Starker Jahresauftakt Bayers Herbizid-Geschäft wächst um 60 Prozent

Bisher hatte die Monsanto-Übernahme Bayer vor allem Ärger eingebracht. Doch die im Zuge des Ukraine-Krieges wieder aufgeflammte Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln hat dem Konzern kräftige Zuwächse zum Jahresauftakt beschert. Nur das Pharmageschäft enttäuscht weiterhin.
Ernte mit Herbiziden schützen: Die hohen Preise für Feldfrüchte liefern reichlich Anreiz, Geld zum Schutz der Ernte auszugeben

Ernte mit Herbiziden schützen: Die hohen Preise für Feldfrüchte liefern reichlich Anreiz, Geld zum Schutz der Ernte auszugeben

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Die weltweit starke Agrarnachfrage nach Saatgut und Pflanzenschutzmitteln verleiht dem Bayer-Konzern Rückenwind. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) kletterte im ersten Quartal um 27,5 Prozent auf 5,25 Milliarden Euro, wie der Agrar- und Pharmakonzern am Dienstag mitteilte. Damit schnitt das Leverkusener Unternehmen deutlich besser als von Analysten erwartet ab, die mit gut 4,6 Milliarden Euro gerechnet hatten. Unter dem Strich stieg der Gewinn um mehr als 57 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, nach 2,1 Milliarden Euro vor einem Jahr.

Der Konzernumsatz stieg den Angaben zufolge im ersten Quartal um fast ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr auf 14,6 Milliarden Euro. Währungsbereinigt stand ein Plus von mehr als 14 Prozent zu Buche. Die Aktie  drehte nach einem positiven Start ins Minus.

Besonders gut schlug sich die Agrarsparte des Konzerns. Sie steigerte ihren Umsatz im ersten Quartal aus eigener Kraft um mehr als ein Fünftel auf 8,4 Milliarden Euro, inklusive Währungseffekten war es noch etwas mehr. Dabei wuchs das Geschäft mit Herbiziden um fast 60 Prozent, denn hohe Preise für Feldfrüchte liefern reichlich Anreiz, Geld zum Schutz der Ernte auszugeben. Rückenwind lieferte hier auch der Preis für den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat, der vor allem in der zweiten Hälfte 2021 stark gestiegen war. Und auch Maissaat verkaufte sich gut, hier konnte Bayer Preiserhöhungen in allen Regionen durchsetzen. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen der Sparte schnellte um die Hälfte auf fast 3,7 Milliarden Euro nach oben.

In der Pharmasparte fiel das bereinigte operative Ergebnis hingegen – bei einem kleinen Umsatzplus – um gut 7 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass das Unternehmen aktuell viel Geld für die Vermarktung neuer Medikamente ausgibt, insbesondere für das Nierenmedikament für Diabetiker, Kerendia, und für Nubeqa gegen Prostatakrebs.

Zuwächse auch im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten

Die kleinste Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente profitierte hingegen von der Aufhebung zahlreicher Corona-Beschränkungen in vielen Ländern. Die Menschen gingen mehr aus, auch ohne Maske und fingen sich damit wieder mehr Erkältungen ein. Das operative Ergebnis von Consumer Health stieg um ein Drittel auf 388 Millionen Euro.

Die Folgen des Kriegs in der Ukraine hatten dagegen keine negativen Auswirkungen auf die Quartalsbilanz. Russland und die Ukraine machen nur rund 3 Prozent des Konzernumsatzes aus. Bayer hat zwar alle nicht-essenziellen Geschäfte in Russland und Weißrussland eingestellt und Werbung sowie Investitionen gestoppt. Das Unternehmen liefert aber weiter seine Produkte wie Medikamente und Saatgut dorthin.

Der Blick in die nahe Zukunft fällt bei dem Agrar- und Pharmakonzern recht optimistisch aus. "Für den weiteren Jahresverlauf sind wir trotz der hohen Unsicherheit, unter anderem in Bezug auf die Stabilität der Lieferketten und der Energieversorgung, zuversichtlich", sagte Unternehmenschef Werner Baumann (59).

Für das Jahr 2022 insgesamt rechnet Bayer weiterhin auf Basis konstanter Wechselkurse und portfoliobereinigt mit einem Wachstum des Konzernumsatzes um rund 5 Prozent auf etwa 46 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich auf etwa 12 Milliarden Euro verbessern. 2021 hatte Bayer gut 44 Milliarden Euro umgesetzt und ein Ergebnis von 11,18 Milliarden eingefahren.

mg/dpa-afx, Reuters
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