

Hamburg - Stephan Fanderl hat sich lange bitten lassen: Schon zweimal soll ihm der Karstadt-Chefposten angedient worden sein. Beim ersten Mal, 2010, hatte er dem damaligen Eigner Nicolas Berggruen eine Absage erteilt. Beim zweiten Mal, 2013, ließ er sich zumindest breitschlagen, die Geschicke des Krisenkonzerns als Aufsichtsratsvorsitzender mitzubestimmen. Nun übernimmt Fanderl schließlich doch das operative Geschäft - und damit einen der schwierigsten Posten der deutschen Wirtschaft.
Der 51-Jährige bringt schon von Haus aus geballte Handelserfahrung mit: Bereits Fanderls Ururgroßeltern führten einen Krämerladen in seiner Heimat Ingolstadt, wie der "Donaukurier" in einem Portrait betont. Auch die nachfolgenden Generationen blieben dem Handel treu, Fanderls Vater Reiner führt heute gemeinsam mit Fanderls Schwester Sabine fünf Edeka-Geschäfte in der Region.
Dort absolvierte der neue Karstadt-Chef auch eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. "Er hat das mit der Muttermilch aufgesogen", sagte sein Vater dem "Donaukurier". Dass sein Sohn nicht in Ingolstadt bleiben, sondern in die Welt ziehen würde, sei schon früh klar gewesen.
Steile Karriere im Einzelhandel
Nach einem Betriebswirtschaftsstudium in Regensburg und Köln arbeitete Stephan Fanderl für viele große Namen der Einzel- und Großhandelsbranche. Beim Handelskonzern Metro verantwortete er unter anderem die Expansion von Real und Cash&Carry, im Rewe-Vorstand stellte er ab 2006 das Deutschlandgeschäft neu auf.
Ein Jahr später verließ Fanderl den Konzern allerdings schon wieder - "im gegenseitigen Einvernehmen". Insidern zufolge hätte Fanderl, der als umgänglich, aber auch ehrgeizig gilt, nicht alle seine Ziele in Köln erreichen können.
Anschließend sollte Fanderl für Wal-Mart, den größten Einzelhandelskonzern der Welt, zwischen 2008 und 2010 dessen Expansion in Russland vorantreiben. Aufgrund fehlenden Erfolgs trat er hier jedoch ebenfalls zurück.
Gute Beziehungen zu Benkos Freundeskreis
Dass Fanderl seit Oktober 2013 dem Karstadt-Aufsichtsrat vorsteht, verdankt er seinen guten Beziehungen zum Umfeld des Immobilieninvestors und heutigen Karstadt-Eigners René Benko: Als Nicolas Berggruen jenem den Einzug Fanderls in den Aufsichtsrat vorgeschlagen habe, habe dieser zuerst seinen Vertrauten Ernst Dieter Berninghaus, Manager beim Schweizer Handelsunternehmen Migros, um eine Einschätzung des Kandidaten gebeten.
Berninghaus kannte Fanderl aus gemeinsamen Rewe- und Metrozeiten und riet Benko zum Ingolstädter. Seitdem gilt Fanderl als Benko-Vertrauter - und wurde schon seit längerem als potenzieller Karstadt-Chef gehandelt.
René Benko: Mit der Übernahme der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt ist der österreichische Millionär im vergangenen Sommer schlagartig ins Rampenlicht der deutschen Öffentlichkeit getreten. Welche langfristigen Pläne der Immobilieninvestor mit Karstadt hat, ist bislang jedoch noch unklar. Gerüchten zufolge strebt Benko eine Fusion von Karstadt und Kaufhof an - dazu müsste er die Metro-Tochter Kaufhof übernehmen.
Stephan Fanderl: Der Handelsexperte wechselte von der Spitze des Karstadt-Aufsichtsrats an die operative Spitze. Er soll als neuer Karstadt-Chef die Sanierung verantworten. Bereits als Vorsitzender des Karstadt-Kontrollgremiums hatte Fanderl die rund 17.000 Beschäftigten auf einen kompromisslos harten Sanierungskurs eingestimmt.
Wolfram Keil: Der erfahrene Sanierer im Dienst des neuen Karstadt-Eigentümers könnte zum neuen starke Mann der Warenhauskette werden. Er ist Benkos Mann fürs Grobe. Nach seinem Einzug in das Kontrollgremium des Unternehmens vor knapp zwei Monaten wird bereits darüber spekuliert, dass der in der Öffentlichkeit bislang weitgehend unbekannte Geschäftsführer der Signa Retail GmbH als Nachfolger von Stephan Fanderl den Aufsichtsratsvorsitz bei Karstadt übernehmen könnte.
Hellmut Patzelt: Der Karstadt-Gesamtbetriebsratschef kämpft seit Jahren gegen Einschnitte für die Beschäftigten der angeschlagenen Warenhauskette. Als stellvertretender Vorsitzender des Karstadt-Aufsichtsrats sitzt er bei den entscheidenden Beratungen des Kontrollgremiums mit am Tisch. Angesichts eines drohenden Personalabbaus setzt er sich für eine Standort- und Beschäftigungssicherung sowie für einen Interessenausgleich und einen Sozialplan ein.
Stefanie Nutzenberger: Für die Gewerkschaft Verdi gibt sich die Handelsexpertin kämpferisch. Bei allzu heftigen Einschnitten muss sich Karstadt-Eigner Benko auf massiven Widerstand gefasst machen. «Wir werden um die Arbeitsplätze kämpfen», kündigte Nutzenberger an, die für Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat sitzt.
Wolfram Keil: Der erfahrene Sanierer im Dienst des neuen Karstadt-Eigentümers könnte zum neuen starke Mann der Warenhauskette werden. Er ist Benkos Mann fürs Grobe. Nach seinem Einzug in das Kontrollgremium des Unternehmens vor knapp zwei Monaten wird bereits darüber spekuliert, dass der in der Öffentlichkeit bislang weitgehend unbekannte Geschäftsführer der Signa Retail GmbH als Nachfolger von Stephan Fanderl den Aufsichtsratsvorsitz bei Karstadt übernehmen könnte.
Foto: SignaHellmut Patzelt: Der Karstadt-Gesamtbetriebsratschef kämpft seit Jahren gegen Einschnitte für die Beschäftigten der angeschlagenen Warenhauskette. Als stellvertretender Vorsitzender des Karstadt-Aufsichtsrats sitzt er bei den entscheidenden Beratungen des Kontrollgremiums mit am Tisch. Angesichts eines drohenden Personalabbaus setzt er sich für eine Standort- und Beschäftigungssicherung sowie für einen Interessenausgleich und einen Sozialplan ein.
Foto: Martin Gerten/ dpaStefanie Nutzenberger: Für die Gewerkschaft Verdi gibt sich die Handelsexpertin kämpferisch. Bei allzu heftigen Einschnitten muss sich Karstadt-Eigner Benko auf massiven Widerstand gefasst machen. «Wir werden um die Arbeitsplätze kämpfen», kündigte Nutzenberger an, die für Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat sitzt.
Foto: Jan-Philipp Strobel/ picture alliance / dpa