Stahlnachfrage schmilzt ThyssenKrupp kommt nicht aus den roten Zahlen

Stahl verkauft sich derzeit wie Blei - das macht ThyssenKrupp schwer zu schaffen. Der Essener Konzern schreibt auch im neuen Geschäftsjahr rote Zahlen, auch weil Konzernchef Heinrich Hiesinger die Probleme in Amerika bisher nicht in den Griff bekommt.
Wie lang ist der Weg in die Gewinnzone? ThyssenKrupp-Chef Hiesinger steht vor einem Berg von Problemen

Wie lang ist der Weg in die Gewinnzone? ThyssenKrupp-Chef Hiesinger steht vor einem Berg von Problemen

Foto: Marius Becker/ dpa

Düsseldorf - Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp ist auch in das neue Geschäftjahr 2011/12 mit Verlusten gestartet. Dem Dax-Konzern machten im Auftaktquartal eine schwächere Nachfrage nach Stahl und weiterhin hohe Verluste bei den neuen Stahlwerken in Übersee zu schaffen. Hinzu kamen Abschreibungen in der Werftensparte.

Vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel im ersten Quartal ein Fehlbetrag von 357 Millionen Euro an, wie der Mischkonzern am Dienstag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte ThyssenKrupp  noch einen operativen Gewinn von 273 Millionen Euro verbucht.

Nach Steuern musste ThyssenKrupp sogar einen Verlust von 480 Millionen Euro hinnehmen nach einem Gewinn von 101 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Einen Ausblick auf das Ende September endende Geschäftsjahr 2011/12 wagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger weiterhin nicht. "Die weiterhin unsichere gesamtwirtschaftliche Situation lässt zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch immer keine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr zu", sagte er.

Weniger Verluste in Amerika

Der Auftragseingang stagnierte im Auftaktquartal bei 11,26 Milliarden Euro. Das europäische Stahlgeschäft musste wegen der abgeschwächten Stahlnachfrage einen Rückgang des Ebit auf 102 (Vorjahr: 258) Millionen Euro hinnehmen.

In der amerikanischen Stahlsparte werden die Verluste allmählich geringer. Sie fuhr ein Minus von 288 Millionen Euro ein - 90 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal will Hiesinger dort die Verluste weiter nach unten schrauben.

Auch im gesamten Konzern werde das bereinigte Ergebnis im Quartal von Oktober bis Ende Dezember nicht repräsentativ für das Gesamtjahr sein. Vor allem die neuen Stahlwerke in Übersee sind seit Jahren ein Bremsklotz für ThyssenKrupp mit rund 171.000 Beschäftigten. Die Kosten für die Werke in Brasilien und den USA waren auf rund zehn Milliarden Euro explodiert.

Hohe Anlaufkosten und eine schwächer als ursprünglich erwartete Stahlkonjunktur in Nordamerika machen Hiesinger zusätzlich zu schaffen. Er hatte im vergangenen Geschäftsjahr vor allem wegen der Probleme mit den neuen Werken rund 2,9 Milliarden Euro abgeschrieben. Dadurch hatte der Mischkonzern 2010/11 einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro verbucht.

Der seit 2011 amtierende Konzernschef will jedes Jahr alle Geschäftsbereiche auf den Prüfstand stellen, auch die Stahlsparte. Der ehemalige Siemens-Manager stellt ThyssenKrupp neu auf. Bei den geplanten Verkäufen von Beteiligungen mit einem Umsatz von rund zehn Milliarden Euro hatte Hiesinger Ende Januar einen großen Schritt nach vorne gemacht. Das Verluste schreibende Edelstahlgeschäft soll bis Ende des Jahres an den finnischen Konkurrenten Outokumpu verkauft werden.

Im ersten Quartal fiel in der Edelstahlsparte ein Minus von 321 Millionen Euro an, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von sieben Millionen Euro erzielt werden konnte. Zuvor hatte Hiesinger bereits die Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss an den britischen Finanzinvestor Star Capitals abgestoßen. Im Zuge des Verkaufs von Geschäften im zivilen Schiffbau schrieb der Konzern nun 155 Millionen Euro ab.

Hart erwischte es vorbörslich die Papiere von ThyssenKrupp. Sie rutschten bei Lang & Schwarz um rund 5 Prozent ab. Mit den vorgelegten Zahlen "wurden die Schätzungen der Analysten deutlich verfehlt. Sie waren von einem positiven Ergebnis ausgegangen", schreibt Helaba-Experte Christian Schmidt.

nis/rtr/dpa
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