Rückkehr in die Gewinnzone Lufthansa fliegt im Tagesgeschäft Milliardengewinn ein

Zuversichtlich für 2023: Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Foto: Michaela Rehle/ REUTERSDie Lufthansa hat nach den massiven Verlusten während der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr wieder einen Gewinn eingeflogen. Das bereinigte Betriebsergebnis belief sich auf 1,5 Milliarden Euro nach einem Defizit von 1,7 Milliarden Euro im Jahr zuvor, wie der Luftfahrt-Konzern am Freitag mitteilte. Die starke Nachfrage nach Flügen von Reisenden und in der Luftfracht verschaffte der Airline 2022 mit 32,8 Milliarden Euro einen fast doppelt so hohen Erlös wie im Jahr zuvor. "Die Lufthansa ist zurück. In nur einem Jahr ist uns ein nie zuvor erreichter finanzieller Turnaround gelungen", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr (56). Die Nachfrage sei auch im laufenden Jahr ungebrochen hoch. Die Ticketpreise sollen weiter rund ein Fünftel über dem Vorkrisenniveau liegen.
Erneut war allerdings die Frachttochter Lufthansa-Cargo mit einem Rekordergebnis von 1,6 Milliarden Euro größte Gewinnquelle, während die Passagier-Airlines wegen des schwachen ersten Halbjahres noch 300 Millionen Euro Verlust einfuhren. Auch schlugen hohe Kosten von 555 Millionen Euro zur Entschädigung von Kunden für Flugausfälle und -verspätungen im Sommer zu Buche, als es in der Luftfahrt wegen Personalmangels überall klemmte. Die Airlines der Gruppe – neben Lufthansa und dem Ferienflieger Eurowings die Schweizer Swiss, Austrian Airlines (AUA) und Brussels Airlines – beförderten 2022 insgesamt 102 Millionen Passagiere, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Swiss und AUA erzielten als erste wieder Gewinn. Auch unter dem Strich schaffte der Konzern schwarze Zahlen: Der Nettogewinn lag bei 791 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit 875 Millionen Euro gerechnet.
Die zuletzt stark gestiegene Aktie legte am Freitag deutlich zu und kletterte an die MDax-Spitze. Die Anteilsscheine notierten erstmals seit 2020 wieder über 10 Euro. Zuletzt stand ein Plus von 6 Prozent zu Buche.
Das Comeback der Lufthansa belohnt auch Großaktionär Klaus-Michael Kühne (85) mit üppigen Kursgewinnen . Mit insgesamt 17,5 Prozent ist er inzwischen der größte Aktionär des Airline-Konzerns.
Die Lufthansa hat die Krise also überwunden. Doch seine größte Schwäche wird Vorstandschef Spohr nicht los: das Mentalitätsproblem. Im Konzern herrscht ein regelrechter Kulturkampf .
Zuversicht für 2023 – weitere Erholung in Sicht
Doch Spohr gibt sich zuversichtlich. Im laufenden Jahr soll die Erholung zurück zum Vorkrisenniveau von 2019 weitergehen: Der bereinigte Betriebsgewinn soll deutlich steigen und ein großer Schritt zum Ziel für 2024 geschafft werden. Das Renditeziel von 8 Prozent entspreche mehr als drei Milliarden Euro operativem Gewinn, erklärte die Lufthansa. Das Kapazitätsangebot bei den Passagierairlines soll auf 85 bis 90 Prozent gesteigert werden von 72 Prozent im vergangenen Jahr. Auch die Konkurrenz gibt sich optimistisch: Die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG nahm sich ein operatives Ergebnis von 1,8 bis 2,3 Milliarden Euro vor nach 1,2 Milliarden im abgelaufenen Jahr. Air France-KLM setzt auf eine weitere Erholung und will das Angebot an Sitzplätzen fast auf die Kapazität von 2019 hochfahren nach 85 Prozent 2022. Europas größter Billigflieger Ryanair will in diesem Jahr 168 Millionen Tickets verkaufen, deutlich mehr als vor der Pandemie.
Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo, die größte Gewinnquelle während der Corona-Krise, sollen Umsatz und Ergebnis nach einer Sonderkonjunktur allerdings zurückgehen. Die Transportpreise in der Luftfahrt waren während der Corona-Pandemie stark gestiegen – im vergangenen Jahr waren sie mehr als doppelt so hoch wie 2019. Das kehrt sich mit der schwächeren Konjunktur und wieder wachsenden Frachtkapazitäten weltweit mittlerweile um. Die Frachtpreise sinken, nach Einschätzung der Lufthansa gibt es aber keinen Einbruch bis aufs Vorkrisenniveau.