Generationswechsel bei ArcelorMittal
Lakshmi Mittal übergibt Führung an seinen Sohn
Der Gründer des weltgrößten Stahlkonzerns ArcelorMittal leitet den Generationswechsel an der Spitze seines Unternehmens ein. Von der Spitze des Verwaltungsrats aus behält er seinen Sohn aber scharf im Blick.
Seit 1997 mit dabei: Aditya Mittal, der Sohn des ArcelorMittal-Gründers
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ArcelorMittal-Chef Lakshmi Mittal (70) macht ab sofort Platz für seinen Sohn. Es sei der richtige Zeitpunkt für einen Übergang, sagte der Vorstandschef, Verwaltungsratsvorsitzende und Gründer des Unternehmens bei der Vorlage der Jahresbilanz. Aditya Mittal (45) war bislang Finanzvorstand sowie Chef von ArcelorMittal Europe. Seinen Posten als Chef des Verwaltungsrats will Lakshmi Mittal behalten. Mittal hatte sein 1976 gegründetes Unternehmen 2006 mit dem französischen Konkurrenten Arcelor fusioniert. Der Familie Mittal gehören mehr als 35 Prozent der Firmenanteile.
Der Stahlkonzern hat im vierten Quartal von einer Erholung des wirtschaftlichen Umfeldes insbesondere in der Automobilindustrie profitiert. So konnte der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal von rund 13,3 Milliarden auf knapp 14,2 Milliarden US-Dollar (11,7 Milliarden Euro) zulegen, wie das Unternehmen mitteilte. Höhere Verkaufspreise wirkten sich positiv aus, die Rohstahlproduktion nahm wieder zu. Beim Ergebnis profitierte ArcelorMittal auch vom Verkauf des US-Geschäfts. Unter dem Strich verblieben 1,2 Milliarden Dollar, nachdem im vorangegangenen dritten Quartal ein Verlust von 261 Millionen Dollar verbucht worden war.
Das Gesamtjahr 2020 war maßgeblich durch die Einbußen im Zusammenhang mit der Pandemie geprägt. Die Umsätze sanken um rund ein Viertel auf 53,3 Milliarden Dollar, das Ebitda fiel um 17 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar. Netto konnte ArcelorMittal seine Verluste jedoch auf 733 Millionen Dollar deutlich reduzieren. Im Vorjahr war wegen hoher Abschreibungen ein Fehlbetrag von knapp 2,5 Milliarden Dollar angefallen. Für das neue Jahr geht ArcelorMittal von einer weiteren Erholung der Stahlnachfrage aus.
Jede fünfte Stelle in der Verwaltung soll wegfallen
Mit einer Nettoverschuldung von 6,4 Milliarden Dollar zum Jahresende lag der Konzern unter seinem Ziel von sieben Milliarden Dollar. Wegen der robusten Bilanz will ArcelorMittal seinen Aktionären eine Dividende von 0,30 Dollar je Aktie zahlen. Hinzu kommen Aktienrückkaufprogramme.
Das Unternehmen kündigte zudem ein Sparprogramm über eine Milliarde Dollar (rund 825 Millionen Euro) an, welches ab 2022 voll wirken soll. Ziel sei es, auch nach der Pandemie wettbewerbsfähig zu bleiben. Die meisten Einsparungen sollen in der Produktion anfallen, zudem plant ArcelorMittal die Schließung vereinzelter Werke in Europa und Südafrika. In der Verwaltung sollen zudem 20 Prozent der Stellen abgebaut werden.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen 190.000 Mitarbeiter, in Deutschland etwa 9000. Deutschland sei von den Stellenstreichungen in der Verwaltung aber nicht betroffen, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Hierzulande betreibt ArcelorMittal Werke in Duisburg, Hamburg, Bremen und Eisenhüttenstadt. Der Rivale Thyssenkrupp will mindestens 3000 Jobs in seiner Stahlsparte streichen und in den nächsten Wochen entscheiden, ob er die Tochter mit ihren 27.000 Beschäftigten an den britischen Konkurrenten Liberty Steel verkauft.