Zuversicht nach Gewinneinbruch
Reifenhersteller Michelin hakt das Jahr 2020 ab
Der Conti-Rivale und Reifenhersteller Michelin hat 2020 bei Gewinn und Umsatz empfindliche Einbußen verzeichnet. Mit Zuversicht schaut der Konzern auf das laufende Jahr - auch wenn das Niveau vor der Pandemie nicht erreicht werde.
Mit Zuversicht ins neue Geschäftsjahr: Das gilt nicht nur für die das unverwechselbare Michelin-Männchen
Foto: AFP
Die Corona-Krise hat dem französischen Reifenhersteller Michelin einen herben Umsatz- und Gewinnrückgang eingebrockt. Allerdings verdiente das Unternehmen im laufenden Geschäft besser als gedacht. Für das laufende Jahr rechnet das Management wieder mit besseren Geschäften, wie Michelin am späten Montagabend mitteilte. Das Niveau aus dem Jahr vor der Pandemie dürfte aber auch 2021 außer Reichweite bleiben.
Im abgelaufenen Jahr sackte Michelins Umsatz um 15 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro ab. Der operative Gewinn der Segmente brach um nahezu 38 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro ein, übertraf aber die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Unter dem Strich blieb mit 625 Millionen Euro nur gut ein Drittel so viel Gewinn übrig wie im Jahr 2019.
Die Michelin-Aktie lag wie der europäische Branchenindex der Automobilhersteller und -zulieferer am Dienstag etwas im Plus. In Paris gewann das Papier des Konkurrenten von Continental am Vormittag 0,5 Prozent auf 118,25 Euro. Der Kurs war bereits seit Anfang November stark angestiegen, damals war eine Aktie noch um die 90 Euro wert.
Die Zahlen des zweiten Halbjahres seien stark ausgefallen, die neue Prognose dagegen gewohnt zurückhaltend, schrieb Jefferies-Analyst Sascha Gommel. Goldman-Analyst George Galliers kommentierte das Zahlenwerk in einer ersten Stellungnahme ähnlich.
Michelin rechnet mit deutlich steigender Nachfrage
Für das neue Jahr erwartet Michelin-Chef Florent Menegaux (58), dass die Nachfrage nach Reifen für Pkw und Kleinlaster um sechs bis zehn Prozent zulegt. Der Markt für Lkw-Reifen dürfte um vier bis acht Prozent und für Spezialprodukte um acht bis zwölf Prozent wachsen. Auf Jahressicht dürften Preise und Rohmaterialkosten per Saldo dem Wachstum leichten Rückenwind geben, wohingegen von Währungskursen deutlicher Gegenwind zu erwarten sei, hieß es von Michelin. Bei stabilen Währungskursen rechnet Menegaux für 2021 mit einem operativen Gewinn der Segmente von mehr als 2,5 Milliarden Euro.
Voraussetzung sei jedoch, dass die Lieferketten infolge der Pandemie nicht unterbrochen werden oder die Bewegungsfreiheit der Menschen eingeschränkt werde. Michelin hatte bereits Anfang Januar mitgeteilt, in den kommenden drei Jahren bis zu 2300 Stellen in Frankreich abzubauen. Das soll großteils über freiwillige Vorruhestandsmöglichkeiten erreicht werden.
Allerdings hatte der Hersteller angekündigt, für jeden wegfallenden Arbeitsplatz innerhalb eines realistischen Zeitrahmens möglichst einen neuen zu schaffen - etwa durch Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Mitarbeiter bei Michelin genießen einen hohen Grad an Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. So können die Werksarbeiter ihre Arbeit zu großen Teilen selbst organisieren.
Die Aktionäre sollen je Aktie 2,30 Euro Dividende erhalten. Das ist deutlich mehr als Experten erwartet hatten. Diese hatten nur mit 1,87 Euro gerechnet.