

Die Ankündigung kommt pünktlich zum Start der Leitmesse Mobile World Congress in Barcelona. Der Netzwerkausrüster Ericsson kann seinen Status als Verfolger von Huawei festigen: Die Schweden übernehmen für eine ungenannte Summe das Geschäft mit Mobilfunkantennen und -filtern des Rosenheimer Mittelständlers Kathrein. Im Rennen um die Zukunftstechnik 5G stehen sie jetzt besser da.
Für den Standort Deutschland hingegen ist es wieder ein Beispiel, wie diese Kompetenz verloren geht. Die Kathrein-Werke wurden bislang als Weltmarktführer im Antennenbau gerühmt, einer der für den deutschen Mittelstand typischen Hidden Champions. Inhaber und Firmenchef Anton Kathrein III. (34) spricht davon, "die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit dieses bedeutenden Geschäfts zu sichern" - was "angesichts der strategischen Optionen" auf einen Verkauf hinauslief.
4000 Beschäftigte an 20 Standorten wechseln zu Ericsson. Kathrein, vom ebenfalls Anton Kathrein genannten Großvater des heutigen CEO 1919 gegründet, wird damit im 100. Jubiläumsjahr regelrecht entkernt. Erst zum Jahreswechsel hatte Kathrein - nach drei Werksschließungen - einen weiteren Abbau hunderter Stellen für 2019 zur Konzentration auf das Kerngeschäft angekündigt.
Anfang Februar wurde der Verkauf der Sparte Automotive an Continental abgeschlossen - ein deutliches Zeichen der Umkehr vom Streben nach Größe in der zweiten Firmengeneration unter dem 2012 verstorbenen Anton Kathrein II. Der hatte in etlichen Unternehmerverbänden gewirbelt, für die Kathrein-Werke Milliardenumsätze ausgewiesen und sich nebenbei als Retter von Marken der deutschen Wirtschaftswunderzeit versucht - mit schnell sichtbarem Misserfolg im Fall Grundig; das Autofunkgeschäft von Blaupunkt hingegen schien unter Kathreins Obhut eine Fortsetzung zu erleben.
Mit nur 28 Jahren musste Anton Kathrein III. das Erbe als Jungunternehmer antreten. Zunächst wurde ihm auch der Nimbus des erfolgreichen Entrepreneurs übertragen. "Forbes" führte ihn neben Snapchat-Gründer Evan Spiegel als einen der wenigen jungen Milliardäre auf dem Globus.
Doch hinter den Kulissen wurde bald klar, dass sich diese Position nicht halten ließ. Das manager-magazin-Ranking der reichsten Deutschen führte Kathrein zuletzt noch auf Platz 524, mit 300 Millionen Euro Vermögen.
Die Umsätze? Künstlich aufgebläht. Die Struktur? Reinstes Patchwork. Die Finanzen? Der reinste Dschungel. Wenn dann auch noch die Auftragslage abflaut und die chinesische Konkurrenz die Sendeleistung hochfährt, wird die Mischung schnell toxisch. Also hat der Erbe zwei Werke geschlossen, mehrere Hundert Mitarbeiter müssen gehen. Die Banken hat er bekniet, noch ein wenig stillzuhalten.
Nach dem Verkauf an Ericsson bleiben nur noch das Geschäft mit Satellitenantennen, mit dem Kathrein in den 1990er Jahren groß geworden war, und mit Antennen für die Rundfunk-Übertragung. Der Elektronik-Fertiger Katek ging an die Beteiligungsfirma Primepulse.
Was aus dem verbleibenden Geschäft werden soll, ist offen. Die Sparten sollen so aufgestellt werden, dass sie eigenständig überleben können. "Noch ist die Neuordnung der Gruppe nicht abgeschlossen", betonte eine Sprecherin. Der Chef-Sanierer Hans-Joachim Ziems geht allerdings, sobald der Verkauf an Ericsson vollzogen ist.
Zum Start der Leitmesse Mobile World Barcelona kann Ericsson im Wettbewerb der 5G-Ausrüster punkten: Die Schweden übernehmen das Kerngeschäft mit Mobilfunkantennen und -filtern der Rosenheimer Kathrein-Werke.
Noch vor einem Jahr präsentierte sich Kathrein selbst als einer der führenden Visionäre der Branche. Doch ...
... das Unternehmen ist schon seit Jahren ein Sanierungsfall. Einige Werke wurden bereits geschlossen, das Automobilzuliefergeschäft gerade an Continental verkauft.
Firmeninhaber Anton Kathrein III. (34) steht noch mit 300 Millionen Euro Vermögen in der manager-magazin-Liste der reichsten Deutschen. Vor wenigen Jahren galt er noch als einer der jungen Milliardäre der Welt. Kathrein trat 2012 ein schweres Erbe an ...
Sein Vater Anton Kathrein junior hatte den Antennenspezialisten 1972 von Firmengründer Anton Kathrein senior übernommen, der sich 1919 als Bahnelektriker mit Blitzableitern selbständig gemacht hatte. In Juniors Zeit wurden Milliardenumsätze präsentiert, der Unternehmer versuchte sich nebenher (vergeblich) als Retter der Traditionsfirma Grundig und kaufte die Reste von Blaupunkt zu.
Kathrein junior war bis zu seinem Tod mit 61 Jahren ein Hansdampf in allen Gassen: Als Multifunktionär in mehreren Unternehmerverbänden befeuerte er die Geschichte vom Hidden Champion. Das Foto von 2012 zeigt ihn rechts neben dem damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil, BMW-Großaktionärin Susanne Klatten, Wolfgang Reitzle (damals Linde-Chef) und Herbert Hainer (damals Adidas-Chef).
"Die USA können uns nicht zerstören", tönt Huawei-Gründer Ren Zhengfei. Er hat einen chinesischen Global Player mit mehr als 100 Milliarden Dollar Jahresumsatz geschaffen - laut dem Analysedienst Dell'Oro mit 28 Prozent Weltmarktanteil der wichtigste Ausrüster von Telekommunikationsnetzen, seit Jahren Anmelder der meisten Patente und führend in der Entwicklung der Standards für die Mobilfunknetze der nächsten Generation (5G). Die USA klagen Huawei jedoch wegen Industriespionage und Verstößen gegen Iran-Sanktionen an und schließen die Chinesen von 5G-Aufträgen aus - außerdem üben sie Druck auf andere Staaten aus, die bisher stark auf Huawei-Equipment setzen, es ihnen gleich zu tun.
Die größte westliche Alternative ist Nokia. Die einstige Handy-Großmacht aus Finnland hat sich als Netzwerkspezialist neu erfunden, die entsprechenden Sparten von Siemens und Alcatel-Lucent übernommen. Trotzdem ist der Marktanteil laut Dell'Oro leicht rückläufig unter 20 Prozent. Der Konzern ist seit Jahren defizitär, wegen der Hoffnung auf eine leuchtende 5G-Zukunft ist der Börsenwert dennoch stark gestiegen.
Auch Ericsson aus Schweden, schon 2005 um die einstige General-Electric-Tochter Marconi verstärkt, kämpft mit Verlusten. Der Weltmarktanteil stagniert leicht unter 15 Prozent. Sollte Huawei in Europa zurückgedrängt werden, würde an Nokia und Ericsson als Gewinnern jedoch kaum ein Weg vorbeiführen.
Amerikas Netzwerkausrüster Nummer eins ist Cisco aus Kalifornien. Der ist jedoch eher darauf spezialisiert, Firmennetze auszurüsten - nicht flächendeckende Mobilfunkmasten für jedermann. Der Marktanteil liegt stabil bei knapp 10 Prozent, dafür aber hochprofitabel. Cisco hat sich im Ranking 2018 vorbeigeschoben an ...
... dem zweitgrößten chinesischen Hersteller ZTE, der einen deutlichen Knick nach unten verzeichnen musste. Der Konzern musste im Frühjahr einen politischen Angriff der USA verkraften, der ihn nach eigenen Angaben fast um die Existenz brachte. Wie bei Huawei wurde auch ZTE ein Verstoß gegen US-Sanktionen gegenüber Iran und Nordkorea vorgeworfen, als Antwort wurde US-Unternehmen zeitweise verboten, die Chinesen zu beliefern - woraufhin die ihre Produktion komplett einstellen mussten. Der Verzicht auf den Großkunden traf jedoch auch US-Firmen wie Qualcomm oder Intel.
Nicht im Ranking von Dell'Oro vertreten ist der südkoreanische Samsung-Konzern, der Hersteller der meisten Smartphones (und in dieser Position inzwischen bedrängt von Huawei). Erst seit einigen Jahren versucht Samsung sich auch wieder als Netzwerkausrüster, unter anderem von Netzbetreibern in den USA und Australien - wo Huawei ebenfalls ausgeschlossen wird - gab es wegen 5G schon einige Großaufträge.
Die größte westliche Alternative ist Nokia. Die einstige Handy-Großmacht aus Finnland hat sich als Netzwerkspezialist neu erfunden, die entsprechenden Sparten von Siemens und Alcatel-Lucent übernommen. Trotzdem ist der Marktanteil laut Dell'Oro leicht rückläufig unter 20 Prozent. Der Konzern ist seit Jahren defizitär, wegen der Hoffnung auf eine leuchtende 5G-Zukunft ist der Börsenwert dennoch stark gestiegen.
Foto: Vesa Moilanen/ APAuch Ericsson aus Schweden, schon 2005 um die einstige General-Electric-Tochter Marconi verstärkt, kämpft mit Verlusten. Der Weltmarktanteil stagniert leicht unter 15 Prozent. Sollte Huawei in Europa zurückgedrängt werden, würde an Nokia und Ericsson als Gewinnern jedoch kaum ein Weg vorbeiführen.
Foto: ? Bob Strong / Reuters/ REUTERS... dem zweitgrößten chinesischen Hersteller ZTE, der einen deutlichen Knick nach unten verzeichnen musste. Der Konzern musste im Frühjahr einen politischen Angriff der USA verkraften, der ihn nach eigenen Angaben fast um die Existenz brachte. Wie bei Huawei wurde auch ZTE ein Verstoß gegen US-Sanktionen gegenüber Iran und Nordkorea vorgeworfen, als Antwort wurde US-Unternehmen zeitweise verboten, die Chinesen zu beliefern - woraufhin die ihre Produktion komplett einstellen mussten. Der Verzicht auf den Großkunden traf jedoch auch US-Firmen wie Qualcomm oder Intel.
Foto: Sergio Perez/ REUTERSNicht im Ranking von Dell'Oro vertreten ist der südkoreanische Samsung-Konzern, der Hersteller der meisten Smartphones (und in dieser Position inzwischen bedrängt von Huawei). Erst seit einigen Jahren versucht Samsung sich auch wieder als Netzwerkausrüster, unter anderem von Netzbetreibern in den USA und Australien - wo Huawei ebenfalls ausgeschlossen wird - gab es wegen 5G schon einige Großaufträge.
Foto: Ahn Young-joon/ AP