Sein Weg wird kein leichter sein: Der neue Bayer-Chef Werner Baumann.
Foto: ROBERTO PFEIL/ AFPDer von Bayer umworbene US-Saatgutspezialist Monsanto hält den Dax-Konzern weiter hin. Bei Vorlage der Quartalsbilanz erklärte Konzernchef Hugh Grant am Mittwoch lediglich, dass er in den vergangenen Wochen mit dem Bayer-Management und auch anderen Gesprächspartnern geredet habe. Er zeigte sich weiter von der Logik einer Zusammenlegung der Geschäfte überzeugt. Vor diesem Hintergrund gab er sich offen für entsprechende strategische Optionen. Ein offizielles Update der Offerte von Bayer gebe es aber nicht.
Bayer hatte vor gut fünf Wochen die Übernahme des Saatgutspezialisten aus den USA angekündigt. Die Leverkusener bieten 62 Milliarden US-Dollar (gut 55 Mrd Euro) in bar. Nachdem das Monsanto-Management die Offerte zuletzt als zu niedrig zurückgewiesen hatte, wird seit längerem über einen Preisaufschlag spekuliert.
Monsantos Geschäfte laufen allerdings weiterhin mäßig: Der Saatgutspezialist leidet unter schwachen Geschäften in der Landwirtschaft. Auch Währungs-
Abwertungen und die Turbulenzen in den Schwellenländern sorgten nach wie vor für reichlich Probleme. Im dritten Quartal sackte der Gewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als ein Drittel auf 717 Millionen Dollar ab. Der Umsatz ging um mehr als acht Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar zurück.
Die zuletzt gekappte Prognose schränkte Konzernchef Grant erneut etwas ein. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende August stellte er nun einen bereinigten Gewinn je Aktie am unteren Ende der zuletzt auf 4,40 bis 5,10 Dollar gesenkten Spanne in Aussicht. Mit seinen Kennzahlen blieb der Konzern hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Aus Sicht von Grant befindet sich die Branche am Tiefpunkt. Er sieht aber frühe Anzeichen einer Erholung. Mit einem Sparprogramm und Stellenstreichungen steuert er gegen.
Die Übernahme des Konzerns gilt nicht nur aus finanziellen Gründen als ein Wagnis. Auch wegen des schlechten Rufes von Monsanto sind die Übernahmepläne von Bayer in die Kritik geraten. Dem US-Hersteller von genmanipuliertem Saatgut wird unter anderem ruppiges Verhalten im Umgang mit seinen Kunden vorgeworfen. Außerdem vertreibt Monsanto den Unkrautvernichter Glyphosat. Dieser steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Monsanto vermarktet Glyphosat unter dem Namen Roundup. Am Mittwoch verlängerte die EU-Kommission die Europa-Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters um bis zu 18 Monate.
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Wie groß ist Monsanto? Monsanto war an der Börse laut dpa zuletzt rund 42 Milliarden Dollar wert, rund 37 Milliarden Euro. Bayer bringt mehr als das Doppelte auf die Waage, schreibt Reuters.
Noch am Mittwoch hatte Monsanto-Manager Brett Begemann Medienberichte über eine mögliche Übernahme durch die deutschen Rivalen Bayer oder BASF als "wilde Spekulationen" zurückgewiesen, "an denen nichts dran ist".
Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten - auch in Deutschland.
Was spräche für den Deal? Für ein Zusammengehen spricht, dass Monsanto in den USA stärker aufgestellt ist, Bayer in Europa und Asien. Das könnte den Unternehmen auch bessere Karten bei den Wettbewerbshütern bescheren.
Mit Monsanto würde das Agrargeschäft bei Bayer eine viel größere Rolle spielen. Der US-Konzern erlöst im Jahr rund 15 Milliarden Dollar (gut 13 Milliarden Euro) mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Bayer kam im vergangenen Jahr insgesamt auf einen Umsatz von 46,3 Milliarden Euro, so dpa.
Gibt es Kritik am Deal? Ja. Der US-Konzern Monsanto steht wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte immer wieder in der Kritik. Zudem stellt Monsanto den weltweit meistgenutzten Unkrautvernichter "Roundup" mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat her. Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen.
In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird das Herbizid vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung verwendet, in Deutschland kommt es auf rund 40 Prozent der Felder zum Einsatz. Die europäische Zulassung für Glyphosat läuft Ende Juni aus, am Donnerstag könnte eine Entscheidung über eine erneute Genehmigung fallen, berichtet dpa.
Wie kommt die Vision an der Börse an? Nicht wirklich gut, auch wenn der mögliche Deal Gesprächsthema auf dem Parkett war. Doch die Aussicht auf einen milliardenschweren Kauf ließ die Aktien des Konzerns zwischenzeitlich ans Dax-Ende rutschen. Sie verloren bis zu 8,3 Prozent auf 88,39 Euro - ein Zweieinhalb-Jahres-Tief.
Volker Braun, Analyst beim Bankhaus Lampe sieht für Bayer keinen Grund, einen überstürzten Deal mit Monsanto einzugehen.
Es gebe genügend andere Übernahmemöglichkeiten in der Branche - zu besseren Preisen und einem vorteilhafterem Risikoprofil.
Wie wahrscheinlich ist der Deal? Das ist die Gretchenfrage. Monsanto selbst hatte in St. Louis mitgeteilt, das Unternehmen habe eine unaufgeforderte, nicht-bindende Offerte von Bayer erhalten. Der Verwaltungsrat des US-Konzerns wolle die Offerte jetzt prüfen. Bis diese Überprüfung abgeschlossen ist, werde es keine weitere Mitteilung des Unternehmens geben. Auch Bayer hielt sich mit Details bedeckt.
Allerdings brodelt laut dpa in der Chemiebranche seit langem die Gerüchteküche über die Zukunft der Unternehmen, die sich auf das Geschäft mit der Landwirtschaft spezialisiert haben. Dieser Geschäft steht wegen niedrigerer Preise für Agrarrohstoffe, den Turbulenzen in den Schwellenländern und der Rezession in Brasilien seit einiger Zeit unter erheblichem Druck. Im vergangenen Jahr hatte Monsanto vermutlich deshalb versucht, den Schweizer Konkurrenten Syngenta zu übernehmen, der nun an den chinesischen Konkurrenten ChemChina geht. Und nach der Ankündigung der Fusion der US-Chemiekonzerne DuPont und Dow Chemical, die das Agrarchemiegeschäft als eigenständiges Unternehmen planen, steht Monsanto nun unter Druck, sich einen Partner zu suchen.
Was spräche für den Deal? Für ein Zusammengehen spricht, dass Monsanto in den USA stärker aufgestellt ist, Bayer in Europa und Asien. Das könnte den Unternehmen auch bessere Karten bei den Wettbewerbshütern bescheren.
Mit Monsanto würde das Agrargeschäft bei Bayer eine viel größere Rolle spielen. Der US-Konzern erlöst im Jahr rund 15 Milliarden Dollar (gut 13 Milliarden Euro) mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Bayer kam im vergangenen Jahr insgesamt auf einen Umsatz von 46,3 Milliarden Euro, so dpa.
Wie kommt die Vision an der Börse an? Nicht wirklich gut, auch wenn der mögliche Deal Gesprächsthema auf dem Parkett war. Doch die Aussicht auf einen milliardenschweren Kauf ließ die Aktien des Konzerns zwischenzeitlich ans Dax-Ende rutschen. Sie verloren bis zu 8,3 Prozent auf 88,39 Euro - ein Zweieinhalb-Jahres-Tief.
Volker Braun, Analyst beim Bankhaus Lampe sieht für Bayer keinen Grund, einen überstürzten Deal mit Monsanto einzugehen.
Es gebe genügend andere Übernahmemöglichkeiten in der Branche - zu besseren Preisen und einem vorteilhafterem Risikoprofil.
Die Chemiebranche ist in Aufruhr. Mit der Fusion von Dow Chemical und DuPont entsteht ein neuer Branchenprimus, der den Ex-Weltmarktführer BASF vom Thron stößt. Der neue Riese "DowDuPont" mit einem Börsenwert von 180 Milliarden Dollar will sich wiederum in drei eigenständige börsennotierte Unternehmen aufteilen ...
... die sich auf die Bereiche klassische Chemie, Spezialchemie und den Agrarsektor spezialisieren. Damit wachsen für Bayer, BASF und den US-Saatguthersteller Monsanto drei neue und mächtige Konkurrenten heran.
Auch die geplante 43-Milliarden-Dollar-Übernahme des Schweizer Pflanzenschutzkonzerns Syngenta wirbelt die Branche durcheinander. Hier müssen die Wettbewerbshüter noch zustimmen. Syngenta hatte zuvor den US-Saatguthersteller Monsanto abblitzen lassen und sich in die Arme eines chinesischen Staatskonzerns geflüchtet ...
Käufer von Syngenta ist die hierzulande noch wenig bekannte chinesische National Chemical Corporation (ChemChina). In der Branche sorgte sie zuletzt durch verschiedene Zukäufe für Aufsehen.
2015 erwarb ChemChina für rund sieben Milliarden Euro den italienischen Reifenhersteller Pirelli ...
Im Januar 2016 kaufte ChemChina für 925 Millionen Euro außerdem den Münchener Spezialmaschinenhersteller Krauss-Maffei. Mit der geplanten Übernahme von Syngenta macht ChemChina aber auch die Dax-Schwergewichte BASF und Bayer nervös ...
Für die BASF ist China der wichtigste Absatzmarkt. Wird die Syngenta-Übernahme genehmigt, dürfte der Staatskonzern ChemChina den riesigen heimischen Markt künftig selbst versorgen - bis auf einige wenige Spezialitäten aus Ludwigshafen. BASF-Chef Kurt Bock will bei Zukäufen "behutsam" vorgehen, muss aber zugleich aufpassen, dass BASF am Ende des Fusionspokers nicht mit leeren Händen dasteht und selbst zum Übernahmeziel wird. Nun kochen Spekulationen hoch, dass BASF oder Bayer den US-Konzern Monsanto übernehmen könnten ...
Der weltgrößte Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut ist selbst unter Druck und auf Partnersuche, seit er mit seinem Übernahmeversuch bei Syngenta abgeblitzt ist. Monsanto braucht Partner, um die Abhängigkeit vom Agrarsektor zu verringern. An der Börse wird Monsanto derzeit mit rund 43 Milliarden Dollar bewertet - inklusive Übernahmeprämie würde ein Kauf also rund 50 Milliarden Dollar kosten. Sowohl für Bayer wie auch für BASF wäre das ein großer, schwer verdaulicher Happen.
Die größten Chemiekonzern:
Auch die Rangliste der größten Player der Branche ist in Bewegung geraten. Bislang belegt der deutsche Konzern Bayer Platz zehn im weltweiten Ranking der Chemiekonzerne, das der Petrochemie-Informationsdienst ICIS auf Basis der Umsatzzahlen und der aktuellen Entwicklung der Konzerne erstellt hat.
Rang neun belegt mit INEOS , ein erst 1998 gegründeter Neuling der Branche. Der Chlorine-Hersteller ist durch Zukäufe von Geschäftssegmenten von BP, BASF und womöglich bald auch Solvay in den letzten Jahren massiv gewachsen.
Mitsubishi Chemicals , die Chemie-Tochter des japanischen Mischkonzerns Mitsubishi belegt Rang acht im Ranking. Neben petrochemischen Produkten, Düngemitteln und Industriesalzen gehören auch Plastik, pharmazeutische Produkte und Beschichtungen zum Geschäftsbereich der Japaner.
Der 1802 gegründete US-amerikanische Konzern DuPont rangiert aktuell, was den Umsatz angeht, auf Rang sieben der weltgrößten Chemiekonzerne. Geht die Fusion mit Dow über die Bühne, werden die beiden umsatzmäßig die neue Nummer eins der Branche sein. Gegründet als Sprengstoff-Unternehmen stelllt Dupont mittlerweile eine ganze Bandbreite chemischer Produkte von Unkrautvernichtungsmittel bis hin zu Spezialfasern wie Kevlar her.
LyondellBasell , 2007 durch das Zusammengehen des US-Konzerns Lyondell Chemical Company durch Basell entstanden, rangiert im globalen Ranking auf Rang sechs. Der Konzern, der seinen Hauptsitz in Rotterdam hat, ist auf petrochemische Produkte spezialisiert.
Der 1976 geründete saudische Chemieriese SABIC rangiert auf Basis des Umsatzes von 2014 auf Rang fünf der weltweiten Chemiekonzerne. Neben billigen heimischen Rohstoffen half ihm zuletzt der Zukauf des Plastikgeschäfts von General Electrics bei seiner Wachstumsstrategie.
Rang vier im weltweiten ICIS-Ranking belegt mit einem Umsatz von mehr als 56 Millionen Dollar 2014 der Mineralölkonzern ExxonMobil . Anders als viele Konkurrenten hat der Öl-Konzern stets an seinem Petrochmie-Geschäft festgehalten.
Auf Platz drei rangiert noch der Chemiekonzern Dow Chemical, der es 2014 immerhin auf einen Umsatz von mehr als 58 Milliarden Dollar brachte. Zusammen mit DuPont dürfte dieser auf rund 90 Milliarden Dollar steigen - was das Bündnis unangefochten auf Platz eins der Branche - noch vor BASF - katapultieren wird.
Aktuell noch auf Platz zwei - rangiert mit einem Umsatz von 68 Milliarden Dollar allerdings noch die China Petroleum & Chemical Corporation, kurz Sinopec. Deren chemisches Geschäft ist wie bei Exxon vor allem von der Petrochemie geprägt.
Auf Platz eins rangiert mit einem Umsatz von fast 90 Milliarden Dollar noch die deutsche BASF. Doch die Tage der Ludwigshafener als Platzhirsch sind gezählt.
Die Linde Gruppe schafft es mit rund 20 Milliarden Dollar Umsatz 2014 nur auf Rang 14 der ICIS-Liste. Sie liegt damit allerdings noch deutlich vor anderen deutschen Konzernen ...
.. wie beispielsweise Lanxess auf Rang 46 ...
... oder K+S auf Platz 87.
Auch die geplante 43-Milliarden-Dollar-Übernahme des Schweizer Pflanzenschutzkonzerns Syngenta wirbelt die Branche durcheinander. Hier müssen die Wettbewerbshüter noch zustimmen. Syngenta hatte zuvor den US-Saatguthersteller Monsanto abblitzen lassen und sich in die Arme eines chinesischen Staatskonzerns geflüchtet ...
Foto: FABRICE COFFRINI/ AFPFür die BASF ist China der wichtigste Absatzmarkt. Wird die Syngenta-Übernahme genehmigt, dürfte der Staatskonzern ChemChina den riesigen heimischen Markt künftig selbst versorgen - bis auf einige wenige Spezialitäten aus Ludwigshafen. BASF-Chef Kurt Bock will bei Zukäufen "behutsam" vorgehen, muss aber zugleich aufpassen, dass BASF am Ende des Fusionspokers nicht mit leeren Händen dasteht und selbst zum Übernahmeziel wird. Nun kochen Spekulationen hoch, dass BASF oder Bayer den US-Konzern Monsanto übernehmen könnten ...
Foto: DANIEL ROLAND/ AFPDer weltgrößte Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut ist selbst unter Druck und auf Partnersuche, seit er mit seinem Übernahmeversuch bei Syngenta abgeblitzt ist. Monsanto braucht Partner, um die Abhängigkeit vom Agrarsektor zu verringern. An der Börse wird Monsanto derzeit mit rund 43 Milliarden Dollar bewertet - inklusive Übernahmeprämie würde ein Kauf also rund 50 Milliarden Dollar kosten. Sowohl für Bayer wie auch für BASF wäre das ein großer, schwer verdaulicher Happen.
Foto: Patrick Pleul/ dpa