Kampf gegen Covid-19 US-Chefvirologe bestätigt erste Erfolge des Gilead-Medikaments

US-Präsident Donald Trump and NIAID-Chef Anthony Fauci: Die Krankheitsdauer wird mit Hilfe von Remdesivir ersten Studienergebnissen zufolge von durchschnittlich 15 auf 11 Tage verkürzt
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Erste Ergebnisse einer klinischen Studie zum Wirkstoff Remdesivir bei der Behandlung von Covid-19-Patienten sind einem ranghohen US-Experten zufolge sehr positiv zu bewerten. Die Resultate müssten noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden, die Hinweise auf eine deutlich kürzere Krankheitsdauer seien aber vielversprechend, sagte am Mittwoch der Immunologe Anthony Fauci, ein Berater von US-Präsident Donald Trump.
Remdesivir habe eine "signifikant positive Wirkung bei der Verringerung der Zeit bis zur Genesung" gezeigt, sagte Fauci, der Chef des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten (NIAID) der USA. Die internationale klinische Studie mit mehr als 1000 Teilnehmern wurde mit Kontrollgruppen durchgeführt und die Datenerhebung von unabhängigen Experten begleitet, wie er weiter erklärte.
Patienten, die in Krankenhäusern an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 litten und Remdesivir bekamen, waren laut Fauci nach durchschnittlich 11 Tagen wieder genesen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. Damit seien jedoch nicht alle Probleme gelöst, sagte Fauci während eines Treffens im Büro von Präsident Trump weiter. Auch die Sterblichkeitsrate sei etwas geringer gewesen, dieses Ergebnis sei aber bislang nicht statistisch signifikant.
Die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sei derzeit in Gesprächen mit dem Arzneimittelhersteller Gilead, um Remdesivir rasch für Patienten in Krankenhäusern verfügbar zu machen, sagte Fauci. Eine formelle Zulassung des Medikaments würde jedoch noch wesentlich länger dauern und weitere Studien erfordern. Bereits vor zwei Wochen sickerten erste positive Studienergebnisse zu Remdesivir durch, die Aktie reagierte damals mit einem Kurssprung.
Remdesivir wurde ursprünglich als Malaria-Medikament entwickelt
Trump sagte am Mittwochabend (Ortszeit) auf die Frage, ob er sich von der Behörde einen beschleunigten Zulassungsprozess für das Mittel wünsche, er wolle, dass man so schnell wie möglich vorangehe. "Wir wünschen uns sehr schnelle Genehmigungen."
Das ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelte Medikament ist bislang weltweit noch nirgendwo zugelassen. Das Biotech-Unternehmen Gilead erklärte in einer Pressemitteilung, man sei sich der "positiven Daten" aus der klinischen Studie bewusst, die Kommunikation liege aber beim NIAID. Die Nachrichten zu Remdesivir beflügelten am Mittwochabend die Börsen.
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Gegenwärtig gibt es noch kein Medikament und keinen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus, mit dem weltweit mehr als zwei Millionen Menschen infiziert sind. Das Ebola-Mittel Remdesivir gilt schon länger als einer der aussichtsreichsten Kandidaten, um als Heilmittel gegen Covid-19-Symptome zugelassen zu werden - neben dem Malaria-Medikament Chloroquin von Bayer, dessen Ableitung Hydroxychloroquin von Sanofi (mehrfach von US-Präsident Donald Trump als Wundermittel gefeiert), der Aids-Kombinationstherapie Kaletra von Abbvie und anderen.
All diese bereits für andere Zwecke zugelassen, an manchen Orten aber an Covid-Patienten erprobten Arzneien werden in der internationalen Großstudie "Solidarity" systematisch erforscht.