Vorstands-Rochade
Neuer Bosch-Chef baut Führung um
Der neue Chef des Industrieausrüsters Bosch, Volkmar Denner, krempelt das Unternehmen um. Die Bereiche Gesundheit und Software erklärt er zur Chefsache. Die unrentable Solartechnik wird dem neuen Bereich Energie- und Gebäudetechnik zugeschlagen, den der Sanierungsexperte Stefan Hartung führen soll.
Neuer Mann an der Bosch-Spitze: Volkmar Denner tritt am 1. Juli die Nachfolge von Franz Fehrenbach an
Foto: DPA
Gerlingen - Der bisherige Forschungschef Volkmar Denner etabliert zum Jahresbeginn 2013 die Energie- und Gebäudetechnik als neuen Geschäftsbereich des Konzerns, wie aus einer Mitteilung von Freitag hervorgeht. In der neuen Sparte werden die unrentable Solartechnik sowie die Sicherheitstechnik gebündelt, die Gebrauchsgüter mit den Haushaltsgeräten und Werkzeugen führt Bosch damit künftig separat.
Chef des neuen Geschäftsbereichs soll der 46-jährige Stefan Hartung werden, der seit 2009 die Bosch-Geschäfte mit Werkzeugen leitet. Der am Sonntag an die Spitze von Bosch wechselnde Denner übernimmt zudem die Zuständigkeit über die Bosch-Tochter Software Innovations und Bosch Healthcare.
Dafür gibt Denner die Zuständigkeit für das Projekt User Experience an Uwe Raschke ab, der die Gebrauchsgüter-Sparte künftig verantworten wird. Der bisher zuständige 59-jährige Rudolf Colm will nach 29 Jahren bei Bosch ab 2013 in den Ruhestand wechseln. Seine Verantwortung für Einkauf und Logistik übernimmt Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer.
Auch der 64-jährige Bosch-Vize-Chef Siegfried Dais geht nach 33 Jahren bei dem Unternehmen zum Jahresende in Rente. Dais bleibe Gesellschafter der Bosch Industrietreuhand, die die unternehmerische Gesellschafterfunktion bei dem Stiftungskonzern ausübt.
Mit Mitte 40 wird Hartung der jüngste Manager im Zirkel der Geschäftsführer sein. Der promovierte Maschinenbau-Ingenieur stieß 2004 zu Bosch und kümmerte sich bei der Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH federführend um die Geschirrspülersparte. Seit 2009 leitet er die Sparte Power Tools, die an 35 Standorten auf der Welt Elektrowerkzeuge für Heimwerker, aber auch für Profis herstellt. 2011 erreichte Hartungs Bereich mit rund 3,8 Milliarden Euro einen Rekordumsatz.
Hartungs Erfahrungen bei McKinsey
Vor seiner Zeit bei Bosch war Hartung unter anderem bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig. Sie ist bekannt - manche sagen auch berüchtigt - für ihre Kompetenz in Sachen Sparen und Sanieren. 2008 vor seiner Berufung zum Spartenchef kümmerte er sich im Team des Power-Tools -Bereichsvorstands um Produktion, Teilelogistik und Asien. Angesichts der großen, billig arbeitenden Solarkonkurrenz aus China dürfte das für Hartungs neue Aufgabe ein Erfahrungsschatz sein.
Auf Hartung warten schwierige Aufgaben. Bosch kämpfte 2011 bei Solarzellen und -modulen mit einem Preisverfall von bis zu 40 Prozent. 560 Millionen Euro schrieben die Schwaben ab, so dass im zugehörigen Bereich Industrietechnik operativ ein Verlust von 364 Millionen Euro stand.
Fehrenbach: Keine dauerhafte Querfinanzierung des Solarbereichs
Der scheidende Bosch-Chef Franz Fehrenbach betonte, dass es keine dauerhafte Querfinanzierung geben werde.
Fehrenbach wird zum 1. Juli - seinem 63. Geburtstag - vom Physiker Volkmar Denner abgelöst, der 55 Jahre alt ist und in der Bosch-Geschäftsführung bislang die Forschung und Entwicklung verantwortet.
Zur Chefsache erklärt Denner die Zukunftsfelder Software und Gesundheitsdienstleistungen, die künftig über ihn laufen.