Immobilienkredite Bauzinsen übersteigen erstmals seit zehn Jahren 3-Prozent-Marke

Kredite für Immobilienkäufer klettern weiter. Erstmals seit zehn Jahren liegen die Zinsen wieder über 3 Prozent. Das dürfte noch nicht das Ende der Entwicklung sein.
Zinsen von mehr als drei Prozent bei zehnjährigen Baukrediten hat es zuletzt im April 2012 gegeben

Zinsen von mehr als drei Prozent bei zehnjährigen Baukrediten hat es zuletzt im April 2012 gegeben

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Kredite für Immobilienkäufer in Deutschland werden immer teurer. Die Zinsen für zehnjährige Finanzierungen sind am Mittwoch im Mittelwert erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder über die Marke von drei Prozent gestiegen, wie die Frankfurter FMH-Finanzberatung mitteilte. Zinsen von mehr als drei Prozent bei zehnjährigen Baukrediten hat es demnach zuletzt im April 2012 gegeben.

Der jüngste Anstieg der Bauzinsen sei seit dem 7. Juni "besonders extrem" gewesen, mit einem Sprung von 2,79 auf 3,02 Prozent in einer Woche. Auslöser sei die hohe Inflation und die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen zu erhöhen.

Vier Prozent Zinsen bis Herbst wahrscheinlich

Aussicht auf Besserung gibt es für Immobilienkäufer in Zukunft erst einmal nicht: Die Kredite dürften sich auch weiter verteuern, erwartet FMH-Gründer Max Herbst. Im April habe er vier Prozent Zinsen für zehnjährige Finanzierungen bis Jahresende für vorstellbar gehalten. Das sei nun bereits nach der Sommerpause denkbar, sagt er. Die Bauzinsen sind in den letzten Monaten kräftig gestiegen. Im Dezember hatte der Zins für zehnjährige Finanzierungen noch bei 0,9 Prozent gelegen.

Der Münchner Immobilienfinanzierer Interhyp legt die Prognose tiefer und sieht die Bauzinsen für zehnjährige Kredite aktuell noch knapp unter 3 Prozent im Schnitt. Sie lägen bei 2,95 Prozent, sagte eine Firmensprecherin am Mittwoch.

Grund für die steigenden Bauzinsen ist das allgemein steigende Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Wegen der hohen Inflation stehen Notenbanken unter Druck, ihre lockere Geldpolitik zu straffen. Die US-Notenbank Fed entscheidet an diesem Mittwoch über weitere Schritte. Erwartet wird eine Leitzinserhöhung mindestens um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 1,25 bis 1,5 Prozent.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach langem Zögern den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik beschlossen: Die milliardenschweren Anleihenzukäufe werden zum 1. Juli beendet. Bei der nächsten regulären Sitzung des EZB-Rates am 21. Juli will die Notenbank die Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte.

mje/dpa
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