Post-Chef Appel kritisiert die Politik Impfstart "nicht vorausschauend genug" organisiert

Post-Chef Frank Appel: "Letzte Meile ist entscheidend"
Foto: Oliver Berg/ dpaViele Regierungen hätten sich nicht ausreichend auf die Auslieferung des Impfstoffes vorbereitet, vielerorts gäbe es Verzögerungen bei der Verteilung, sagte Postchef Frank Appel (59) in einem Interview mit der "Financial Times". Manche Länder hätten nicht vorausschauend genug in der Frage agiert, wie die Auslieferung des Impfstoffes auf der "letzten Meile" im Detail funktionieren werde, sagte Appel. Doch genau diese letzte Meile zum Patienten sei entscheidend und der kritische Flaschenhals bei der Verteilung des Impfstoffes.
Appel habe seine Bemerkungen zu logistischen Problemen bei der Corona-Impfkampagne jedoch nicht als Kritik an der Bundesregierung gemeint, betonte die Deutsche Post DHL auf Nachfrage. Es sei allerdings weiterhin schwierig, die Verteilung der Impfstoffe zu organisieren, da keine längere Vorausschau über die Verfügbarkeiten der Impfstoffe vorliege.
Die Deutsche Post DHL plane seit Monaten im Voraus, sagte Appel. Aber manche Politiker schauten nur auf die kommende Woche, statt in längeren Zeiträumen denken. Das Logistik-Unternehmen habe zum Beispiel bereits im September eine Studie veröffentlicht, dass rund zwei Drittel der Menschheit voraussichtlich keinen Zugang zu einem Corona-Impfstoff bekommen werden, wenn dieser wie der Impfstoff von Biontech/Pfizer extrem tief gekühlt bei minus 70 Grad gelagert und transportiert werden müsse. Diese Studie habe man an zahlreiche Regierungen geschickt – "einige haben reagiert, andere nicht", sagte Appel.
"Das ist keine Geheimwissenschaft"
Der Logistiker Deutsche Post DHL hat mehr als 260 Flugzeuge weltweit im Einsatz und gehört zu den Unternehmen, die mit der Auslieferung des Impfstoffes von Biontech/Pfizer beauftragt sind. Um zehn Milliarden Impfdosen binnen der kommenden zwei Jahre weltweit auszuliefern, seien rund 15.000 Flüge und rund 200.000 Schiffstouren nötig. Viele Logistiker müssten angesichts dieser Herausforderungen ihre Kapazitäten erhöhen.
Die Aufgabe sei jedoch nicht unlösbar. Es sei sicherlich eine Herausforderung für einen Hausarzt, einen Impfstoff mit Hilfe von Trockeneis bei extrem niedriger Temperatur zu lagern, sagte Appel. Für einen großen Logistiker sei es aber durchaus machbar, die Infrastruktur dafür auf einem großen Parkplatz zur Verfügung zu stellen. "Das ist keine Geheimwissenschaft", sagte Appel. Zudem sei das Problem der Kühlkette nicht mehr so stark im Vordergrund, da inzwischen auch weitere Impfstoffe ausgeliefert werden, die nicht mehr so stark gekühlt werden müssen. Der limitierende Faktor werde daher immer die Produktion der Impfstoffe sein – nicht die Logistik.
Die Deutsche Post DHL wolle ihren 550.000 Beschäftigten in aller Welt ein kostenloses Impfangebot machen, sobald Corona-Impfstoffe für Unternehmen käuflich seien. Derzeit wolle der Konzern aber nicht in Konkurrenz zu staatlichen Impfprogrammen treten.