Stephan Sturm: Der Ex-Investmentbanker ist kaum zwei Monate Vorstandschef und tütet bereits seinen ersten Milliarden-Deal ein
Foto: FreseniusDer Medizinkonzern Fresenius steht vor dem größten Zukauf seiner Unternehmensgeschichte: Für 5,76 Milliarden Euro will das Unternehmen aus Bad Homburg den spanischen Krankenhausbetreiber Quirónsalud mit 43 Kliniken und 35.000 Mitarbeitern übernehmen, wie der Konzern am späten Montagabend mitteilte.
Quirónsalud ist die größte private Klinikkette in Europa außerhalb Deutschlands. Der bisher größte Zukauf der Bad Homburger war 2008 die Übernahme des US-Unternehmens APP Pharmaceuticals. Stephan Sturm, der erst seit gut zwei Monaten an der Spitze von Fresenius steht, tütet damit seinen ersten Mega-Deal als Vorstandschef ein.
Die Übernahme durch die Tochter Fresenius Helios soll ab dem kommenden Jahr positiv zum Ergebnis beitragen. Helios baut damit baut ihre Position als größter privater Krankenhausbetreiber in Europa aus.
Mittelfristig erwartet Fresenius einen zusätzlichen Beitrag von 520 bis 550 Millionen Euro zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).
Auch auf mittlere Sicht sollen mit dem neuen Verbund jährliche Synergieeffekte von 50 Millionen Euro erzielt werden. Wegen der Übernahme will Fresenius mit der Vorlage der Geschäftszahlen für 2016 einen neuen mittelfristigen Konzernausblick geben. Die Aktie reagierte verhalten auf die Nachricht und legte nachbörslich um gut ein halbes Prozent im Vergleich zum Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft zu.
Verkäufer der Klinikkette, die Fresenius komplett übernehmen will, sind die Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners, der Mitgründer und Vorsitzende der Geschäftsführung von Quirónsalud, Victor Madera, sowie weitere Mitglieder der Geschäftsführung. Die Übernahme soll bis zum vierten Quartal dieses Jahres über die Bühne gehen oder spätestens im ersten Quartal kommenden Jahres. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden steht noch aus.
Victor Madera, Mitgründer und Chef von Quironsalud, soll auch nach der Übernahme an Bord bleiben. Um dies zu unterstreichen, begibt Fresenius Aktien im Wert von 400 Millionen Euro an Madera, die er mindestens zwei Jahre halten muss. Der Rest des Kaufs wird durch Fremdkapital finanziert. Dafür erhöht der Konzern seinen Verschuldungsgrad (Netto-Verbindlichkeiten gemessen am Ebitda) vorübergehend auf einen Wert von 3,1. Bereits Mitte kommenden Jahres soll die Verschuldung aber wieder im Zielkorridor von 2,5 bis 3,0 liegen.
Fresenius erhofft sich von dem Geschäft weitere Wachstumschancen. In Spanien ist die Konsolidierung auf dem Krankenhausmarkt noch nicht sehr weit fortgeschritten. Außerdem macht der medizinische Bedarf in Spanien nach Einschätzung von Fresenius Neugründungen und Erweiterungen von bestehenden Krankenhäusern möglich.
Fresenius bindet spanische Geschäftsführung mit Aktien
Fresenius ist seit der Jahrtausendwende durch mehrere Milliarden-Zukäufe zu einem globalen Firmenkonglomerat in der Gesundheitsbranche gewachsen. Nach einer längeren Übernahme-Pause hatte sich Konzernchef Sturm zuletzt wieder offen für große Deals gezeigt, da die Bewertungen von Unternehmen in der Gesundheitsbranche gesunken sind und Fresenius seine Verschuldungsquote gesenkt hat.
Der ehemalige Investmentbanker Sturm kam 2005 als Finanzchef zu Fresenius und trat Anfang Juli die Nachfolge von Ulf Schneider an, der im kommenden Jahr die Leitung des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle übernehmen wird.
Bayer bietet für Monsanto: Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer will den US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen - und hat sein Angebot inzwischen auf 64,8 Milliarden Dollar erhöht. Es wäre nicht nur die größte Übernahme in der Geschichte von Bayer, sondern nach Daten von ThomsonReuters auch die mit Abstand größte Transaktion, bei der ein deutscher Konzern ein ausländisches Unternehmen oder Teile davon übernimmt. Ebenfalls noch nicht in trockenen Tüchern ist ein deutlich kleinerer Übernahmedeal der Deutschen Börse ...
Platz 11 - Deutsche Börse bietet für Londoner Börse: Der Frankfurter Börsenbetreiber plant eine Fusion mit der London Stock Exchange LSE. Sollte der Deal klappen, entstünde gemessen an den Einnahmen der größte Börsenbetreiber der Welt. Bei dem geplanten Aktientausch wird die LSE mit 13,9 Milliarden Dollar bewertet. Das Votum der Aktionäre und die Genehmigung durch die Behörden steht noch aus. Etwas mehr Geld als die Deutsche Börse hat Bayer bereits 2014 für einen Zukauf bezahlt ...
Platz 10 - Bayer schluckt US-Firma Merck: Die Leverkusener hatten bereits 2014 für 14,2 Milliarden Dollar das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und Gesundheitsprodukten des US-Pharmakonzerns Merck übernommen. Bayer wurde damit nach Johnson & Johnson der zweitgrößter Anbieter auf diesem lukrativen Markt. Sollte nun auch die Übernahme von Monsanto klappen, hätte Bayer binnen 2 Jahren mehr als 76 Milliarden Dollar für zwei große Übernahmen ausgegeben.
Platz 9 - Eon kauft bei Enel und Endesa zu: Als der deutsche Energieriese Eon noch finanzstark war, kaufte man im Jahr 2008 für 14,3 Milliarden Dollar Kraftwerke und Beteiligungen in Italien, Spanien und Frankreich vom italienischen Energieunternehmen Enel und der spanischen Endesa. Die Beteiligungen waren nicht mehr als ein Trostpreis: Zuvor hatte Eon den Übernahmekampf um den spanischen Endesa-Konzern verloren.
Platz 8 - Eon kauft britische Powergen: 2001 hatte Eon bereits den britischen Versorger PowerGen für 15,1 Milliarden Dollar übernommen. Durch die Übernahme gelang dem Düsseldorfer Konzern auch der Eintritt in den amerikanischen Markt.
Platz 7 - Linde schluckt BOC: Der Gasespezialist Linde kaufte 2006 den britischen Konkurrenten BOC für 15,5 Milliarden Dollar und wurde dadurch zum Weltmarktführer für Industriegase.
Platz 6 - Merck stärkt sich mit Sigma-Aldrich: Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck übernahm 2014 den US-Laborausrüster Sigma-Aldrich für rund 16,4 Milliarden Dollar. Für Merck war es der größte Zukauf in der Firmengeschichte.
Platz 5 - HeidelberCement schluckt Hanson: Der Baustoffkonzern HeidelbergCement bezahlte 2007 für das britische Unternehmen Hanson, einen Produzenten von Zuschlagstoffen (Sand und Kies) für die Zementherstellung, knapp 18,4 Milliarden Dollar. Durch die bis dato größte Übernahme in der Baustoffindustrie wird HeidelCement zum weltgrößten Hersteller von Zuschlagstoffen. Weitaus spektakulärer waren jedoch zwei Mega-Merger in der Telekombranche um die Jahrtausendwende ...
Platz 4 - Deutsche Telekom übernimmt Voicestream: Im Jahr 2000 legt die Deutsche Telekom für den vergleichsweise kleinen US-Mobilfunker VoiceStream sagenhafte 34 Milliarden Dollar auf den Tisch - sehr zur Freude von VoiceStream-Chairman Jon Stanton. (im Bild). Ex-Telekom-Chef Ron Sommer wurde für die hohe Summe heftig kritisiert, der Aktienkurs der Telekom brach in den Folgejahren ein. Die heutige Telekom-Sparte T-Mobile US machte den Bonnern lange Zeit Sorgen, heute sprudeln die Gewinne wieder. T-Mobile US ist inzwischen der drittgrößte Mobilfunker in den Vereinigten Staaten.
Platz 3 - Mannesmann schluckt Orange: Der Düsseldorfer Technologiekonzern Mannesmann zahlte im Herbst 1999 rund 35,3 Milliarden Dollar für den britischen Mobilfunker Orange. Es war nur der Auftakt einer noch viel größeren Übernahmeschlacht, denn der britische Platzhirsch Vodafone fühlte sich durch die Orange-Übernahme von Mannesmann herausgefordert und bot nun seinerseits für Mannesmann. Wenig später schluckt Vodafone Mannesmann nach einer bis dahin beispiellosen Abwehrschlacht für 203 Milliarden Dollar - bis dato die größte Übernahme weltweit.
Platz 2 - Daimler fusioniert mit Chrysler: Der Stuttgarter Autokonzern Daimler Benz und der drittgrößte US-Autobauer Chrysler zimmern im Sommer 1998 eine "Fusion unter Gleichen". Chrysler wird bei dem Aktientausch mit rund 40,5 Milliarden Dollar bewertet. Daimler-Chef Jürgen Schrempp verklärt die teure Übernahme zu einer "Hochzeit im Himmel", Chrysler-Chef Bob Eaton lacht dazu. Für Daimler-Aktionäre folgen bittere Jahre, 2007 trennt sich Daimler wieder von Chrysler und verkauft den Unternehmensteil für sechs Milliarden Dollar an den Finanzinvestor Cerberus. Inzwischen gehört Chrysler zu Fiat, und Schrempp hat sich den Titel "König der Geldverbrenner" durch die 40 Milliarden Dollar teure Fusion redlich verdient. Ein hohes Risiko, Geld zu verbrennen, geht auch Bayer ein ...
(Möglicher) Platz 1 - Bayer und Monsanto: Mit 62 Milliarden Dollar wäre die Übernahme Monsantos durch Bayer nominell deutlich größer als der Daimler-Chrysler-Deal. Der Hersteller von genetisch verändertem Saatgut hat in Europa einen schlechten Ruf - Bayer hofft dagegen, durch die Übernahme unter anderem seine Umsätze in den USA und in Südamerika anzukurbeln. (Daten von ThomsonReuters und dpa-afx)
Bayer bietet für Monsanto: Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer will den US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen - und hat sein Angebot inzwischen auf 64,8 Milliarden Dollar erhöht. Es wäre nicht nur die größte Übernahme in der Geschichte von Bayer, sondern nach Daten von ThomsonReuters auch die mit Abstand größte Transaktion, bei der ein deutscher Konzern ein ausländisches Unternehmen oder Teile davon übernimmt. Ebenfalls noch nicht in trockenen Tüchern ist ein deutlich kleinerer Übernahmedeal der Deutschen Börse ...
Foto: AP, DPA