Fristverletzung Evotec fliegt vorerst aus dem MDax

Das Biotechunternehmen hat seinen Geschäftsbericht für das vergangene Jahr nicht fristgerecht vorgelegt. Daher muss Evotec nun den Börsenindex der mittelgroßen Unternehmen verlassen.
Klare Regeln: Die Deutsche Börse hatte im Zuge des Wirecard-Skandals härtere Fristen eingeführt

Klare Regeln: Die Deutsche Börse hatte im Zuge des Wirecard-Skandals härtere Fristen eingeführt

Foto: Arne Dedert / picture alliance/dpa

Ein Cyberangriff auf die IT-Systeme von Evotec kostet das Hamburger Biotech-Unternehmen zumindest vorerst den Platz im MDax-Index der Deutschen Börse. Die Börse schließt Evotec vom kommenden Dienstag an aus allen Indizes aus, weil das Unternehmen seinen geprüften Geschäftsbericht für 2022 nicht wie vorgeschrieben bis Ende April vorgelegt hat. Der Grund für die Verzögerung sei die Cyberattacke, über die Evotec am 6. April berichtet hatte, erklärte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag. Deshalb habe auch der Austausch von Daten mit den Abschlussprüfern unterbrochen werden müssen. An den Ende März vorgelegten vorläufigen Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr habe sich nichts geändert.

Evotec will den Geschäftsbericht nun am kommenden Donnerstag (11. Mai) veröffentlichen. Damit könnte die Aktie schon bei der nächsten Überprüfung der Börsenindizes im Juni in den MDax und den TecDax zurückkehren.

Die Börse hatte die Fristen im Zuge des Wirecard-Skandals eingeführt, nachdem der Zahlungsabwickler 2020 seine Zahlen kurz vor der Insolvenz nicht rechtzeitig vorlegen konnte. 2021 war wegen der neuen Regeln der IT-Vermieter Grenke aus den Indizes der Dax-Familie ausgeschlossen worden, im vergangenen Jahr traf es den Windrad-Hersteller Nordex. Beide zogen aber wenig später wieder in die Indizes ein. Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 vermied den MDax-Ausschluss in letzter Minute, indem er seinen Geschäftsbericht trotz Problemen mit der Bilanzierung der Event-Tochter Jochen Schweizer Mydays am 28. April vorlegte.

Der Ausschluss aus dem MDax ließ die Evotec-Aktie am Freitag bei hohen Umsätzen um bis zu 10 Prozent auf 15,38 Euro stürzen. Indexfonds und ETF-Anbieter müssen sich von den Aktien zunächst trennen. Nachdem der Grund für den Schritt bekannt werden war, grenzten die Papiere ihre Verluste ein und lagen gegen Mittag noch rund 3,5 Prozent im Minus. Strafen drohten dem Unternehmen nicht, sagte der Sprecher. Die Finanzaufsicht Bafin und das Justizministerium seien über die Verzögerung informiert worden und hätten Evotec Aufschub gewährt.

Neu im MDax ist von Dienstag an SMA Solar. Die Aktien des Wechselrichter-Herstellers zogen um 4,2 Prozent an. In den Kleinwerteindex SDax rückt dafür der Halbleiter-Ausrüster Süss Microtec nach.

mg/Reuters
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