Hauptversammlung BASF hält trotz Ergebniseinbruchs an Jahreszielen fest

Martin Brudermüller: Auf der heutigen Hauptversammlung in Mannheim muss sich der Konzernchef den Fragen der Investoren stellen
Foto: Uwe Anspach / dpaDer Chemiekonzern BASF hat trotz eines Ergebniseinbruchs im ersten Quartal seine Jahresziele bekräftigt. "BASF ist besser in das Jahr 2023 gestartet als von Analysten erwartet. Und dies in einem stagnierenden und schwierigen konjunkturellen Umfeld", erklärte Vorstandschef Martin Brudermüller (61) am Donnerstag. Für das Gesamtjahr rechnet er weiter mit einem Rückgang des bereinigten operativen Gewinns (Ebit) auf 4,8 bis 5,4 (2022: 6,9) Milliarden Euro. Der Umsatz soll auf 84 bis 87 (87,3) Milliarden Euro sinken. Der Vorstand stellt sich am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Mannheim den Fragen der Aktionäre.
BASF hatte bereits am 12. April vorläufige Quartalszahlen veröffentlicht. Der bereinigte operative Gewinn brach um 31,5 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro ein, fiel damit aber noch deutlich besser aus als von Analysten erwartet. Der Umsatz sank wegen einer geringeren Nachfrage um mehr als 13 Prozent auf 19,99 Milliarden Euro. Die Entwicklung der Weltwirtschaft sei nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet, die Dynamik in der Industrie- und Chemieproduktion bleibe verhalten, erklärte BASF.
Die Aktie fiel am Donnerstagmorgen um 5 Prozent. Der Chemiekonzern habe nach bereits veröffentlichten Eckdaten nicht mehr überrascht, schrieb die Baader Bank. Der schwache Barmittelzufluss dürfte die Dividendendiskussion aber wieder anheizen.
"Die BASF ist in der Chemie nicht mehr das Maß aller Dinge"
Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment, laut Refinitiv-Daten der achtgrößte Anteilseigner bei BASF, bemängelt in seiner Rede die Aktienkursentwicklung bei dem Unternehmen und die schwächere Entwicklung als der weltweite Chemiesektor. "Die BASF ist in der Chemie nicht mehr das Maß aller Dinge", erklärte er. "Bringen sie den trägen Tanker wieder auf Kurs, damit aus der BASF wieder eine Erfolgsgeschichte an der Börse wird."
Brudermüller hatte im Februar ein neues Sparprogramm angekündigt, dem weltweit 2600 Stellen zum Opfer fallen sollen, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Mehrere energieintensive Anlagen am Stammwerk in Ludwigshafen sollen geschlossen werden. Fast die Hälfte der Investitionen sollen in den nächsten Jahren nach Asien fließen. Denn in China baut der weltgrößte Chemiekonzern gegenwärtig für bis zu zehn Milliarden Euro einen neuen Verbundstandort in der südlichen Provinz Guangdong. Damit stößt Brudermüller nicht nur auf Gegenliebe. "Der russische Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, wie schnell geopolitische Albträume Realität werden können", sagte Rautenberg mit Blick auf den Konflikt zwischen China und Taiwan.
Konzern erwägt Verkauf von Wintershall Dea an Investoren
Was den Ausstieg seiner Beteiligung an dem Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea angeht, zieht der Konzern erstmals auch einen Verkauf an Investoren in Betracht. "Wir arbeiten mit voller Kraft an verschiedenen Varianten des Ausstiegs", sagte Brudermüller auf der Hauptversammlung am Donnerstag laut Redetext. "Ein Börsengang von Wintershall Dea bleibt unsere bevorzugte Alternative. Denkbar wäre auch ein Verkauf an Investoren." Für den Ausstieg seien noch viele Zustimmungen erforderlich, von Behörden und Joint-Venture-Partnern. "Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir das in absehbarer Zeit schaffen."
Der Öl- und Gaskonzern entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. BASF hält noch 72,7 Prozent, der Rest liegt bei der ehemaligen Dea-Eignerin LetterOne. Der Chemiekonzern will sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückziehen, die Pläne für einen Börsengang wurden aber mehrmals verschoben und dann vom Krieg in der Ukraine vorerst zunichtegemacht. Inzwischen hat die russische Regierung Wintershall Dea in Russland de facto wirtschaftlich enteignet. Russland machte zuletzt rund 50 Prozent der gesamten Produktion von Wintershall Dea aus.