Dicamba "sehr gefährlich für die Umwelt"
Bayers neuer umstrittener Unkrautvernichter in Brasilien
Monsanto ist der teuerste Zukauf in der Geschichte des deutschen Traditionskonzerns Bayer. Nun soll sich die neue Tochter auch endlich auszahlen. Der nächste Versuch: ein umstrittener Unkrautvernichter in Brasilien.
Mitten in den finalen Verhandlungen über seinen Unkrautkiller Roundup geht Bayer mit einem neuen umstrittenen Produkt an den Markt. Bayers Tochter Monsanto bekam in Brasilien - ebenso wie mehrere kleinere brasilianische Unternehmen - die Zulassung des Landwirtschaftsministeriums für Agrochemikalien, die den Unkrautvernichter Dicamba nutzen. In einem Hinweis in einem Amtsblatt werden die Agrochemikalien als "sehr gefährlich für die Umwelt" eingeordnet.
Ein US-Gericht hatte im Juni Verkauf und Verwendung des Unkrautvernichters untersagt mit der Begründung, die Risiken im Zusammenhang mit Dicamba würden unterschätzt. Das Mittel wird auf gentechnisch veränderte Sojabohnen und Baumwolle gesprüht. Falls es auf nahe gelegene Getreidefelder geweht wird, die nicht resistent sind, kann es zu Schäden an den Pflanzen kommen.
Bayers Kampf mit Monsantos Erbe
Der Kauf von Monsanto soll Bayer als Weltmarktführer bei Saatgut in eine neue Ära führen. Tatsächlich muss Vorstandschef Baumann nun erst einmal den Konzern vor erdrückenden Milliarden-Forderungen retten.
Der Fall unterstreicht, wie sensibel das Geschäft Bayers mit seiner US-Tochter Monsanto weiterhin ist. Die Leverkusener hatten den Spezialisten für Saatgut und Unkrautvernichter Mitte 2018 für 62,5 Milliarden Dollar gekauft. Seitdem befindet sich Bayer in den USA in einem erbitterten Rechtsstreit zu der Frage, ob Monsantos Bestseller Roundup Krebs erregt und Bayer daher Entschädigungen zahlen muss. Für alte Fälle hat Bayer einen weitreichenden Vergleich erzielt, ihr Angebot für den Umgang mit möglichen künftigen Klagen gegen den Unkrautvernichter mussten die Deutschen aber jüngst wieder aufschnüren. Nun wird von Bayer-Chef Werner Baumann (57) ein besseres Angebot erwartet. Den Markennamen Monsanto verwendet Bayer seit 2018 schon sicherheitshalber nicht mehr.