3000 Jobs weniger in der Verwaltung, davon 1500 in Deutschland: ThyssenKrupp versucht mit aller Macht zurück in die Spur zu finden. Zu tief ist die aktuelle Krise. Im zweiten Quartal ist der Konzern in die roten Zahlen gerasselt - und der Wert seiner Stahlwerke in Amerika sinkt.
Firmenzentrale in Essen: ThyssenKrupp will weitere Arbeitsplätze aufgeben
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Essen - Der kriselnde Industrieriese ThyssenKrupp will weltweit rund 3000 Stellen in der Verwaltung streichen. In Deutschland sind von dem "Act" getauften Sparprogramm mehr als 1500 Arbeitsplätze betroffen, wie ein Konzernsprecher am Mittwoch sagte. Betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen nach eigenen Angaben aber vermeiden.
ThyssenKrupp hatte im Februar bereits den Abbau von 2000 Stellen im europäischen Stahlgeschäft bekanntgegeben. Davon betreffen dem Sprecher zufolge "wenige hundert" die Verwaltung, es gibt also geringe Überschneidungen mit dem neu angekündigten Stellenabbau.
Zugleich musste
ThyssenKrupp weitere Tiefschläge eingestehen. Der Ruhrgebietskonzern bekommt für seine verlustreichen Stahlwerke in Übersee wohl deutlich weniger als zuletzt erhofft. Nach erneuten Abschreibungen auf die Anlagen in Brasilien und den USA schreibt das Unternehmen weiter tiefrote Zahlen. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2012/13 (per Ende September) betrage der Verlust nach Anteilen Dritter 656 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Nach den bisherigen Verkaufsgesprächen seien für die Werke in Brasilien und den USA Abschreibungen von 683 Millionen Euro fällig geworden. Die Anlagen sollten "zeitnah" verkauft werden, bekräftigte der Konzern. Nähere Angaben machte er nicht.
Schwachen Stahlnachfrage, Kartellverstöße und Korruptionsvorwürfe
Die Kosten für die Stahlwerke waren auf zwölf Milliarden Euro in die Höhe geschossen. Mehrfach musste ThyssenKrupp hohe Abschreibungen vornehmen. Diese trugen im vergangenen Geschäftsjahr maßgeblich zum Verlust von fünf Milliarden Euro bei. ThyssenKrupp beziffert den Buchwert der Werke nun nur noch auf 3,4 Milliarden Euro, wie aus einer Präsentation hervorging. Zuletzt hatte der Konzern den Wert auf 3,9 Milliarden veranschlagt.
Im fortgeführten Geschäft, wozu die verlustreiche amerikanische Stahlsparte nicht gehört, ging das bereinigte Ebit im Quartal auf 241 Millionen Euro von 361 Millionen Euro zurück. Von Reuters befragte Analysten hatten mit 200 Millionen Euro gerechnet. Vorstandschef Heinrich Hiesinger bekräftigte die Prognose, wonach im laufenden Geschäftsjahr der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um etwa 400 Millionen Euro auf rund eine Milliarde Euro fallen wird. Die Umsatzprognose schraubte er allerdings zurück. Die Erlöse würden nun nicht auf, sondern unter dem Vorjahresniveau von 40,1 Milliarden Euro liegen.
ThyssenKrupp machen die schwachen Stahlnachfrage in Europa, mehrere Kartellverstöße und Korruptionsvorwürfe zu schaffen.