Hightech made in Europe
Alzenau bei Aschaffenburg hat bislang wenig von sich reden gemacht. Dabei hat die 20 000-Seelen-Stadt in Unterfranken durchaus etwas zu bieten: das IT-Unternehmen Mindjet etwa. Die 90-Mitarbeiter-Firma offeriert Software, die Brainstorming professionell macht. 11,5 Millionen Euro setzt Mindjet mit dem Programm um und ist damit Weltmarktführer bei Software zur Visualisierung von Ideen.
"Technologie wird in Europa mit mehr Können und höherer Qualität gemacht als in den USA", sagt Mindjet-Chefin Bettina Jetter selbstbewusst. Die Unternehmerin weiß, wovon sie spricht. Schließlich lebt sie die Hälfte des Jahres in Kalifornien. Im Silicon Valley hat der IT-Aufsteiger, den Jetter gemeinsam mit ihrem Ehemann Mike gründete, seinen zweiten Firmensitz. "Uns Europäern fehlt im Gegensatz zu den Amerikanern nur der Mut, zu sagen, wie gut wir sind."
Es gibt sie also doch - die europäischen IT-Perlen. Im Schatten von US-Giganten wie IBM, Hewlett-Packard, Dell, Intel, Microsoft und Oracle haben sich auch auf dem Alten Kontinent Technologieführer emporgearbeitet. Die IT-Wüste Europa - sie lebt.
Noch sind viele der Unternehmen nur Experten ein Begriff. Sie haben sich Nischen gesucht und sich dort eingenistet. Doch der Walldorfer Softwareriese SAP zeigt, dass Firmen auch aus solchen Nischen heraus gewaltig wachsen können.
manager magazin hat sich auf die Suche nach den Hidden Champions der europäischen Hard- und Softwareindustrie gemacht - und wurde zwölfmal fündig. Alle zwölf Firmen haben sich eine bedeutende Position auf dem Weltmarkt erobert, ihr Umsatz wächst, die Gewinne sprudeln (Porträts ab Seite 62).
Natürlich erhebt die mm-Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie zeigt jedoch exemplarisch, wie es Europas IT-Stars trotz zersplitterter Märkte, kultureller Unterschiede und Mangel an Kapital an die Weltspitze geschafft haben. Dabei sind es vor allem drei Merkmale, die für alle Erfolgsgeschichten gleichermaßen gelten:
m Die Hidden Champions haben herausragende Produkte im Angebot. Sie sind innovativ, qualitätsbesessen und passen sich der Marktentwicklung extrem schnell an.
m Europas IT-Perlen expandieren rasch über die Grenzen ihres Heimatlandes hinweg - sei es durch organisches Wachstum oder durch Übernahmen.
m Die meisten Technologiestars heuern angelsächsische Experten an oder schaffen eine zweite Zentrale in den USA. So kombinieren sie ihr Technik-Knowhow mit dem Verkaufstalent der Amerikaner zu einer unschlagbaren Mischung.
Allmählich nehmen immer mehr Branchengrößen wahr, welches Potenzial in diesen Hidden Champions schlummert. Der Portalanbieter Jamba, das Softwarehaus Ixos und der Linux-Spezialist Suse wurden bereits aufgekauft. Und sie werden nicht die Letzten bleiben.
Gerade erst hat ein Technologiekonzern aus den USA die Marktforscher der Meta Group beauftragt, die "Rising European IT-Stars" zu identifizieren (mehr Informationen unter managermagazin.de). Der Alte Kontinent ist wieder im Kommen.
*Der Rang entspricht der Weltmarktposition.
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Der Muster-Europäer
ST Microelectronics, italienisch-französischer Chipproduzent
Die Eintragung im Handelsregister in den Niederlanden, das Hauptquartier in der Schweiz, die Hauptanteilseigner Franzosen und Italiener - europäischer als der Chiphersteller ST Microelectronics (STM) sind nur wenige Firmen auf dem Alten Kontinent.
Die internationale Kultur prägt auch die Zusammenarbeit mit den Kunden. Der Halbleiterproduzent stimmt die Entwicklung neuer Spezialchips eng mit seinen Auftraggebern ab.
Gut 40 Prozent der Produktion sind Sonderanfertigungen für Abnehmer wie Nokia, Samsung, Sony oder DaimlerChrysler. Die Preise für solche Spezialchips schwanken sehr viel weniger als jene für Massenware.
So kam STM durch die Krise, ohne Verluste zu machen und in großem Stil Mitarbeiter entlassen zu müssen. Denn Beschäftigungsgarantie rangiert ganz oben auf der Werteskala des multinationalen Konzerns. Allerdings ohne Abstriche bei der Wirtschaftlichkeit. So ist es STM gelungen, trotz der Branchenkrise fast drei Milliarden Euro in der Kriegskasse zu horten.
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Die Action-Helden
Ubisoft, Computerspielstudio aus Paris
Frankreichs interventionistische Wirtschaftspolitik traf das Unternehmen der Familie Guillemot Mitte der 80er Jahre mit voller Härte. Sie mussten ihr Dünger- und Saatgutgeschäft schließen, eine Agrarreform hatte den Handel in die Hand von Kooperativen gelegt.
Auf der Suche nach Alternativen stießen die fünf Guillemot-Brüder auf das noch junge Geschäft mit Computerspielen. 1986 gründeten sie das Unternehmen Ubisoft. Heute produzieren weltweit 1900 Designer, Grafiker, Regisseure, Dramaturgen und Informatiker die virtuellen Abenteuer der Comicfigur Rayman oder die Action-Kämpfe des "Splinter Cell"-Helden Sam Fisher. Kein anderer Computerspielanbieter außer Weltmarktführer Electronic Arts aus den USA verfügt über derart große Studios.
Dennoch bleibt das Spielegeschäft hochriskant. Ein Erfolg wie etwa "Lara Croft" für den britischen Hersteller Eidos katapultiert einen Verlag über Nacht an die Weltspitze. Ein Misserfolg führt ebenso schnell zum Absturz.
Ubisoft-Vorstandschef Yves Guillemot versucht, das Risiko zu verringern, indem er Markenspiele kreiert, die sich auch als zweiter Aufguss noch gut verkaufen. Bisher ging die Rechnung auf. 2003 wuchs Ubisoft währungsbereinigt um 22,5 Prozent - viel schneller als der Markt.
Bis 2008 peilt Guillemot gut 10 Prozent Umsatzplus pro Jahr an und hofft, so Konkurrenzverlage, die kaum selbst produzieren, von den vorderen Verkaufsrängen verdrängen zu können. Mit den US-Rivalen tut sich der Franzose aber schwer: "Die Trends werden in den USA gemacht. Daran müssen wir uns noch mehr orientieren."
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Brillantes Urgestein
Wincor Nixdorf, Kassenhersteller aus Paderborn
Karl-Heinz Stiller zählt zum Urgestein der IT-Industrie. Seit 1966 arbeitet der Ostwestfale für den Paderborner Computerbauer Nixdorf und dessen diverse Nachfolgerfirmen.
Der 65-Jährige hat die Überbleibsel des einstigen Technikpioniers ordentlich aufpoliert. Unter seiner Ägide avancierte Wincor Nixdorf bei Kassen und Geldautomaten weltweit zur Nummer drei. Zuvor hatte Siemens die Nixdorf-Sparte abgestoßen, sie galt als zu klein und unbedeutend.
Den Sprung nach vorn führt Stiller auf die Qualität und Zuverlässigkeit seiner Spezialcomputer zurück. Und auf die enge Zusammenarbeit mit den Kunden bei der Entwicklung. So bastelte Wincor Nixdorf mit Metro am Supermarkt der Zukunft, mit der Schweizer UBS an einem Bankautomaten, der auch Geld annimmt.
Immer öfter wartet das Unternehmen die Automaten auch für seine Kunden. Das lukrative Geschäft mit Software und Services steuert schon mehr als ein Drittel zum Umsatz bei. Für seine Arbeit wurde Stiller am 19. Mai belohnt: mit dem ersten gelungenen Börsengang seit dem Aktiencrash.
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Chaos-Vermeider
Business Objects, Softwareentwickler von der Seine
In Bernard Liautauds buchenholzgetäfeltem Eckbüro mit Blick auf die Seine herrscht penible Ordnung. "Ich verabscheue Chaos. Es erzeugt miese Resultate", fasst der Gründer von Business Objects seine Geschäftsphilosophie in zwei knappen Sätzen zusammen.
Ginge es nach dem Franzosen, dann würden alle Unternehmen "präzise, strukturiert, plangemäß" funktionieren. Und das Handwerkszeug dafür liefert er. Mithilfe seiner Business Intelligence (BI) Software können Manager in die Computersysteme ihrer Firmen hineingehen, gezielt Informationen herausziehen und überprüfen, ob die Vorgaben erfüllt wurden.
Mehr als eine Milliarde Dollar will Liautaud 2005 mit seiner BI-Software umsetzen. Bisher hat der Ingenieur alles, was er sich vorgenommen hat, erreicht. "Wir werden globaler Marktführer", hat er bei der Gründung von Business Objects 1990 selbstbewusst verkündet - und Wort gehalten. Heute verkauft Liautaud 85 Prozent mehr Lizenzen als die Nummer zwei am BI-Markt, das US-Unternehmen Cognos.
Der Durchbruch gelang im vergangenen Dezember. Als erstes europäisches Softwarehaus kaufte Business Objects einen Wettbewerber aus Amerika, die kalifornische Firma Crystal Decisions. Binnen weniger Monate entwickelten die beiden Unternehmen ein gemeinsames Produktportfolio, mittlerweile treten sie am Markt als eine 4000 Mitarbeiter starke Einheit auf.
"Wir vereinen das Beste aus beiden Welten in uns", sagt Liautaud, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist. Europa steuere brillante Ingenieurskunst und Pragmatismus bei, Amerika liefere großartiges Marketing und professionellen Vertrieb. Mit dieser bikulturellen Schlagkraft im Rücken sieht sich Liautaud schon als "Gorilla der Branche".
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Chip, Chip, hurra
Giesecke & Devrient, Münchener Fabrikant von intelligenten Wertkarten
Die Gelddrucker aus München - über dieses Etikett kann Willi Berchtold, Chef von Giesecke&Devrient (G&D), nur milde lächeln. Der Computerexperte sieht das Familienunternehmen als deutschen Hightech-Konzern - zu Recht.
Die Hälfte des Umsatzes von gut einer Milliarde Euro verdient G&D heute mit Chipkarten und den dazugehörigen Computersystemen.
Die intelligenten Plastikstücke erwecken Handys zum Leben, entlocken Geldautomaten Bares oder sichern den Zugang zu Gebäuden. Das Geschäft mit den Smart Cards brummt - für die nächsten zwei Jahre rechnet Berchtold mit 21 Prozent Wachstum. G&D kämpft sich in der Branche, die von den europäischen Konzernen Gemplus und Axalto dominiert wird, vor. Der G&D-Marktanteil kletterte seit 1998 von 13 auf 17 Prozent. Die Rivalen verloren kräftig.
Mit "der profitablen Nummer drei" gibt sich Berchtold nicht zufrieden. Er träumt von Gesundheits- und Bürgerkarten mit biometrischer Kennung für alle Deutschen, made by G&D: "Wir müssen unseren Vorsprung in der Sicherheitstechnik nutzen."
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Rang 1*
Videokonferenzsysteme
Umsatz 2003: 197 Millionen Euro
Gewinn 2003: 32,3 Millionen Euro
Mitarbeiter: 500
Rang 1
PC-Peripheriegeräte
Umsatz 2003/2004: 1,08 Milliarden Euro
Gewinn 2003/2004: 112 Millionen Euro
Mitarbeiter: 5800
Rang 3
Chipkarten
Umsatz 2003: 1,05 Milliarden Euro
Gewinn 2003: 28,2 Millionen Euro
Mitarbeiter: 6400
Rang 5
Logikchips
Umsatz 2003: 6,4 Milliarden Euro
Gewinn 2003: 224 Millionen Euro
Mitarbeiter: 45 000
Rang 3
Kassen und Geldautomaten
Umsatz 2003: 1,44 Milliarden Euro
Gewinn 2003: 104 Millionen Euro (Ebita)
Mitarbeiter: 5000
Rang 1
Integrierbare Minicomputer
Umsatz 2003: 229,2 Millionen Euro
Gewinn 2003: 17 Millionen Euro (Ebitda)
Mitarbeiter: 1700
Rang 1
Programme für den Mittelstand
Umsatz 2003: 793,8 Millionen Euro
Gewinn 2003: 214 Millionen Euro
Mitarbeiter: 8000
Rang 2
Computerspiele
Umsatz 2003/2004: 508,4 Millionen Euro
Gewinn 2003/2004: 130 Millionen Euro (Ebitda)
Mitarbeiter: 1900
Rang 1
Business Intelligence
Software
Umsatz 2003: 447 Millionen Euro
(677 Mio. Euro inklusive Crystal Decisions)
Gewinn 2003: 18 Millionen Euro
Mitarbeiter: 4000
Rang 1
Lithografiemaschinen für Chips
Umsatz 2003: 1,54 Milliarden Euro
Verlust 2003: 160 Millionen Euro
Mitarbeiter: 5000
Rang 1
Reservierungssysteme
Umsatz 2003: 1,93 Milliarden Euro
Gewinn 2003: 160 Millionen Euro
Mitarbeiter: 5000
Rang 1
CD-
Beschichtungs- anlagen
Umsatz 2003: 362,6 Millionen Euro
Gewinn 2003: 40,3 Millionen Euro
Mitarbeiter: 600
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Die Steak-Kommissare
Kontron, Hersteller intelligenter Minicomputer aus Bayern
Gut 10 Prozent aller Kühe verlieren ihre Ohrmarke - in Zeiten von BSE ein echtes Gesundheitsrisiko. Um eine lückenlose Verfolgung des Rindviehs von der Geburt bis zum Schlachthof zu garantieren, offeriert die US-Firma Optibrand einen Iris-Scanner. Ein in das Gerät integrierter Minicomputer analysiert das Bild der großen, braunen Augen und ermöglicht so eine eindeutige Erkennung jedes Tieres.
Das elektronische Gehirn für die Kuh-Identifikation liefert die Kontron AG. Das Unternehmen aus Eching bei München ist der weltgrößte Anbieter solcher "embedded computer", die auch Check-in-Automaten steuern, Industrieroboter bewegen oder Spielautomaten rotieren lassen.
Die 1700 Kontron-Mitarbeiter arbeiten in der ganzen Welt: Sie entwickeln und produzieren in Kaufbeuren und Deggendorf, in San Diego und Minneapolis, in Taipei und Peking.
Die globalisierte Arbeitsteilung will Vorstandschef Hannes Niederhauser weiter vorantreiben. In diesem Jahr plant er den Einstieg in Osteuropa, Indien soll 2005 an die Reihe kommen.
Die schnelle Internationalisierung beschert Kontron hohe Umsatzsprünge. Zwischen 1998 und 2003 wuchs das Unternehmen insgesamt um mehr als 200 Prozent, es zählt damit zu den dynamischsten Technologiefirmen Europas.
Um den Schwung zu erhalten, setzt Niederhauser auch künftig voll auf Fachkräfte. Mehr als ein Drittel seiner Angestellten sind hoch spezialisierte Ingenieure. Die Experten für Minirechner haben gerade den kleinsten vollwertigen Computer der Welt entwickelt - gerade einmal so groß wie eine Scheckkarte.
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König der Aufkäufer
Sage, Anbieter von Mittelstandssoftware aus Großbritannien
Die Kunden der Sage Group hätten die Branchengiganten SAP und Microsoft auch gern. Doch die mehr als vier Millionen Betriebe mit bis zu 500 Mitarbeitern, die dem britischen Unternehmen betriebswirtschaftliche Software und Services abnehmen, sind treu.
Der Marktführer bei Mittelstandssoftware versorgt die umschwärmte Klientel in aller Welt mit maßgeschneiderten Produkten. Sage offeriert Spezialprogramme für US-Fertighausbauer oder spanische Fächerproduzenten. Die Vielfalt an lokal adaptierten und branchenspezifischen Produkten entstand durch die geschickte Akquisepolitik von Vorstandschef Paul Walker. Seit er zum Börsengang 1989 die Führung des Softwarehauses übernahm, hat er mehr als 40 Anbieter von kaufmännischen Programmen übernommen.
Bei der Auswahl der Kandidaten ließ der clevere Aufkäufer nur ein Kriterium gelten: Das Zielobjekt musste in seinem lokalen Markt der Primus sein.
Die Länderchefs im Sage-Verbund genießen maximale Freiheiten, mit der Sicherheit einer finanzstarken Mutter im Rücken und dem Zugriff auf neueste Technologien, die in den Sage-Think-Tanks entwickelt werden.
In einem Punkt allerdings ist Walker streng - alle Mitgliedsfirmen müssen wachsen und profitabel arbeiten. Den Ehrgeiz der lokalen Statthalter stachelt der Chef, der sich nur Chief Executive (ohne Officer) nennt, durch ständige Vergleiche an. Wer besonders gute Leistung erbringt, wird den Kollegen als Best-Practice-Beispiel empfohlen. Die Methode "Zuckerbrot und Peitsche" funktioniert bestens. Noch in diesem Jahr soll Sage beim Umsatz die Milliardenhürde überspringen - bei Gewinnmargen von mehr als 25 Prozent.
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Spätstarter
Amadeus, spanisches Systemhaus für die Reisebranche
So stürmt man Märkte: Als der spanische Reservierungssystem-Anbieter Amadeus 1999 in die Ukraine kam, benutzten dort sämtliche Reisebüros noch das US-System Galileo. Heute werden 90 Prozent aller Flüge und Hotels über Amadeus gebucht.
Das Geheimnis dieses Erfolgs: Die Software der Spanier lässt sich auf Russisch bedienen, von Galileo existiert nur eine englische Version.
So wie in der Ukraine haben die Spanier den Weltmarkt erobert. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Madrid, Entwicklungszentrum in Nizza und Rechenzentrum bei München stellt sich ganz auf die Bedürfnisse seiner Kunden in aller Welt ein. Das Amadeus-Programm wird jeweils in der Landessprache ausgeliefert, vor Ort hilft eine nationale Vermarktungs- und Servicefirma weiter.
Diese europäische Denke machte den Nachteil des späten Starts rasch wett. Die 1992 gemeinsam von Lufthansa, Air France und Iberia gestartete Firma hat ihre etablierten US-Rivalen Sabre, Galileo und Worldspan längst abgehängt. Amadeus'' Marktanteil liegt bei 28,7 Prozent.
Von Anfang an nahmen bei Amadeus Umsatz und Gewinn zweistellig zu. Selbst nach dem 11. September 2001 wuchs das Geschäft noch einstellig. Vor allem weil die Spanier ihr Sortiment ständig erweitern. Heute betreiben sie ein Internetbuchungssystem, das Webshops wie Opodo oder Lastminute.com nutzen. Für British Airways, Qantas und Finnair wickelt Amadeus als Outsourcer die elektronische Passagierbetreuung ab.
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Vorsprung durch Technik
ASML, Chipmaschinen-Ausrüster aus Holland
Mit diesem Namen können allenfalls Halbleiterexperten etwas anfangen: ASML. Der Hersteller von Lithografiemaschinen für die Chipindustrie wurde vor 20 Jahren als Spin-off von Philips gegründet, in einem Baucontainer in einer matschigen Ecke des Konzerngeländes.
Seither verkaufen die Niederländer immer mehr von ihren Hightech-Anlagen - zum Stückpreis von rund zehn Millionen Euro. Die IT-Krise ging zwar auch an ASML nicht spurlos vorüber. Doch zogen die Niederländer während dieser Zeit an ihren härtesten Konkurrenten aus Japan, Nikon und Canon, vorbei. Der Marktanteil kletterte auf 44 Prozent.
Der Siegeszug der heute in Veldhoven angesiedelten Firma basiert vor allem auf technischer Überlegenheit: ASML entwickelte Maschinen, mit deren Hilfe die Chiphersteller ihre Kosten rigoros drücken konnten. Etwa weil sie gleich zwei Siliziumscheiben auf einmal belichten. An dieser Innovation war Carl Zeiss, ein enger Partner von ASML, maßgeblich beteiligt. Die Firma aus Oberkochen liefert die entscheidenden optischen Systeme.
Seit Ende 2003 scheint auch die Branchenkrise endlich überwunden. Bei ASML jedenfalls brummt das Geschäft wieder. Im ersten Quartal gingen Bestellungen für 163 Maschinen im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro ein.
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Heimat der Silberlinge
Singulus, CD-Maschinen-Hersteller aus Hessen
Mangelndes Selbstbewusstsein würde Roland Lacher keiner nachsagen. "Wir machen weniger Fehler als die Wettbewerber, weil wir mehr Ahnung haben", sagt der Vorstandschef der Singulus AG.
Offenbar ist da etwas dran. Jedenfalls hat das Unternehmen aus Kahl bei Hanau mittlerweile mehr als 60 Prozent des Weltmarktes für CD-Maschinen erobert. Singulus-Geräte beschichten die Rohlinge, sodass darauf abermillionen Bytes an Musik-, Film- oder Softwareinformationen speicherbar sind.
Diese Technologie wird angesichts der immer größeren Datenmengen, die auf den Scheiben lagern, zunehmend komplizierter. Die Mitarbeiter des Unternehmens - die 40 Stunden pro Woche arbeiten - beherrschten neue Produktionsmethoden immer als Erste, sagt Lacher stolz. Seine "erstklassigen deutschen Hightech-Ingenieure" (Lacher) hätten bei DVD-Maschinen einen Vorsprung von 18 bis 24 Monaten vor der Konkurrenz herausgeholt.
2005 will Singulus eine neue Disc-Generation namens Blue Ray auflegen, mit einer Kapazität von 23 Gigabyte. Eine konventionelle DVD speichert bis zu 8 Gigabyte. Die Blue Rays sind laut Lacher dreimal schwerer herzustellen als DVDs. Er hofft, auch bei dieser Innovation Wettbewerber abzuschütteln: "1995 hatten wir 14 Konkurrenten, bei Blue Ray werden es 3 sein."
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Mäuse and more
Logitech, Schweizer Produzent von Computerzubehör
Es waren einmal drei junge Schweizer, die kehrten 1981 aus dem Silicon Valley zurück in die Heimat. Wie amerikanische Garagenunternehmer starteten die Stanford-Absolventen eine Firma namens Logitech - in einem ausgedienten Kuhstall. Über dem Genfer See produzierten sie Eingabehilfen für den jungen PC-Markt.
Inzwischen fertigt Logitech Mäuse, Tastaturen, Lautsprecher, Web-Kameras und Joysticks und setzt damit weltweit gut eine Milliarde Euro um. In 23 Jahren Firmengeschichte wiesen die Schweizer nur in drei Quartalen Verluste aus. Derzeit liegt der Reingewinn bei 132 Millionen Dollar.
Mit Microsoft liefern sich die Eidgenossen, die 1985 eine zweite Zentrale in Fremont, Kalifornien, eröffneten, ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vorherrschaft bei Maus und Tastatur.
500 Millionen Mäuse verkaufte Logitech im letzten Geschäftsjahr. Trotz Massenfertigung, so der Qualitätsanspruch, müssen sie einwandfrei und simpel funktionieren. Notfalls kommt eine Innovation eben später auf den Markt. Mit diesem Erfolgsrezept will CEO Guerrino De Luca schon in wenigen Jahren den Jahresumsatz auf drei Milliarden Dollar steigern.
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Schön, Sie zu sehen
Tandberg, Videoconférencier aus Norwegen
Wer Andrew Miller in seinem hellblauen Hemd mit der wild gemusterten grünen Krawatte sehen und sprechen will, muss ihn nicht in Reston, Virginia, besuchen.
Der Chef des norwegischen Unternehmens Tandberg lässt sich per Videokonferenz am US-Zweitsitz zuschalten. Er ist schließlich Weltmarktführer bei "visueller Kommunikation".
Seit 2002 hat das Unternehmen seinen Marktanteil von 19 auf 40 Prozent gesteigert. Damit liegt Tandberg gleichauf mit dem kalifornischen Konkurrenten Polycom.
Die Aufholjagd verdankt Miller seinen 120 Entwicklern in Oslo. Die Ingenieure erfanden ein Videosystem, das mit unterschiedlichen Übertragungstechniken weltweit funktioniert. Zudem gilt Tandberg-Technik zu 99 Prozent als störungsfrei und als bedienungsfreundlich.
Um das komplexe System abzusetzen, eröffneten die Norweger eine zweite Zentrale in den USA und heuerten dort Marketing- und Vertriebsexperten an. Millers nächster Schritt: Er will in den Gesundheitsmarkt einbrechen. u
*Der Rang entspricht der Weltmarktposition.