

Moskau/Minsk - Weißrussland hat Managern des russischen Bergbaukonzerns Uralkali Betrug im Umfang von 100 Millionen US-Dollar (rund 75 Millionen Euro) vorgeworfen. Die Ermittlungsbehörde der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik prüft nach eigenen Angaben Beschlagnahmungen von Immobilien oder Besitz des Unternehmens.
Wegen Amtsmissbrauchs verhängte ein Gericht in der Hauptstadt Minsk zwei Monate Untersuchungshaft gegen Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner, wie Pawel Traulko von der Ermittlungsbehörde am Dienstag der Agentur Interfax sagte. Baumgertner war am Vortag am Flughafen von Minsk festgenommen worden, nachdem er den weißrussischen Regierungschef Michail Mjasnikowitsch getroffen hatte.
Aussagen von Baumgertner zum Kali-Markt hatten in den vergangenen Wochen den Aktienkurs des deutschen Düngemittelherstellers und Dax-Unternehmens K+S stark unter Druck gesetzt. Am Dienstagvormittag erholte sich der Kurs wieder - wie bereits am Vortag.
Hintergrund des "Kali-Krieges" ist nach Angaben aus Minsk der überraschende Ausstieg von Uralkali aus einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali Ende Juli. Dabei sollen Baumgertner und drei weitere Uralkali-Manager Insiderwissen zur eigenen Bereicherung missbraucht haben. Uralkali wies die Vorwürfe zurück.
Russland reagierte empört. Vize-Ministerpräsident Igor Schuwalow sagte: "Was geschehen ist, ist absolut inakzeptabel." Die Situation sei "sonderbar, unangemessen und passe nicht zu einer Partnerschaft".
Uralkali und Belaruskali waren acht Jahre lang Partner im Joint Venture BPC, das für 43 Prozent der weltweiten Kali-Exporte steht. Das Ende der Zusammenarbeit hat weltweit Wellen an den Kalimärktengeschlagen, weil Experten einen Preisverfall vorhersagen.
Für Weißrussland ist das Ende der Handelsallianz besonders schmerzlich, da Kali einer der wichtigsten Devisenbringer für das Land ist, das von Präsident Alexander Lukaschenko seit 1994 mit harter Hand regiert wird. Weißrussische Ermittler schätzen den Schaden für das Land auf rund 100 Millionen Dollar - eben so hoch wie der angeblich durch Baumgertner verursachte Betrugsschaden.
K+S ist der einzige Rohstoffkonzern im Dax und der einzige große Kalilieferant aus Westeuropa. Wegen vergleichsweise hoher Produktionskosten gilt das Unternehmen aus Kassel aber als besonders anfällig, sollten die Kalipreise spürbar fallen. Das hat ...
Uralkali aus Russland angekündigt, mit einer Produktion von 9,1 Millionen Tonnen 2012 Weltmarktführer und fast doppelt so groß wie K+S. Uralkali will seine Produktion schon im kommenden Jahr auf 13 Millionen Tonnen steigern. Größtes Plus ist die direkte Bahnverbindung nach China. Konzernchef Wladislaw Baumgertner erklärt den Abschied von der bisherigen Strategie, dem Preis Vorrang vor der Absatzmenge zu geben. Kali dürfte bis Jahresende nach seiner Prognose um ein Viertel billiger werden. Hintergrund ist ein Zerwürfnis mit ...
Belaruskali. Das weißrussische Staatsunternehmen, nach produzierter Menge die globale Nummer zwei, bildete bislang mit Uralkali das Exportbündnis BPC. Zusammen mit dem kanadischen Kartell Canpotex waren 80 Prozent des weltweiten Kaliexports in diesem Duopol versammelt, was für stabile (hohe) Preise und hohe Margen sorgte. Die Russen geben die Schuld für das Platzen des Bündnisses den Weißrussen, ...
... deren Präsident Alexander Lukaschenko noch kurz zuvor Ende Juli von einem bevorstehenden Abkommen mit Russland gesprochen hatte. Zwischen den Zeilen der Mitteilung stand jedoch, dass der klamme Staat vor allem auf größere Absatzmengen setzt. Weißrussland hat sich mit einem katarischen Chemikalienhändler zusammengeschlossen und sucht zudem sein Glück in Brasilien.
Nicht erfreut dürfte Uralkali-Großaktionär Sulejman Kerimow sein. Seine Aktien verloren drastisch an Wert. Der von Kerimow gesponserte Fußballverein Anshi Machatschkala musste zuletzt seine Strategie von teuren Zukäufen auf lokale Talente ändern. Auch andere russische Oligarchen hängen am Kalimarkt ...
Andrej Melnitschenko (im Bild seine Yacht "A" in Singapur) war lange Großaktionär von K+S, das Dax-Unternehmen half ihm aber nicht beim Eintritt in den Kalimarkt. So versucht sein Düngemittelhersteller Eurochem jetzt im Alleingang, mit zwei neuen Bergwerken in den Markt vorzudringen, der höhere Profite als die anderen Düngemittel Phosphat und Stickstoff verspricht.
K+S versucht derweil sein Glück in Kanadas Prärie, wo sich bereits andere Branchengrößen tummeln. Marktführer Potash Corp. of Saskatchewan besitzt nach eigenen Angaben die weltgrößte Kapazität - mit einem angekündigten Wachstum auf 17 Millionen Tonnen bis 2015, das bereits zu 90 Prozent bezahlt sei.
Auch der US-Konzern Mosaic (Jahresproduktion 2012: 7,1 Millionen Tonnen) ist ebenso wie der eher auf Stickstoff und Phosphat fokussierte Hersteller Agrium im Exportkartell Canpotex.
Zu den etablierten Kalilieferanten zählt ebenso Israel Chemicals, das aus dem Toten Meer Kali gewinnt, aber auch kleine Bergwerke in England und Spanien besitzt. Eine Übernahme durch PCS verbot die israelische Regierung.
Bislang eher unbedeutend (rund 500.000 Tonnen) ist die Kaliproduktion des brasilianischen Eisenerzriesen Vale. Die Brasilianer planen aber Investitionen von zehn Milliarden Dollar, um in der Heimat und in Argentinien große Kalilager zu erschließen. In Südamerika werden wegen die weltweit höchsten Kalipreise erzielt. Auch andere Bergbaukonzerne spielen mit dem Markteintritt. BHP Billiton prüft, für 14 Milliarden Dollar das weltgrößte Kalibergwerk in Kanada zu errichten. Vorübergehend sinkende Preise stören angeblich nicht das Kalkül.
... deren Präsident Alexander Lukaschenko noch kurz zuvor Ende Juli von einem bevorstehenden Abkommen mit Russland gesprochen hatte. Zwischen den Zeilen der Mitteilung stand jedoch, dass der klamme Staat vor allem auf größere Absatzmengen setzt. Weißrussland hat sich mit einem katarischen Chemikalienhändler zusammengeschlossen und sucht zudem sein Glück in Brasilien.
Foto: Sergei Ilnitsky/ dpa... deren Präsident Alexander Lukaschenko noch kurz zuvor Ende Juli von einem bevorstehenden Abkommen mit Russland gesprochen hatte. Zwischen den Zeilen der Mitteilung stand jedoch, dass der klamme Staat vor allem auf größere Absatzmengen setzt. Weißrussland hat sich mit einem katarischen Chemikalienhändler zusammengeschlossen und sucht zudem sein Glück in Brasilien.
Foto: Sergei Ilnitsky/ dpa