1000 Euro mehr für gleiches Angebot Disneyland Paris soll Deutsche abgezockt haben

Kein Grund mehr zum strahlen: Disneyland Paris droht Ärger wegen seiner Preispolitik
Foto: THOMAS SAMSON/ AFPIm Disneyland Paris dürfte es am Mittwoch rund gegangen sein. Und das nicht nur auf Fahrgeschäften wie dem "Crush Coaster" oder "Big Thunder Mountain", auf denen sich jedes Jahr mehr als 14 Millionen Besucher einen Adrenalinkick holen.
Auch in der Verwaltung.
Denn Disneyland Paris befindet sich im Zentrum eines Skandals, der das Zeug hat, zum Sommerlochaufreger des Jahres zu werden. Es geht um Abzocke, überhöhte Preise und eine EU-Kommission, die sich als Konsumentenschützerin präsentieren kann.
Der Vorwurf: Der Vergnügungspark soll Deutsche und Briten stärker zu Kasse bitten als er das bei Franzosen tut. Entsprechende Vorwürfe, von denen als erste die "Financial Times" berichtete, bestätigte am Mittwoch eine Kommissionssprecherin manager magazin online. "Wir schauen uns aktuell eine Anzahl von Beschwerden an", erklärte die Sprecherin. Mehrere davon richteten sich gegen Disneyland Paris.
Müssen laut "FT" Franzosen für ein Premium-Paket von Europas größtem Freizeitpark 1346 Euro bezahlen, werden Briten für dasselbe Paket mit 1870 Euro zu Kasse gebeten. Deutsche sogar mit 2447 Euro.
Der Trick mit der Länderseite
Möglich ist dies mit Hilfe verschiedener Techniken. So können Unternehmen Besucher automatisch auf länderspezifische Seiten weiterleiten - mit auf diese zugeschnittenenen teils teureren Angeboten.
In anderen Fällen weigern sie sich einfach, in bestimmte Länder zu liefern, heißt es in Brüssel. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Nationalität der Kunden einfach abzufragen. Ansonsten lässt sich die Info auch aus der IP-Adresse, den Kreditkarteninformationen oder den persönlichen Daten ablesen. Verfahren, die unter anderem als Geotagging bekannt sind.
Zwar ist es Unternehmen nicht verboten, in verschiedenen Märkten verschiedene Preise zu erheben. Eine Technik, die weit verbreitet ist und auch von Unternehmen wie der Bahn praktiziert wird. Kunden den Zugang zu günstigeren Angeboten zu verweigern und diese auf Grund ihrer Nationalität oder ihres Wohnortes zu diskriminieren, ist laut EU-Recht allerdings illegal.
Preisnachlässe waren offenbar Notmaßnahme
Die Praktiken von Disneyland Paris sind laut Brüssel in der Branche jedenfalls beispiellos. Von Disneyland Paris war am Mittwoch trotz mehrerer Nachfragen von manager magazin online zunächst keine Reaktion zu bekommen.
Allerdings dürfte die Preispolitik des Vergnügungsparks nicht von ungefähr kommen. Der Vergnügungspark kriselt bereits seit längerem , leidet unter massiv sinkenden Besucherzahlen und musste im vergangenen Jahr mit einem Milliarden-Notplan, zu der auch eine Geldspritze von 420 Millionen Euro seitens des US-Mutterkonzerns gehörte, gerettet werden.
Als Grund machte damals Euro-Disney-Präsident Tom Wolber das schwierige wirtschaftliche Umfeld und vor allem die wegbleibenden französischen Gäste verantwortlich.
Hier hat Euro Disney nun womöglich gegengesteuert - sehr zum Missfallen anderer Nationalitäten - und der EU-Kommission.
Auch andere Unternehmen müssen zittern
Laut "FT" muss sich nun Frankreich des Themas annehmen und die Vorwürfe untersuchen. Man arbeite mit Frankreich wegen der Beschwerden zusammen, verlautete gegenüber manager-magazin. de in Brüssel.
Nicht nur für Euro Disney dürfte der Vorstoß ein Weckruf sein. Auch viele andere Unternehmen dürften ihre Online-Preispolitik und ihre geotagging-Praktiken jetzt noch einmal ganz genau unter die Lupe nehmen.