Neue Rechtsform Fresenius löst sich von Sorgenkind FMC

Auch im vergangenen Jahr hat die Dialysetochter FMC den Gesundheitskonzern Fresenius schwer belastet. Nun will Fresenius-CEO Michael Sen die kriselnde Tochter von einer KGaA in eine AG umwandeln. Vorteil: Fresenius muss FMC dann nicht mehr voll bilanzieren.
Entflechtung geplant: CEO Michael Sen will die Fresenius-Bilanz nicht länger mit der angeschlagenen Tochter belasten

Entflechtung geplant: CEO Michael Sen will die Fresenius-Bilanz nicht länger mit der angeschlagenen Tochter belasten

Foto: Daniel Karmann / dpa

Der Gesundheits- und Klinikkonzern Fresenius treibt die Loslösung von seiner kriselnden Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) voran. Die zuständigen Gremien hätten der Dekonsolidierung des Blutwäschespezialisten im Wege eines Formwechsels der FMC von einer AG & Co KGaA in eine normale Aktiengesellschaft zugestimmt, teilte der Dax-Konzern am Dienstagabend mit. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Anfang des dritten Quartals solle der Beschluss über den Formwechsel gefasst werden, hieß es. Der Vollzug wird bis Ende des Geschäftsjahres erwartet. Auch der FMC-Aufsichtsrat stimmte dem Vorhaben zu. Damit würden "die strategischen Weichen für die Vereinfachung der Konzernstruktur gestellt". Die Nachricht kommt nicht überraschend, Fresenius hatte bereits vor zwei Wochen entsprechende Überlegungen bekannt gegeben.

Derzeit hält Fresenius rund ein Drittel an FMC. Wegen der Organisation der beiden Unternehmen als Kommanditgesellschaften auf Aktien fließen die Ergebnisse von FMC aber komplett in die Fresenius-Bilanz ein. Das wurde wegen schlechter Zahlen von FMC zunehmend zum Nachteil für Fresenius. Der Dialysetochter machen ein Mangel an Pflegekräften in den USA, Lieferkettenprobleme sowie steigende Löhne und Materialkosten zu schaffen. Zudem starben viele Dialysepatienten an Covid-19.

Mit der Entflechtung wäre nicht nur das Bilanzproblem beseitigt, sondern auch der Weg zu einem möglichen späteren Verkauf von FMC geebnet, den noch der frühere Fresenius-Chef Stephan Sturm (59) ins Spiel gebracht hatte. Die Probleme von FMC hatten Fresenius schon im vergangenen Jahr mehrfach zu einer Korrektur der Prognosen gezwungen. 2023 sollen die Zahlen des Dialysekonzerns letztmals in die Bilanz des Konzerns einfließen, ab dem nächsten Jahr muss Fresenius Gewinne und Verluste nur noch anteilig verbuchen.

Verhaltener Ausblick nach schwierigem Jahr

Für 2023 stellt sich Fresenius nun aber noch einmal auf ein schwieriges Jahr ein. Das um Währungseinflüsse und Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebit) soll nur im besten Fall stabil bleiben, im schlechtesten Fall wird ein Rückgang im hohen einstelligen Prozentbereich nicht ausgeschlossen, teilte Fresenius weiter mit.

Im vergangenen Jahr hatte das Klinik- und Medizintechnikunternehmen schwer zu kämpfen, denn Inflation, steigende Kosten, Personalmangel und Lieferkettenprobleme  belasteten deutlich. Obwohl der Umsatz im Vorjahresvergleich nominal um 9 Prozent auf rund 40,8 Milliarden Euro stieg, ging das bereinigte operative Ergebnis um 6 Prozent zurück, inklusive Wechselkurseffekten betrug das Minus 11 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis sank um nominal 7 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Damit schnitt Fresenius 2022 in etwa so ab, wie von Analysten bereits nach den zwei Gewinnwarnungen des vergangenen Jahres befürchtet.

Belastet wurde das Ergebnis auch 2022 erheblich von FMC, dort knickte der Gewinn um 10 Prozent ein. Noch gravierender war der Einbruch beim Dienstleister Vamed, aber auch beim Flüssigmedizinspezialisten Kabi lief es durchwachsen, während Fresenius in seinem Klinikgeschäft (Helios) auf Jahressicht zulegen konnte.

Fresenius hat viele Turbulenzen hinter sich. Nach mehreren Gewinnwarnungen trat Sturm im Herbst ab, ihm folgte zum 1. Oktober Michael Sen (55). Bei FMC übernahm zugleich Carla Kriwet (51) das Ruder, die aber im Dezember ihr Amt aufgrund von "strategischen Differenzen" niederlegte. Sie hatte es in nur 66 Tagen geschafft, ihre Vorstandskollegen, die versammelten Aufsichtsgremien und die Vertreter des Ankeraktionärs gegen sich aufzubringen . Ihr folgte Helen Giza (54) als neue FMC-Chefin.

mg/dpa-afx, Reuters
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