Heiße Fracht
Am Berg sind die beiden schon per Du. Lufthansa-Chef Jürgen Weber (58) und Post-Lenker Klaus Zumwinkel (56) kennen sich gut von gemeinsamen Kraxeltouren.
Auch geschäftlich arbeiten die beiden Manager Hand in Hand. Die Post zählt mit 360 Tonnen Brieffracht Nacht für Nacht zu den besten Kunden der Lufthansa. Und Zumwinkel wacht als Mitglied des Aufsichtsrats über die Geschicke der Airline.
Die Seilschaft hat sich bewährt. Jetzt möchte Weber sie enger knüpfen, um eine Unwucht im Konzern zu beseitigen. Fast überall steht die Lufthansa glänzend da - nur das Frachtgeschäft, gebündelt in der Lufthansa Cargo AG, bereitet Sorgen.
Zur Halbzeit des vergangenen Jahres lag die Tochter mit 11 Millionen Mark beim Ergebnis im Minus. Im Gesamtjahr soll zwar noch ein kleiner zweistelliger Millionengewinn herausgesprungen sein. Für eine Firma mit rund 3,8 Milliarden Mark Umsatz gleichwohl viel zu wenig.
Mit dem Gütertransport von Flughafen zu Flughafen ist in Zukunft kaum noch Geschäft zu machen. Lufthansa Cargo - Weber propagiert es schon länger - muss sich zum Logistikanbieter wandeln, der die gesamte Trans- portkette aus einer Hand anbietet.
Lose Partnerschaften mit Speditionen haben die Fluglinie dem großen Ziel bislang kaum näher gebracht. Eine feste Allianz mit der Deutschen Post hingegen könnte Webers Prob- lem auf einen Schlag lösen. Gestärkt durch zahlreiche Zukäufe, hält die Post genau das parat, was die Lufthansa braucht: ein nahezu lückenloses Logistikangebot in aller Welt.
Zumwinkel indes blockt ab. Die härteste Abfuhr zogen sich Webers Mannen - die Beteiligten konnten es bislang verbergen - kurz vor Weihnachten zu. Unter strenger Geheimhaltung hatte eine gemeinsame Arbeitsgruppe über eine Allianz verhandelt. LH-Cargo-Chef Stefan Lauer resümierte, die Zeit sei reif für ein Joint Venture. Post-Logistikvorstand Peter Wagner hingegen sagte rundweg Nein.
Der Post, so Wagner, nutze es wenig, sich exklusiv an eine Airline zu binden. Das vermindere nur den Spielraum im Konditionenpoker.
Allerdings: Auch die Lufthansa hät- te Opfer bringen müssen. Denn mit der festen Verbindung zur Post hätte sie ihre Stammspediteure brüskiert.
Die Chance für eine gemeinsame Aktion mit dem gelben Riesen ist noch nicht vertan. Hoffnung setzt Weber nun auf den internationalen Kurier- und Logistikdienst DHL.
1998 hatte Weber seinen Bergkameraden Zumwinkel überzeugt, den Anteil der Post bei DHL aufzustocken und wie die Lufthansa 25 Prozent plus eine Aktie zu halten. Vordergründig verfügen beide damit bereits heute über die Mehrheit. Ein vertrackter Gesellschaftervertrag unterbindet jedoch, dass die Großaktionäre bei DHL mit einer Stimme sprechen können.
Weber und Zumwinkel fordern eine Satzungsänderung und den Börsengang von DHL. Die beiden Deutschen brauchen Sitzfleisch. Die Radikalreform ist wohl frühestens Ende 2001 durchgepaukt.
Erst müssen Weber und Zumwinkel die anderen DHL-Aktionäre überzeugen. Und ein neuer Firmensitz muss her. Der Steuer wegen residiert DHL auf den Bermudas - für einen Börsengang keine gute Adresse.
Michael Machatschke