Export von Chip-Chemikalien Pläne Berlins bedrohen die China-Geschäfte von Merck und BASF

Schlechte Nachrichten für die Dax-Konzerne BASF und Merck: Die Bundesregierung plant offenbar, den Export wichtiger Chemikalien für die Chip-Herstellung nach China zu beschränken. Ein Bereich, in dem BASF und Merck groß im Geschäft sind.
Besuch aus Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz mit BASF-Chef Martin Brudermüller bei einer Fabrikbesichtigung

Besuch aus Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz mit BASF-Chef Martin Brudermüller bei einer Fabrikbesichtigung

Foto: Essler Christian / POOL / EPA

Pläne der Bundesregierung zur Einschränkung des Exports von Chemikalien für die Halbleiterproduktion drohen die Geschäfte der Dax-Konzerne Merck und BASF zu belasten. Wie Bloomberg berichtet , befindet sich die Bundesregierung in Gesprächen, die auf derartige Ausfuhreinschränkungen nach China abzielen. Damit wolle Kanzler Olaf Scholz (64, SPD) die Verknüpfung zwischen der deutschen und der chinesischen Wirtschaft reduzieren und zugleich den Zugriff der Volksrepublik auf Materialien, die in dieser Schlüsseltechnologie benötigt werden, limitieren.

Sollte es so weit kommen, könnten BASF und Merck nicht weiterhin im gleichen Maße wie bisher Chemikalien für die Chip-Produktion nach China liefern, zitiert Bloomberg Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien.

Hintergrund: Halbleitern kommt in der Weltwirtschaft eine Schlüsselrolle zu, von Autos über Smartphone bis hin zu Kühlschränken befinden sie sich in nahezu allen modernen Produkten. Die Materialien, die zur Produktion der Chips benötigt werden, sind nicht immer leicht zu bekommen. Durch die Einschränkung von Chinas Zugriff auf entscheidende Chemikalien könnte die chinesische Wirtschaft daher empfindlich getroffen werden.

Den Dax-Konzernen Merck und BASF kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, denn sie liefern Zusatzstoffe, die für die Halbleiterherstellung zwingend gebraucht werden. Mercks Produkte befänden sich in beinahe jedem Chip weltweit, so Bloomberg. BASF sei zudem Marktführer in Europa und Asien, wo auch der weltweit größte Auftragsfertiger von Computerchips Taiwan Semiconductor Manufactoring (TSM) seinen Sitz hat.

Insbesondere BASF-Chef Martin Brudermüller (61) setzt strategisch stark auf das Geschäft in Fernost. Uneinigkeit über diese Ausrichtung hatte bei dem Konzern zuletzt zum Abgang der Vorständin Saori Dubourg (51) geführt , die zuvor bereits als mögliche Brudermüller-Nachfolgerin gehandelt worden war.

Sollte die Bundesregierung die Pläne umsetzen, so wäre das ein weiterer Beleg für die jüngste Kursverschärfung Berlins gegenüber China. Im Einklang mit anderen europäischen Ländern sowie den USA geht die große Koalition zunehmend auf kontra zu Peking. Zwar hat die chinesische Volkswirtschaft weiterhin eine immense Bedeutung für hiesige Unternehmen. Zugleich bestehen vor dem Hintergrund des Angriffs Russland auf die Ukraine, der von Peking bislang nicht verurteilt wurde, sowie der Spannungen zwischen China und Taiwan jedoch mehr und mehr Sicherheitsbedenken. Hinzu kommt die zweifelhafte Menschenrechtssituation in China.

An der Börse wurden Investoren aufgrund der Nachrichten jedenfalls offenbar nervös. Die Papiere von Merck sowie von BASF gerieten nach dem Bericht von Bloomberg leicht unter Druck. Zuletzt notierte Merck allerdings beinahe unverändert.

Die Aktien von BASF wurden am Nachmittag mit einem Abschlag von mehr als 3 Prozent gehandelt. Der Konzern hatte allerdings am Donnerstag auch endgültige Geschäftszahlen vorgelegt und einen Ausblick gegeben.

cr
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