
Bayer schluckt Monsanto: Was bei dem Deal jetzt noch schiefgehen kann
Umstrittene Fusion mit Monsanto - Bayer-Chef trifft 100 Investoren Mit Renditeversprechen allein wird Bayer nicht überzeugen

Bayer schluckt Monsanto: Was bei dem Deal jetzt noch schiefgehen kann
Wenn Bayer-Chef Werner Baumann heute in Köln vor gut 100 potente und einflussreiche Investoren tritt, hat er zu diesem "Meet the Management" schon mal gute Nachrichten mitgebracht - jedenfalls aus Sicht der renditeorientierten Klientel:
Nach der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto erwartet Bayer hohe Umsatz- und Margenzuwächse. Bis zum Jahr 2018 soll die Umsatzrendite im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln um bis zu 4 Prozentpunkte auf 34 klettern.
Das Spitzenumsatzpotenzial seiner fünf neueren Pharma-Produkte hob Bayer auf mehr als 10 von bisher mindestens 7,5 Milliarden Euro an. Dazu zählen unter anderem der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea bei. Doch auch für das künftig wohl dominierende Agrarchemiegeschäft peilt Baumann eine höhere Rendite an.
Bei Investoren kamen die Nachrichten gut an, Aktien von Bayer, die im Zuge der vier Monate währenden Übernahmeverhandlungen kräftig gestiegen waren, stiegen am Vormittag um bis zu 2 Prozent.
Alles gut also?
Wohl kaum. Denn nicht wenige in der Politik und auch nachhaltig orientierte Investoren sehen die Fusion skeptisch. Schließlich macht die Fusion Bayer mit einem Schlag zur weltweiten Nummer eins bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Und die Gewichte im Konzern könnten sich nach der Fusion zu Lasten der viel beachteten und gelobten Pharmasparte hin zum inkriminierten Agrobusiness verschieben.
Minister befürchtet mit der Fusion Schaden für den Standort NRW
Genau das ist es, was auch NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) umtreibt. Im Interview mit der "Rheinischen Post" sagt der Grüne: "Ich hoffe sehr, dass der Standort NRW durch diese Übernahme keinen Schaden nimmt." Das betrifft zum einen den schlechten Ruf, den Monsanto unter Umweltschützern und vielen Landwirten hat und der nun auf Bayer nun abfärben könnte. Zum anderen befürchtet der Minister, dass Bayer sich mit dem zu finanzierenden Rekordpreis von rund 66 Milliarden Dollar "übernimmt" und letztlich die Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen darunter leiden müssen.
Kritisch sieht der Minister die Fusion auch aus markt- und umweltpolitischer Sicht. Noch stärker als zuvor regierten im Agrobusiness nun einige wenige Konzerne weltweit. Sie hätten damit einen so großen Einfluss wie nie zuvor auf die Landwirtschaft:
"Ich kann nur hoffen, dass sich nicht die Monsanto-Kultur durchsetzt"
"Das Oligopol kann künftig alles bestimmen: die Preise, den Absatz und die technologische Entwicklung", warnt der Minister vor der heute beginnenden Investorentagung im Interview . Die Fusion drohe der auch von den Vereinten Nationen (UN) geforderten Abkehr von einer industriellen Landwirtschaft zuwider zulaufen. "Insofern ist die Mega-Fusion beunruhigend und ich kann nur hoffen, dass sich bei Bayer nicht die Monsanto-Firmenkultur durchsetzt, sondern dass es umgekehrt verläuft", sagt der Minister.
Jemmer spricht hier Naturschutzorganisationen wie dem BUND und Greenpeace aus tiefster Seele. Über eine marktbeherrschende Stellung im Bereich Saatgut, Gentechnik und Pestizide könnten Bayer/Monanto den Landwirten noch stärker diktieren, welche Produkte und unter welchen Bedingungen sie anbauen, befürchtet der BUND. Greenpeace spricht mit Blick auf die Fusion von einer "schlechten Nachricht" für die nachhaltige Landwirtschaft, Verbraucher und die Umwelt.
Nachhaltig ausgerichtete Investoren sehen Bayer auf schmalem Grat
Sozial-ökolgisch ausgerichtete Investoren wiederum befürchten, dass Bayer nach der Fusion aus nachhaltig orientierten Indizes - etwa dem "Dow Jones Sustainability World Index" - oder entsprechend ausgerichteten Nachhaltigkeitsfonds unter anderem von Axa und Goldman Sachs rausfliegen könnte, berichtet das Handelsblatt . Gilt Monsanto bei nachhaltig orientierten Ratingagenturen doch durch die Bank weg als nicht akzeptabel.
Das liegt auch an dem viel kritisierten Geschäftsmodell des US-Konzerns: So verkauft Monsanto patentiert ertragreiches Saatgut nur in Verbindung mit Pflanzenschutzmitteln an die Bauern. Die Landwirte dürften es nur einmal nutzen und aus eigener Ernte kein neues Saatgut für die folgende Aussaat gewinnen. So könne Monsanto im Folgejahr wieder sein teures Saatgut an die abhängigen Landwirte verkaufen. Das Koppelgeschäft mit den Pflanzenschutzmitteln verhindere zudem die Nutzung traditioneller Pflanzentypen.
Die Kartellbehörden müssen der Megafusion noch zustimmen. Aber selbst wenn sie den Deal unter Auflagen genehmigen sollten, hat Bayer-Chef Baumann noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten und das wohl nicht nur unter kritischen Verbrauchern und nachhaltig orientierten Investoren.
Köln könnte dem Bayer-Chef dazu heute eine besondere Bühne bieten.
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