Sanierungsprogramm Batteriekonzern Varta streicht 800 Stellen

Stellenabbau: Besonders Mitarbeiter an den Standorten Ellwangen, Nördlingen und Dischingen sind betroffen
Foto: PHILIPP GUELLAND/EPA-EFE/ShutterstockDer angeschlagene Batteriehersteller Varta will bis Ende kommenden Jahres in Deutschland 390 Arbeitsplätze abbauen. Über die Pläne seien die Arbeitnehmervertreter nun informiert worden, teilte Varta am Dienstag mit. 240 Stellen sollen noch in diesem Jahr wegfallen. Davon betroffen seien alle drei Standorte Ellwangen, Nördlingen und Dischingen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Ellwangen (Ostalbkreis) mit.
Weltweit beschäftigt Varta 4700 Mitarbeiter, 800 Stellen sollen insgesamt gestrichen werden, gut die Hälfte davon durch Fluktuation und das Auslaufen befristeter Verträge. Varta hatte Stellenstreichungen im Zuge eines Sanierungsprogramms angekündigt, deren Umfang aber offengelassen.
Das Unternehmen sei sich seiner Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und der Region bewusst, sagte Vorstandssprecher Markus Hackstein (48) laut Mitteilung. "Dabei haben wir den klaren Anspruch, die Vorgaben des Restrukturierungsplans so zu gestalten, dass wir die Zukunft unseres Unternehmens absichern und gleichzeitig möglichst viele Arbeitsplätze erhalten können", sagte Hackstein.
Die Aktie sackte am Dienstagabend nachbörslich um 1,6 Prozent ab auf knapp über 24 Euro. Vor einem Jahr hatte das Papier noch einen Wert von rund 90 Euro.
Globale Krisen hätten laut Varta zuletzt die Ergebnisse belastet und entschlossene Maßnahmen notwendig gemacht. Vor allem massive Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen sowie eine eingetrübte Konsumlaune hätten sich auf das Unternehmen ausgewirkt, hieß es.
Großaktionär schoss 51 Millionen Euro nach
Die Banken hatten im März grünes Licht für das Sanierungskonzept gegeben, nachdem Großaktionär Michael Tojner (57) 51 Millionen Euro frisches Kapital gegeben hatte. Im abgelaufenen Jahr ist Varta tief in die roten Zahlen gerutscht. Aufgrund von Abschreibungen auf das Geschäft mit aufladbaren Knopfzellen ("Lithium-Ion CoinPower") lag der Verlust bei rund 200 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. Die Knopfzellen hatten Varta einst viel Wachstum beschert. 2021 hatte das im SDax notierte Unternehmen noch knapp 126 Millionen Euro Gewinn gemacht.
Operativ sei das Ergebnis etwas besser ausgefallen als zuletzt befürchtet. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 69,5 Millionen Euro über den prognostizierten 55 bis 60 Millionen Euro. Vor allem Währungseffekte hätten das Ergebnis begünstigt. Der Umsatz brach um elf Prozent auf 806,9 Millionen Euro ein und erreichte damit den unteren Rand der erwarteten Spanne. Varta hatte seine Prognosen mehrfach gesenkt, da die Nachfrage nach Mini-Akkus für kabellose Kopfhörer sank. Der Hauptkunde Apple hatte die Produktion der kabellosen "AirPod"-Kopfhörer heruntergeschraubt.