem Nichts zu erschaffen. Aus dem Joint-Venture für das 17-Milliarden-Euro-Projekt stieg die Deutsche Bahn 2012 allerdings aus, die Konzerntochter DB International bleibe aber "wichtigster strategischer Partner von Katar".
Wie die anderen aufstrebenden Airlines vom Golf, zählt auch die emiratseigene Qatar Airways zu den größten Kunden des europäischen Flugzeugbauers Airbus. Kurz vor dem Staatsbesuch des Emirs nahm Qatar-Airways-Chef Akbar al Baker (l.) den ersten Großraumflieger des Modells A380 in Hamburg von Airbus-Chef Fabrice Brégier in Empfang.
Das kleine Katar, dessen Bevölkerung zu 90 Prozent aus Ausländern besteht, kommt auf das welthöchste Pro-Kopf-Einkommen. Die Hauptstadt Doha hat in wenigen Jahren eine glitzernde Skyline bekommen.
Seinen Reichtum bezieht Katar aus dem riesigen Erdgasfeld im Persischen Golf, dessen nördliche Hälfte zu Iran gehört. Katar ist der Lieferant Nummer eins für Flüssiggas (LNG), hauptsächlich in Richtung Ostasien. Sollte sich der Konflikt mit Russland verschärfen, wäre Katar die erste Adresse, um Ersatz für russisches Gas zu bekommen. Noch allerdings ist der Preis auf dem europäischen Markt viel zu niedrig, um für Katar als Absatzgebiet attraktiv zu sein.
Seine gestiegene Bedeutung möchte das Emirat auch mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zementieren. Das Budget von 160 Milliarden Dollar stellt alles in den Schatten, was es bisher an Großereignissen gegeben hat. Dabei winken auch deutschen Firmen etliche lukrative Aufträge. Allerdings wird die Kritik an den Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen lauter, wegen des Korruptionsskandals um die Vergabe des Turniers durch den Fußballverband Fifa - und wegen der Sommerhitze - steht das ganze Event infrage.
Für das Sport-Business hat sich der Standort Katar jedoch längst etabliert. Der FC Bayern München hat seit Jahren sein Wintertrainingslager ins Aspire-Sportzentrum von Doha verlegt. Andere Proficlubs sind dem Ruf ebenfalls gefolgt.
Der militärischen Zusammenarbeit tut das aber keinen Abbruch. Bereits genehmigt ist ein über mehrere Jahre laufender 1,9-Milliarden-Euro-Deal. Der deutsche Hersteller Krauss-Maffei-Wegmann liefert 62 Leopard-Panzer nach Katar, außerdem bekommt das Emirat 24 Panzerhaubitzen. Weitere Aufträge nicht ausgeschlossen, für KMW und Leopard-Partner Rheinmetall eine große Hoffnung. Doch damit erschöpft sich die Bedeutung des Kleinstaats für die deutsche Wirtschaft noch längst nicht ...
Foto: Clemens Niesner/ dpaWeniger Aufregung gab es um den Einstieg Katars bei Siemens. Zuletzt gemeldet wurde die Erhöhung des Aktienanteils auf 3 Prozent im Mai 2012 - von Siemens als "nicht strategische Investition" bewertet. Inzwischen beläuft sich der Anteil des auf den Cayman-Inseln registrierten Vehikels DIC Company auf 4 Prozent, immerhin vergleichbar mit dem der Gründerfamilie Siemens. Der Konzern liefert dem Golfstaat mehrere Umspannwerke, ein neues Straßenbahnsystem und Turbinen für Gaskraftwerke.
Foto: Rainer Jensen/ dpaDie Münchener Privatbank Merck Finck gehört einem ungenannten Mitglied der Königsfamilie komplett. Dessen Holding Precision Capital übernahme die Privatbankengruppe der belgischen Großbank KBC im Jahr 2012 für gut eine Milliarde Euro. Hinzu kam noch die Privatbanktochter von Dexia. Spekuliert wurde über Pläne, Luxemburg zum islamischen Finanzzentrum auszubauen.
Foto: DPADen Solarmodulhersteller Solarworld hat Katar ebenfalls aufgefangen. Seit der Rekapitalisierung Anfang 2014 gehört das Bonner Unternehmen zu 29 Prozent zu Qatar Solar, einer Tochtergesellschaft der Qatar Foundation. Die Stiftung, die eine Zukunft nach dem Öl- und Gaszeitalter vorbereiten soll, wurde von den Eltern des aktuellen Emirs gegründet. Solarworld baut jetzt eine Solarzellenfertigung in Katars Industriezone Ras Laffan auf.
Foto: Ole Spata/ dpaAuch Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte schon große Auftritte in Katars Hauptstadt Doha, wie hier 2009 zum Großauftrag, in dem Land ein Bahnsystem aus dem Nichts zu erschaffen. Aus dem Joint-Venture für das 17-Milliarden-Euro-Projekt stieg die Deutsche Bahn 2012 allerdings aus, die Konzerntochter DB International bleibe aber "wichtigster strategischer Partner von Katar".
Foto: A2800 epa Farag/ dpaSeine gestiegene Bedeutung möchte das Emirat auch mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zementieren. Das Budget von 160 Milliarden Dollar stellt alles in den Schatten, was es bisher an Großereignissen gegeben hat. Dabei winken auch deutschen Firmen etliche lukrative Aufträge. Allerdings wird die Kritik an den Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen lauter, wegen des Korruptionsskandals um die Vergabe des Turniers durch den Fußballverband Fifa - und wegen der Sommerhitze - steht das ganze Event infrage.
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