Schwächerer Außenhandel China investiert weniger in Europa

Chinas wirtschaftliche Erholung stockt. Die Exporte wuchsen im April langsamer, die Importe sanken. Bereits 2022 fuhr das Land seine Investitionen in Europa deutlich zurück und richtete seinen Fokus vor allem auf Batterieprojekte in der Auto-Branche, wie eine neue Studie zeigt.
Treffen in Berlin: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock empfängt den chinesischen Außenminister Qin Gang zu Gesprächen

Treffen in Berlin: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock empfängt den chinesischen Außenminister Qin Gang zu Gesprächen

Foto: Michele Tantussi / Getty Images

Nach einem guten Start ins Jahr droht die chinesische Wirtschaft ins Stocken zu geraten: Wie die Zollbehörde in Peking am Dienstag mitteilte, stiegen die chinesischen Exporte im April im Jahresvergleich zwar um 8,5 Prozent auf 295,4 Milliarden US-Dollar (rund 269 Mrd. Euro). Das Wachstum fiel damit aber geringer aus als im Vormonat, als noch ein Plus von 14,8 Prozent verzeichnet worden war. Bei den Importen ging es im April bergab: Sie sanken im Jahresvergleich um 7,9 Prozent.

Die chinesischen Exporte nach Deutschland stiegen im April um 2,5 Prozent, während die chinesischen Einfuhren aus Deutschland um 5,7 Prozent zurückgingen. Chinas Exporte in die USA sanken um 6,5 Prozent, die Importe gingen um 3,7 Prozent zurück.

China strebt in diesem Jahr nach dem Ende der strikten Corona-Politik einen wirtschaftlichen Aufschwung an. Bisher ist das gelungen. Im ersten Quartal wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt überraschend stark um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr hat die Führung ein Wachstumsziel von rund 5 Prozent ausgegeben.

Der Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnet in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent in China. Er erwartet, dass sich das Wachstum in der Volksrepublik mittelfristig verlangsamt. Dieses werde sich wahrscheinlich von Investitionsgütern auf den Konsum verlagern, so der IWF im April.

Schwache globale Nachfrage bremst Erholung des Landes

Nun sendet Chinas Wirtschaft zunehmend gemischte Signale. Bereits vor den Handelszahlen am Dienstag hatte der offizielle Einkaufsmanagerindex, der als wichtiger Konjunkturindikator gilt, Anfang des Monats enttäuscht. Experten führen die abgekühlte Stimmung in der chinesischen Industrie vor allem auf die insgesamt schwache globale Nachfrage zurück. Diese droht nun die wirtschaftliche Erholung des Landes nach dem Ende der drakonischen Corona-Maßnahmen zu bremsen. Erst Anfang Dezember hatte Peking eine Kehrtwende vollzogen und die meisten Pandemie-Maßnahmen aufgehoben.

Im Falle einer anhaltenden Schwäche müsste Peking mit weiteren Konjunkturhilfen gegensteuern. Ein robuster Aufschwung würde auch Deutschland helfen, das wirtschaftlich stark mit der Volksrepublik verflochten ist, insbesondere in der Auto-Industrie. In diesem Zusammenhang hatte sich für Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne; 42) spontaner Besuch aus Peking angekündigt. Wie erst am Montag bekannt wurde, kommt am Dienstag, wenige Wochen vor deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen, Außenminister Qin Gang (57) zu Gesprächen nach Berlin.

China investiert in Europa vor allem in Auto-Batterien

Derweil sind Chinas Investitionen in Europa im vergangenen Jahr erneut deutlich zurückgegangen. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Automobil- und Konsumgüterbranche, wie aus einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Studie  des auf China spezialisierten Merics-Instituts hervorgeht. Hauptprofiteure sind vier Staaten: Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Ungarn.

Die chinesischen Investitionen in Europa summierten sich 2022 insgesamt auf 7,9 Milliarden Euro. Das entspricht dem Niveau von 2013 und gegenüber 2021 einem Rückgang von 22 Prozent. Drei Viertel davon entfallen auf die Automobil- und Konsumgüterbranche.

Ein Schwerpunkt von Großprojekten sind Batterien, die für Elektroautos benötigt werden. Sogenannte Greenfield-Investitionen, bei denen chinesische Unternehmen im Ausland Tochterfirmen gründen oder neue Produktionsstätten errichten, stehen der Studie zufolge mittlerweile ganz vorne – mit insgesamt 4,5 Milliarden Euro und überwiegend Batteriefabriken. Erstmals seit 2008 sind sie damit wichtiger als Übernahmen und Fusionen. Diese summierten sich auf 3,4 Milliarden Euro, der niedrigste Stand seit 2011. "Greenfield-Investitionen werden weniger streng reguliert als umstrittene Übernahmen im Bereich kritische Infrastruktur oder im Technologiesektor", sagte Merics-Chefökonom Max Zenglein. Auf Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Ungarn entfielen laut Studie 88 Prozent der chinesischen Investitionen in Europa. Hier investieren die Batteriefirmen aus der Volksrepublik - CATL, Envision AESC und SVOLT – in neue Werke.

dri/dpa-afx, Reuters
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