Wechsel zu Renova
Zahlen Sie das Geld zurück, Herr Löscher!
Der Wechsel des früheren Siemens-Chefs Peter Löscher zum russischen Oligarchen Viktor Vekselberg hat in mehrfacher Hinsicht ein Geschmäckle. Löscher sollte zumindest den Teil der Abfindung, den er für sein Wettbewerbsverbot bekommen hat, zurückgeben.
Von Siemens zu Renova: Peter Löscher kann sich an der Holding des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg auch finanziell beteiligen
Foto: Peter Kneffel/ picture alliance / dpa
Die Farce um Peter Löschers unfreiwilligen Abtritt von der Siemens-Spitze treibt selbst ein halbes Jahr später noch neue Blüten. Erst wird zu Wochenbeginn - übrigens auch für einige Siemens-Aufsichtsräte überraschend - bekannt, dass der Österreicher zusätzlich zu seinen 17 Millionen Euro Abfindung in größerem Umfang Zusagen für Aktienoptionen erhalten hat.
Insidern zufolge beträgt deren Wert etwa 11 bis 13 Millionen Euro, und Löscher bekam sie "aus Kulanzgründen" dafür, dass er bis Mitte 2015 zu keinem Wettbewerber wechselt.
Dann wird öffentlich, dass Löscher ebendies womöglich doch tut: dass er im März an die Spitze der Renova Mangement AG (RMAG) des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg tritt. In der RMAG hat Vekselberg primär seine internationalen Beteiligungen gebündelt, also die Aktienpakete an den Schweizer Industriekonzernen OC Oerlikon und Sulzer.
Sulzer konkurriert mit
Siemens etwa im Service für Turbinen, Kompressoren und Generatoren. Das ist zwar nur eines von unzähligen Siemens-Geschäften - doch Vekselberg hat noch viel mehr vor. So kündigte er in seiner Pressemitteilung an, RMAG solle weitere Firmen kaufen und dabei als "industrieller Investor in relevanten Sektoren" agieren. Sonst hätte er auch kaum so prominente Wirtschaftsführer wie den Ex-Siemens-Chef oder den früheren Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann engagieren brauchen, der in den Verwaltungsrat einzieht. Eine weitere Kollision mit Siemens-Geschäften scheint da fast unvermeidlich.
Kollision mit Siemens-Geschäften scheint unvermeidlich
Schon Löschers Wechsel zu Vekselberg an sich hat ein Geschmäckle. Vekselberg und Löscher kennen sich gut, spätestens seit Löscher dem Multimilliardär half, die Innovationsstadt Skolkowo ins Leben zu rufen. Skolkowo ist ein Projekt der russischen Regierung, eine Art "russisches Silicon Valley" 20 Kilometer südlich von Moskau, entstanden auf der grünen Wiese.
Neben Universitäten brauchte Vekselberg dafür vor allem Förderer aus der Industrie, die dort Forschungszentren aufbauen. Löscher war 2011 einer der ersten, die dafür 40 Millionen Euro zusagten. Seither wird das staatliche Mega-Projekt immer wieder geplagt von Korruptionsvorwürfen.
Auch in der Schweiz ist der 15,2 Milliarden Dollar ("Forbes") schwere Oligarch hoch umstritten und genießt in Deutschland ebenfalls einen zweifelhaften Ruf. Vekselberg sei jemand, "mit dem man nicht gerne fotografiert werden möchte", sagt ein Spitzenmanager aus der Deutschland AG.
Weitere Aufsichtsratsposten bei Dax-Konzernen wird Löscher nach diesem Karriereschritt somit kaum erwarten können. Im Gegenteil sollten auch Deutsche
Bank und Munich
RE darüber nachdenken, ob Löscher für ihre Kontrollgremien noch die richtige Besetzung ist. Wollen Deutschlands Finanzikonen riskieren, dass ihre Geschäftsstrategien demnächst in das Vekselberg'sche Vermögensmanagement einfließen? Selbst wenn dies nur indirekt wäre, da es in Löschers Kopf keine "Chinese Wall" geben kann?
Auch mit seiner Aufgabe als Präsident der Siemens-Stiftung scheint Löschers neuer Job kaum vereinbar. Der Konzern sollte zudem ernsthaft prüfen, ob der Ex-Chef nicht die Vereinbarungen verletzt.
Seriös und redlich wäre es, wenn Löscher die ihm gewährten Aktienoptionen im Wert von bis zu 13 Millionen Euro freiwillig zurückgeben würde - der Teil der Abfindung, den er für das Wettbewerbsverbot erhielt. Zu rechen ist damit aber nicht.