Ex-Chef wird Aufsichtsratschef Achtung Büchele - Reitzle kehrt zurück

Zwei Anführer: Bücheles Vorgänger Wolfgang Reitzle (links) kehrt nach der Abkühlphase als Aufsichtsratschef zu Linde zurück - und dürfte sich kaum mit der Rolle des passiven Beobachters begnügen
Foto: DPAAm 21. Mai soll der 67 Jährige offiziell mit der Arbeit beginnen. Reitzle gilt als ein sehr ehrgeiziger Manager, der nichts dem Zufall überlässt, sondern genau wissen will, was im Unternehmen vorgeht. Beobachter glauben deshalb, dass sich Reitzle kaum mit der passiven Rolle eines Kontrolleurs abfinden wird, der laut deutschen Gesetz im Tagesgeschäft nichts zu suchen hat.
Vor zwei Jahren hatte Reitzle den Gasespezialisten aus Altersgründen verlassen. Einen Sitz im Aufsichtsrat durfte er damals nicht übernehmen, da er erst einmal die gesetzlich vorgeschriebenen Abkühlphase von zwei Jahren nach dem Ausscheiden aus dem Chefbüro abwarten musste. Allerdings standen zunächst einer Rückkehr zu Linde die vielen Aufsichtsratsposten, die Reitzle seit seinem Renteneintritt gesammelt hat, im Wege.
Vor allem der sehr anspruchsvolle Vorsitz im Verwaltungsrat des erst im vergangenen Jahr fusionierten Baustoffkonzerns LafargeHolcim war dem noch amtierenden Linde-Chefkontrolleur Manfred Schneider ein Dorn im Auge, der deshalb zunächst eine Berufung Reitzles zum Aufsichtsratschef ablehnte.
Roegners Comeback: Reitzle bringt auch Vertraute mit
Reitzle gab deshalb seinen Posten beim Baustoffriesen auf, um mehr Zeit für Linde zu haben. Zum Jahreswechsel kehrte bereits einer von Reitzles engsten Weggefährten auf seinen früheren einflussreichen Posten bei Linde zurück: Harry Roegner, der Reitzle viele Jahre als Sprecher und auch in die Schweiz begleitet hatte, löste überraschend Bücheles Vertrauten Ulrich Porwollik als Kommunikationschef ab.
Reitzle hatte während seiner Amtszeit bei Linde das Unternehmen Schritt für Schritt umgekrempelt und auf Gase und Anlagenbau konzentriert. Der Verkauf der Kältetechnik und der Gabelstapler-Sparte gehörten ebenso dazu, wie die Großübernahme des britischen Konkurrenten BOC. Einen Coup landete Reitzle zuletzt 2012 mit dem milliardenschweren Kauf von Lincare, einem US-Spezialisten für medizinischen Sauerstoff. 2013 erlebte der Konzern unter Reitzles Führung das vierte Rekordjahr in Folge.
Reitzle, der in zweiter Ehe mit der TV-Moderatorin Nina Ruge verheiratet ist, hat in seiner beruflichen Laufbahn aber nicht nur die Sonnenseite kennengelernt. Begonnen hat der promovierte Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur 1976 beim Autobauer BMW , wo er schnell Karriere machte und mehrmals kurz vor der Berufung zum Vorstandschef stand. Doch die Rover-Krise kam ihm dazwischen. Zusammen mit dem damaligen BMW-Chef Bernd Pischetsrieder musste Reitzle das Unternehmen 1999 verlassen.