Thieles Tochter neue Matriarchin?
Knorr-Bremse hält in Corona-Krise gegen - Thiele-Erbe bleibt unklar
Der Bremsenhersteller ist für 2021 verhalten optimistisch. Einen Nachfolger für den kürzlich verstorbenen Patriarchen Heinz Hermann Thiele nannte Vorstandschef Mrosik jedoch nicht. Damit gehen die Spekulationen über sein Erbe weiter.
Patriarchen-Erbe weiter unklar: Der kürzlich verstorbene Heinz Hermann Thiele hält über 60 Prozent an Knorr-Bremse - was mit seinen Anteilen geschieht, bleibt weiter offen
Foto: HANDOUT/ AFP
Nach einem von der Corona-Krise geprägten Jahr blickt der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse wieder etwas optimistischer nach vorne. Umsatz und Gewinn dürften im laufenden Jahr zulegen, aber noch nicht ganz das Niveau der Zeit vor der Krise erreichen, sagte der neue Vorstandschef Jan Mrosik (56), der erst im Januar von Siemens zu Knorr-Bremse kam. Hoffnung mache die Green-Deal-Politik der EU, Sorge bereite hingegen die chinesische Autonomiepolitik, die zunehmend landeseigene Lieferanten bevorzuge.
Im laufenden Jahr will Knorr-Bremse den Umsatz wieder auf 6,5 bis 6,9 Milliarden Euro steigern. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) soll 17,5 bis 19,0 Prozent betragen. In der Lkw-Sparte dürfte das erste Quartal das stärkste des Jahres sein - danach bremsten der Halbleitermangel und China das Tempo, so Mrosik weiter. In der Zugsparte wiederum seien zwar alle Werke gut ausgelastet, aber in China und Indien würden Aufträge verschoben. Daher dürfte hier das erste Quartal das schwächste sein. Der Auftragsbestand des Konzerns insgesamt sei mit fünf Milliarden Euro auf Rekordniveau.
Analysten stuften den Ausblick gerade bei der Marge als vorsichtig ein. Die im MDax gelistete Aktie büßte in einem schwachen Marktumfeld mehr als zwei Prozent auf 103,30 Euro ein. Die Aktie des Unternehmens ist seit Herbst 2018 an der Börse notiert. Seitdem legte der Kurs um fast 30 Prozent zu, auch wenn das Papier das Anfang 2021 erreichte Rekordniveau von 117 Euro nicht halten konnte. An die Aktionäre plant Knorr-Bremse zwischen 40 und 50 Prozent des Gewinns als Dividende auszuschütten, wie Finanzvorstand Frank Markus Weber sagte.
Umsatz und Gewinn in 2020 gesunken
Das Unternehmen mit seinen rund 30.000 Mitarbeitern war im abgelaufenen Jahr - wie bereits bekannt - glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Der Umsatz ging wegen des Einbruchs der Lkw-Nachfrage in Europa und Nordamerika um 11 Prozent auf 6,16 Milliarden Euro zurück, lag damit aber am oberen Ende der eigenen Erwartungen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 17 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro, die Ebitda-Marge ging auf 18 (2019: 19,2) Prozent zurück. Der Nettogewinn sank um 16 Prozent auf 532,2 Millionen Euro.
Knorr-Bremse habe seine Widerstandsfähigkeit gezeigt und besser abgeschnitten als der Markt, bekräftigte Mrosik. Die Kunden aus der Bahnindustrie hätten den Einbruch der Passagierzahlen für Wartungsarbeiten genutzt, was das Servicegeschäft stabilisiert habe. Die Nutzfahrzeugproduktion habe sich in China, aber auch in Europa und Nordamerika, schnell erholt.
Wer wird neuer Eigentümer von Knorr-Bremse?
Nach dem überraschenden Tod des Mehrheitsaktionärs und stellvertretenden Aufsichtsratschefs Heinz Hermann Thiele im Februar gebe es "keine Signale seitens der Familie Thiele, dass es zu Instabilitäten kommen wird", sagte Mrosik weiter.
Thiele war am 23. Februar im Alter von 79 Jahren überraschend verstorben. Der Selfmade-Milliardär hatte Knorr-Bremse Mitte der 1980er Jahre übernommen und zu einem profitablen Weltmarktführer für Zug- und Lkw-Bremsen ausgebaut. Der Unternehmer (lesen Sie hier ein ausführliches Porträt über Thiele) hielt zuletzt über verschiedene Holdings knapp 60 Prozent der Anteile an Knorr-Bremse und war stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens. Was mit seinen Anteilen nun geschieht, ist noch unklar.
Thiele war verheiratet und hatte zwei Kinder. Sein Sohn, Henrik Thiele schied im Jahr 2015 im Streit bei Knorr-Bremse aus und verkaufte später auch Anteile an den Beteiligungsgesellschaften der Familie. Seine Tochter, die Juristin Julia Thiele-Schürhoff (49), sitzt seit 2016 im Aufsichtsrat von Knorr-Bremse. Es wird spekuliert, dass sie die neue Matriarchin bei Knorr-Bremse wird.
Patriarchen-Erbe weiter unklar: Der kürzlich verstorbene Heinz Hermann Thiele hält über 60 Prozent an Knorr-Bremse - was mit seinen Anteilen geschieht, bleibt weiter offen