Chinesen wollen Kuka kaufen - Kommandoaktion in Berlin Steigen jetzt Araber bei Kuka ein?

Von mm-newsdesk
Kuka-Roboter (im Einsatz im VW-Werk in Wolfsburg): "Know-How-Träger für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft"

Kuka-Roboter (im Einsatz im VW-Werk in Wolfsburg): "Know-How-Träger für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft"

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Deutschlands Regierung lotet die Chancen für ein heimisches Angebot für den Roboterbauer Kuka  aus. Am Mittwoch bestätigte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) entsprechende Informationen von manager-magazin.de: "Es gibt Bemühungen, ein alternatives Angebot zu formulieren", sagte er. Nach Informationen von manager-magazin.de wird derzeit im Kanzleramt und Bundeswirtschaftsministerium eruiert, ob ein Konsortium unter operativer deutscher Führung das Angebot des chinesischen Interessenten Midea kontern könnte. Die Offerte der Chinesen bewertet die Aktien des Augsburger Roboterbauers mit insgesamt 4,6 Milliarden Euro.

Denkbar sei etwa, dass ein deutscher Autobauer wie Volkswagen oder ein IT-Konzern mit Interesse an dem Mega-Trend "Industrie 4.0" sich engagiere, heißt es. Die Finanzierung müsste dann aber wohl von anderer Seite kommen - beispielsweise weil der Volkswagen-Konzern angesichts seiner eigenen Probleme seine Aktionäre derzeit nur schwer von einer Milliardeninvestition überzeugen könne. Überlegt werde etwa, einen arabischen Staatsfonds zu gewinnen. Die Erfolgschancen werden nach Informationen von manager-magazin.de derzeit aber als gering angesehen. Die "FAZ" zitiert Gabriel mit den Worten: "Ob es dazu kommt, werden wir sehen."

Deutschlands Wirtschaftsminister hatte bereits zu Wochenbeginn rhetorisch eine solche Kommandoaktion vorbereitet. Einerseits solle man keine Vorbehalte gegen chinesische Beteiligungswünsche in Deutschland schüren, sagte Gabriel am Dienstag in Berlin. Andererseits würde er sich ein deutsches oder europäisches Alternativangebot zu der Offerte des Hausgeräteherstellers Midea wünschen. Schließlich sei Kuka einer der Know-how-Träger für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft.

Das Interesse Chinas an deutschen Technologiefirmen sei "noch nicht besorgniserregend, aber auffällig". Damit äußerte sich Gabriel ähnlich wie EU-Digitalkommissar Günther Oettinger.

Midea hatte vor wenigen Tagen angekündigt, seinen Anteil an Kuka von 13,5 Prozent auf mindestens 30 Prozent aufstocken zu wollen. Der Kuka-Vorstand hatte sich dazu positiv geäußert. Großaktionär des Unternehmens ist der Maschinen- und Anlagenbauer Voith mit 25,1 Prozent. Der Konzern aus Heidenheim hält sich noch offen, ob er den Chinesen seine Aktien andient.

Siemens hat bei Kuka schon abgewunken

Ein konkretes zweites Angebot für Kuka ist nicht in Sicht. Ein Kandidat, dem in der Vergangenheit immer wieder Interesse an Kuka nachgesagt wurde, hat Insidern zufolge schon abgewinkt: Der größte deutsche Technologiekonzern Siemens  habe die Idee geprüft und verworfen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen zu Reuters.

Große Chancen, einen Verkauf an die Chinesen zu verhindern, hat die Politik nach Gabriels Worten jedoch nicht, weil keine Sicherheitsbelange berührt würden. "Die Möglichkeiten, die wir haben, sind wesentlich auf das Reden beschränkt", sagte er. Das Kabinett habe sich mit dem Fall nicht beschäftigt, er selbst habe darüber mit dem Kanzleramt gesprochen. "Natürlich können sie sich vorstellen, dass wir in den letzten Tagen und Wochen eine Reihe von Gesprächen geführt haben, um all solche Möglichkeiten zu befördern", ergänzte Gabriel, ohne seine Gesprächspartner zu benennen.

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Gabriel sagte, es sei im Interesse deutscher Unternehmen, dass das industrielle Know-How dieses Landes im Kern auch in diesem Land bleibe. Führende Vertreter der deutschen Wirtschaft warnten jedoch davor, die anstehende Transaktion bei Kuka unter nationalem Blickwinkel zu betrachten. Der Präsident des Industrieverbandes BDI, Ulrich Grillo, sagte, es müsse darum gehen, den Regeln des freien Kapitalverkehrs zu folgen.

Wenn die Chinesen in Deutschland etwas kaufen wollten, sei das ein gutes Zeichen. Allerdings müsse China deutschen Firmen die gleichen Chancen im eigenen Land geben. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, sagte, Deutschland habe in China "unglaublich hohe" Summen investiert, während die chinesischen Investitionen in Deutschland nur gering seien. Wenn Deutschland offene Grenzen fordere, müsse es dies auch in im eigenen Land sicherstellen.

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Kleinaktionäre hatten auf der Hauptversammlung vor einem Ausverkauf deutscher Schlüsseltechnologie gewarnt, wenn der für die Autoindustrie wichtige Roboterproduzent mehrheitlich in chinesische Hände ginge. EU-Kommissar Oettinger sieht dies ähnlich. "Kuka ist ein erfolgreiches Unternehmen in einem strategischen Sektor mit wichtiger Bedeutung für die digitale Zukunft der europäischen Industrie", sagte er der "FAZ".

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Der schwäbische Industriekonzern Voith ist mit 25,1 Prozent an Kuka  beteiligt. Der Klimatechnikproduzent Midea hält bereits 13,5 Prozent und hatte im Februar eine Aufstockung angekündigt. Mitte Mai bot Midea einen Kauf zu 115 Euro je Aktie an und erklärte, mehr als 30 Prozent anzustreben.

Der nicht-börsennotierte Familienkonzern Voith legte sich nicht fest, ob er an seinem Aktienbesitz festhält oder die vor anderthalb Jahren erst erworbenen Aktien verkauft. "Das werden wir uns sehr sorgfältig überlegen", sagte Lienhard.

soc/rei/msc/Reuters
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