Will den milliardenschweren Catering-Markt umwühlen: Lemoncat-Gründerin Doreen Huber
Foto: Stefanie VoelkerErfolgreiche Geschäftsmodelle identifizieren, kopieren und versilbern, die Idee, mit der Rocket Internet an der Börse durchstarten wollte, scheint offenbar immer seltener zu funktionieren. Also öffnet Samwer die Schatullen und kauft lieber zu. Jüngstes Beispiel: der Catering-Vermittler Lemoncat. Kürzlich hatte Rocket unter anderem bei Homebell, einer Vermittlungsplattform für Handwerker, dem Umzugsportal Movinga und dem Tierfutterhändler Pets Deli zugegriffen.
Mit Lemoncat holen sich die Samwers allerdings nicht nur ein neues Investment, sondern auch einen Konkurrenten ins Haus. Rocket hat im Oktober 2015 mit Caterwings selbst ein Catering-Portal aufgebaut, die Beteiligung am erst Anfang dieses Jahres gegründeten Wettbewerber könnte als Misstrauensvotum verstanden werden.
Die neue Beteiligung Lemoncat ist im Angriffsmodus: Die Berliner wollen den mit über 17.000 Caterern stark fragmentierten Wachstumsmarkt ins digitale Zeitalter führen. Bisher bieten nur wenige Unternehmen der über 7 Milliarden Euro Umsatz schweren Branche Online-Bestellmöglichkeiten an.
"In drei Jahren könnten schon 30 Prozent des Catering-Gesamtumsatzes online sein", sagt Gründerin Doreen Huber. Die 34-Jährige verantworte zuvor als COO die internationale Expansion des als Börsenkandidaten gehandelten Essenlieferdienstes Delivery Hero und will den Erfolg nun mit dem eigenen Unternehmen wiederholen. "Wir wollen in wenigen Jahren mehrere hundert Millionen Euro umsetzen und einen Global Player aufbauen", sagt Huber gegenüber manager-magazin.de.
Das nötige Startkapital hat Lemoncat noch vor dem für Ende Juni geplanten Startschuss der Plattform eingesammelt. Für 27 Prozent der Anteile hat sich Huber eine siebenstellige Summe gesichert. Die Investoren sind Point Nine Capital, Target Global, Delivery Hero-Mitgründer Lukasz Gadowski und eben Rocket Internet. Die Samwers halten 10 Prozent an Lemoncat und tätigen die Beteiligung über die Convenience Food Group, zu der auch der hauseigene Hauptkonkurrent Caterwings gehört.
Ebenfalls mehrgleisig fährt Rocket Internet bei Pizza-Lieferdiensten und setzt neben dem Aufbau von Foodpanda auf eine Beteiligung an Delivery Hero. Zusätzlich zur Mehrheit am Kochboxenversender Hellofresh halten die Samwers Anteile am Wettbewerber Marley Spoon.
Möglich machen dies 1,8 Milliarden Euro an Finanzreserven und der inzwischen mit über 660 Millionen Euro gefüllte Rocket Internet Capital Partners Fund. "Das gibt uns die Möglichkeit, einen stärkeren Fokus auch auf das Investieren zu legen. Gleichzeitig haben wir im Vorjahr zehn Unternehmen aufgebaut und damit mehr als je zuvor. Im laufenden Jahr haben wir bereits mehr als sechs Start-ups in der Pipeline. Wir bleiben als ein Company Builder", betont Rocket zwar.
Aber nach außen wirkt das Vorgehen eher wie ein Schlingerkurs. Klonen und den eigenen Kopien durch Kaufen Konkurrenz zu machen, hat nicht mehr viel mit der ursprünglichen Börsenstory zu tun. Doch schon am morgigen Dienstag hat der Rocket-CEO bei Vorlage der Zahlen für das erste Quartal beste Gelegenheit, sein Versprechen wahr zu machen und sein Kalkül wenigstens vernünftig zu erklären.
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