Hoher Auftragsbestand Hochtief für 22 Monate voll ausgelastet

Rote Zahlen im ersten Quartal: Hochtief leidet unter der australischen Tochter Leighton, hat aber so viel Aufträge wie nie zuvor
Foto: Roland Weihrauch/ dpaEssen - Licht und Schatten liegen bei Deutschlands größtem Baukonzern Hochtief derzeit nahe beieinander. Einerseits schrieb der Konzern wegen falsch kalkulierter Milliardenprojekte in Australien nach dem Verlustjahr 2011 im ersten Quartal erneut rote Zahlen. Andererseits glänzte das Traditionsunternehmen für die ersten drei Monate 2012 mit zweistelligen Wachstumsraten bei Auftragseingang, Umsatz und Leistung sowie einem Auftragsbestand in Rekordhöhe.
Konzernchef Frank Stieler zeigte sich denn auch unzufrieden mit dem erreichten Ergebnis. "Diese Zahlen sind aber nicht repräsentativ für den Weg, den wir eingeschlagen haben. Unser Geschäft entwickelt sich positiv", sagte der Manager. Die Strategie, auf Wachstumsfelder wie Energieinfrastruktur, Verkehrsinfrastruktur und das Wachstum der Metropolen zu setzen, zahle sich für das Unternehmen zunehmend aus.
Der Konzern steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal um 13 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Der Auftragseingang wuchs um 42 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand legte um gut 10 Prozent auf den neuen historischen Höchststand von über 50 Milliarden Euro zu. Hochtief ist damit rechnerisch für mehr als 22 Monate ausgelastet.
An der Börse kam die Nachricht gut an. Aktien von Hochtief kletterten bis Mittag um 1,3 Prozent auf 43,55 Euro und zählten damit zu den stärksten Werten im MDax.
Probleme bei Tochter Leighton halten an
Überschattet wurden diese Erfolgsmeldungen allerdings von den anhaltenden Problemen der australischen Tochter Leighton. Denn weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung der Milliardenprojekte Airport Link und Victorian Desalination Plant sorgten dafür, dass Hochtief im ersten Quartal unter dem Strich erneut einen Verlust von 34,1 Millionen Euro ausweisen musste. Das Minus fiel damit allerdings deutlich kleiner aus als im Vorjahr, als es 170 Millionen Euro waren.
Der Baukonzern bekräftigte bei der Präsentation der Quartalszahlen seine bereits im März nach unten korrigierte Prognose für das Gesamtjahr. Danach sollen sich Auftragseingang und Auftragsbestand 2012 etwas unterhalb des Vorjahres bewegen. Das gilt auch für die Umsatzerlöse. Aus dem operativen Geschäft erwartet der Konzern ein Ergebnis vor Steuern leicht unter 550 Millionen Euro und einen Konzerngewinn knapp unter 180 Millionen Euro.