Eon-Chef Johannes Teyssen (l.) und RWE-Chef Rolf Martin Schmitz bei der Ankündigung ihres Deals am 13. März 2018 in Essen.
Foto: Rolf Vennenbernd / dpaOberflächlich haben Vorstand und Aufsichtsrat des Ökostrom-Anbieters Innogy den mächtigen kapitalstarken Energie-Koloss RWE und Eon die ganz große Schmach erspart. Deren Plan: RWE, die knapp 77 Prozent an Innogy hält, soll das ganze Aktienpaket an Eon verkaufen, auf dass der Rivale dann Innogy zerlegt und zum Teil wieder an RWE zurückgibt. Übrig bleiben sollen zwei aufgehübschte Großkonzerne und ein Ex-Hoffnungsträger, der erst vor wenigen Monaten an die Börse gegangen war.
Das Ganze hatten Eon-Chef Johannes Teyssen und sein RWE-Kollege Rolf Martin Schmitz holzschnittartig über den Jahreswechsel festgelegt und Ende April bekannt gegeben, was Eon denn für eine Innogy-Aktie bis zum 6. Juli zu zahlen bereit ist: 38,40 Euro.
Weitere Details: nur ganz wenige.
An Tigges und seinen Kollegen war es nun, gegenüber ihren eigenen Aktionären eine Empfehlung abzugeben: Angebot annehmen und Aktie verkaufen oder ablehnen und Aktie behalten?
Für Eon-Chef Teyssen ist es extrem wichtig, wie sich Tigges und seine Kollegen positionieren: Die 77 Prozent an Innogy hat er zwar sicher - von RWE. Um aber seine Zerschlagungs- und Neuordnungspläne mit Innogy umsetzen zu können, braucht er 95 Prozent. Und die sollen ihm die Innogy-Aktionäre jetzt gleich im ersten Schritt schön brav abliefern. Jedes weitere Angebot, so Teyssens Kalkül, würde teurer werden.
Wie also würde Tigges entscheiden? Weil viele der Innogy-Spitzenkräfte eine lukrative Position bei RWE innehatten, innehaben oder innehaben wollen, schien die Sache klar. Das wird schon durchgewunken werden.
Innogy-Chef Uwe Tigges.
Foto: DPAFormal ist ein Kompromiss dabei herausgekommen: Dem flüchtigen Leser (und Kleinaktionär) teilten Aufsichtsrat und Vorstand von Innogy in ihrer"gemeinsamen begründeten Stellungnahme" mit, auf eine Empfehlung zu verzichten. Eon und RWE seien einfach zu viele Details schuldig geblieben. Die genauen Pläne seien Geheimsache und deswegen schwer zu bewerten. Der Preis erscheine zwar auf den ersten Blick angemessen, erklärte Innogy. "Werden jedoch die weitreichenden Tauschgeschäfte zwischen E.ON und RWE in die Überlegungen einbezogen, können Vorstand und Aufsichtsrat die Angemessenheit des Angebots für die Minderheitsaktionäre nicht abschließend beurteilen."
Persönlich aber positionierten sie sich eindeutig, wie sich in dem Dokument weiter hinten nachlesen lässt: Auf der Seite 87 etwa dokumentieren die drei der sechs Innogy-Vorstände, die Aktien am eigenen Unternehmen halten, ihre persönliche Ablehnung: "Herr Uwe Tigges, Dr. Hans Bünting und Herr Arno Hahn beabsichtigen derzeit, das Angebot der Bieterin mit allen von ihnen jeweils gehaltenen innogy Aktien nicht anzunehmen", steht da.
Genauso geschlossen steht der Aufsichtsrat: "Sämtliche Mitglieder des Aufsichtsrats, die innogy Aktien halten (Herr Ulrich Grillo, Frau Maria van der Hoeven, Herr Michael Kleinemeier, Frau Martina Koederitz, Frau Monika Krebber, Herr Robert Leyland, Frau Meike Neuhaus, Herr Dr. Rolf Pohlig, Herr René Pöhls, Herr Pascal van Rijsewijk, Frau Gabriele Sassenberg, Herr Dr. Dieter Steinkamp, Herr Marc Tüngler, Frau Sarka Vojikovà und Frau Deborah B. Wilkens), beabsichtigen derzeit das Angebot der Bieterin mit allen von ihnen gehaltenen innogy Aktien nicht anzunehmen.
Nach aktueller Lage der Dinge kommt Eons Übernahmeplan für Innogy damit einer feindlichen Übernahme schon sehr nahe. Aber das hat RWE-Chef Schmitz und Eon-Vormann Teyssen bislang auch noch nicht gestört.
Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse ist erfolgreich an der Börse gestartet: Zum Börsenstart kletterten die Aktien über über dem Ausgabepreis von 80 Euro. Das Unternehmen hatte die Zeichnungsfrist verkürzt, nachdem die Aktien um ein Vielfaches überzeichnet waren. 48 Millionen Aktien wurden platziert, sie stammen alle aus dem Besitz von Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele und seiner Familie. Mit einem Volumen von 3,9 Milliarden Euro ist Knorr-Bremse der zweitgrößte Börsengang des Jahres in Deutschland ...
... das größte IPO hierzulande war 2018 bislang der Börsengang der Siemens-Medizintechniksparte Healthineers im März. Mit dem Erlös von 4,2 Milliarden Euro war es zudem die viertgrößte Neuemission in Deutschland seit dem Jahr 2000. Hier der Überblick über weitere prominente Börsengänge der vergangenen Jahre.
Es ist schon mehr als 20 Jahre her, aber es ist bis heute der größte Börsengang am deutschen Aktienmarkt: Beim ersten IPO der Deutschen Telekom im Jahr 1996 kostete eine Aktie 28,50 DM. Der Börsengang hatte damit ein Volumen von 20 Milliarden DM oder etwa zehn Milliarden Euro. Später folgten noch zwei weitere Aktienemissionen der Telekom.
Die meisten Investoren der ersten Stunde dürften mit den Papieren allerdings nicht glücklich geworden sein. Die T-Aktie stieg zwar zunächst auf mehr als 100 Euro stark an, brach dann aber 2000/2001 mit dem gesamten Aktienmarkt ein und dümpelt seither bei weniger als 20 Euro.
Ein weiterer Milliarden-Börsengang war der des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 - allerdings nur gerechnet in D-Mark: Das IPO im Sommer 1997 hatte ein Volumen von 1,3 Milliarden DM. Pro Aktie verlangte der Sender seinerzeit 72 DM, also etwa 36 Euro. Heute notiert das Papier bei 21,20 Euro.
Es folgte die Zeit der Börseneuphorie rund um die Dot-Com-Blase. Da ging es oft um einen größtmöglichen Showeffekt - wie beispielsweise bei Infineon, dessen seinerzeitiger Chef Ulrich Schumacher im Jahr 2000 mit einem Rennporsche bei der Börse vorfuhr. Infineon - wie Healthineers ebenfalls eine ehemalige Siemens-Tochter - kassierte beim IPO immerhin stattliche 5,4 Milliarden Euro ein. Der Aktienkurs ist gegenüber dem Erstverkaufspreis von 35 Euro zunächst gesunken, zuletzt hielt er jedoch wieder bei 34 Euro.
Am 17. April 2000 kam die Aktie der Telekom-Tochter T-Online an die Börse. Beim Ausgabepreis von 27 Euro hatte der Börsengang ein Volumen von knapp 3,1 Milliarden Euro. Fünf Jahre später beschloss die Telekom allerdings, die Tochter wieder ins Haus zu holen - T-Online ist wieder vom Kurszettel verschwunden.
Ebenfalls viel beachtet: Der Börsengang der Deutschen Post im Jahr 2000. Mit werblicher Unterstützung der Brüder Thomas und Christoph Gottschalk brachte es das IPO der "Aktie Gelb" bei einem Ausgabepreis von 21 Euro auf ein Volumen von 5,8 Milliarden Euro. Aktuell notiert die Post-Aktie bei fast 40 Euro.
Kurz darauf kam auch die Börse selbst an die Börse: Das IPO der Deutschen Börse AG Anfang 2001 hatte ein Volumen von rund 1,1 Milliarden Euro. Danach mussten die Börsianer ziemlich lange auf das nächste Milliarden-IPO warten:
Erst 2006 nahm mit Wacker Chemie wieder ein Unternehmen bei einem Börsengang hierzulande mehr als eine Milliarde Euro ein, nämlich präzise 1,199 Milliarden, wie aus der Datenbank der Deutschen Börse hervorgeht. Bei der Erstnotierung hatte der Konzern eine Marktkapitalisierung von knapp 4,7 Milliarden Euro - zwischenzeitlich waren es 7,2 Milliarden Euro, von Mitte Mai bis Mitte Oktober 2018 ist der Börsenwert auf 5,2 Milliarden Euro geschrumpft.
Im Dezember des gleichen Jahres ging mit dem IPO des Aromen- und Geschmackstoffherstellers Symrise erneut ein Milliarden-Börsengang über die Bühne. Das Emissionsvolumen betrug in diesem Fall 1,4 Milliarden Euro, die Marktkapitalisierung zum Start gut zwei Milliarden. Inzwischen ist Symrise an der Börse 9,3 Milliarden Euro wert.
2007 nahm die Hamburger Hafen und Logistik AG - kurz: HHLA - bei ihrem Börsengang knapp 1,2 Milliarden Euro ein. Das Unternehmen startete mit einer Marktkapitalisierung von 4,1 Milliarden Euro - inzwischen sind davon nur noch 1,4 Milliarden Euro übrig.
Auch der Börsengang der Telefonica Deutschland AG, die hinter dem Mobilfunknetz O2 steht, brachte es 2012 auf ein Milliardenvolumen (1,4 Milliarden Euro). Die Marktkapitalisierung des Unternehmens ist seither von 6,4 Milliarden auf zuletzt 10,4 Milliarden Euro gestiegen.
2013 ging der Immobilienkonzern LEG an die Börse, mit einem Emissionsvolumen von knapp 1,2 Milliarden Euro. Seinen Marktwert konnte das Unternehmen seither - dem Immobilienboom sei Dank - von 2,4 Milliarden Euro auf 6 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.
Wenig später bot der Fernsehsender RTL seine Aktien den Investoren an. Der Börsengang im April 2013 hatte ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro, der Marktwert des Unternehmens betrug gemessen an der Erstnotiz 8,6 Milliarden Euro. Heute sind es etwa 9,2 Milliarden Euro.
Großes Aufsehen erregten auch die Brüder Samwer, als sie im Oktober 2014 ihre Internet-Holding Rocket Internet an die Börse brachten (im Bild: Oliver Samwer, M., mit den Rocket-Vorständen Alexander Kudlich, l., und Peter Kimpel). Dabei sammelten die Web-Unternehmer mit viel PR-Getöse 1,4 Milliarden Euro ein, was dem Unternehmen zu einer Börsenbewertung von 6,5 Milliarden Euro verhalf. Die Investoren hatten allerdings seither wenig Freude an der Aktie, der Marktwert des Unternehmens hat sich auf 3,9 Milliarden Euro beinahe halbiert.
Der Name Hypo Real Estate sagt jedem etwas, der die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 nicht im Tiefschlaf verbracht hat. Deutsche Pfandbriefbank heißt das einstige Kriseninstitut inzwischen, und 2015 ging es mit einem Emissionsvolumen von 1,16 Milliarden Euro an die Börse. Immerhin: Die Marktkapitalisierung ist seither von 1,5 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro gestiegen.
Auch die Scout24 AG sammelte bei ihrem IPO 2015 gut eine Milliarde Euro ein. Angesichts der Erstnotiz der Aktien bei 30,75 Euro ergab sich ein Marktwert von 3,3 Milliarden Euro. Heute sind es 3,7 Milliarden Euro.
Auch der Werkstoffhersteller Covestro ist eine Abspaltung, das Unternehmen gehörte früher zum Dax-Konzern Bayer. Im Oktober 2015 emittierte Covestro beim Börsengang Aktien im Wert von zusammen 1,5 Milliarden Euro, was zu einem Börsenwert von 5,3 Milliarden Euro führte. Lange ging es mit der Aktie steil bergauf, zuletzt allerdings deutlich nach unten. Im Oktober 2018 war Covestro an der Börse nur mehr 12,8 Milliarden Euro wert.
Der bislang letzte Milliarden-Börsengang in Deutschland war im Oktober des vergangenen Jahres jener der Innogy AG, einer Tochter des Versorgers RWE. Immerhin 4,6 Milliarden Euro betrug das Volumen der Emission, der Marktwert des New-Energy-Unternehmens startete am Tag der Erstnotiz bei 20,7 Milliarden Euro. Heute ist Innogy laut Börse 21,4 Milliarden Euro wert.
Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse ist erfolgreich an der Börse gestartet: Zum Börsenstart kletterten die Aktien über über dem Ausgabepreis von 80 Euro. Das Unternehmen hatte die Zeichnungsfrist verkürzt, nachdem die Aktien um ein Vielfaches überzeichnet waren. 48 Millionen Aktien wurden platziert, sie stammen alle aus dem Besitz von Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele und seiner Familie. Mit einem Volumen von 3,9 Milliarden Euro ist Knorr-Bremse der zweitgrößte Börsengang des Jahres in Deutschland ...
Foto: Knorr-BremseEbenfalls viel beachtet: Der Börsengang der Deutschen Post im Jahr 2000. Mit werblicher Unterstützung der Brüder Thomas und Christoph Gottschalk brachte es das IPO der "Aktie Gelb" bei einem Ausgabepreis von 21 Euro auf ein Volumen von 5,8 Milliarden Euro. Aktuell notiert die Post-Aktie bei fast 40 Euro.
Foto: Oliver Berg/ picture alliance / dpaIm Dezember des gleichen Jahres ging mit dem IPO des Aromen- und Geschmackstoffherstellers Symrise erneut ein Milliarden-Börsengang über die Bühne. Das Emissionsvolumen betrug in diesem Fall 1,4 Milliarden Euro, die Marktkapitalisierung zum Start gut zwei Milliarden. Inzwischen ist Symrise an der Börse 9,3 Milliarden Euro wert.
Foto: Peter Steffen/ picture-alliance/ dpa2007 nahm die Hamburger Hafen und Logistik AG - kurz: HHLA - bei ihrem Börsengang knapp 1,2 Milliarden Euro ein. Das Unternehmen startete mit einer Marktkapitalisierung von 4,1 Milliarden Euro - inzwischen sind davon nur noch 1,4 Milliarden Euro übrig.
Foto: Daniel Reinhardt/ picture alliance / Daniel ReinhaDer Name Hypo Real Estate sagt jedem etwas, der die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 nicht im Tiefschlaf verbracht hat. Deutsche Pfandbriefbank heißt das einstige Kriseninstitut inzwischen, und 2015 ging es mit einem Emissionsvolumen von 1,16 Milliarden Euro an die Börse. Immerhin: Die Marktkapitalisierung ist seither von 1,5 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro gestiegen.
Foto: Andreas Gebert/ dpa