Lebensmittelhändler Rewe ringt mit Inflation und Preiskämpfen

"Mehr Umsatz und einen stabilen Ertrag": Rewe-Vorstandschef Lionel Souque erwartet, dass die Preise im Lebensmittelhandel im laufenden Jahr nicht mehr so schnell steigen wie im Vorjahr
Foto: Rolf Vennenbernd / dpaDer Kölner Rewe-Konzern hat im vergangenen Jahr ein deutliches Plus beim Gesamtumsatz von mehr als zehn Prozent auf 84,8 Milliarden Euro erzielt. "Der Großteil des Mehr-Umsatzes kommt durch die Inflation", sagte Rewe-Chef Lionel Souque (51) am Dienstag. Zugleich ging das operative Ergebnis (Ebita) leicht um 2,3 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro zurück.
"Wir haben bewusst einen Ergebnisrückgang im Lebensmittelhandel in Deutschland in Kauf genommen und aktiv auf Gewinn verzichtet", sagte Souque – denn Rewe habe die anziehenden Preise im Einkauf nicht voll an die Verbraucher durchgereicht. Auch 2023 rechnet der Rewe-Chef nicht mit einer durchgreifenden Entspannung bei den Lebensmittel-Preisen. Rewe selbst erwarte im laufenden Jahr "mehr Umsatz und einen stabilen Ertrag".
Das Einkaufsverhalten der Kunden änderte sich angesichts der gestiegenen Inflation. Nach einer Flaute in der Corona-Krise boomten 2022 die Discounter. Der zur Rewe-Group zählende Discounter Penny steigerte den Umsatz um 8,9 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro, bei den Rewe-Märkten zogen die Erlöse weniger stark an. Zudem greifen die Verbraucher verstärkt nach Eigenmarken, die sie als billiger wahrnehmen. Einige Verbraucher könnten sich auch schlichtweg "viele kleine Sachen nicht mehr leisten", sagte Souque.
Es gebe nach wie vor extrem viele Preiserhöhungen, sagte Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog am Dienstag bei der Präsentation der Jahresbilanz. Zum Teil sei die Höhe der Preisforderungen für den Händler unverständlich. Allerdings würden die Konflikte nicht mehr ganz so erbittert ausgetragen wie noch vor einigen Monaten, sodass es nicht mehr so schnell zu Lücken in den Regalen komme.
Lebensmittelpreise sollen langsamer steigen, Reisesparte verdoppelt Umsatz
Rewe-Chef Souque rechnet damit, dass die Preissteigerungen in den Supermärkten in den kommenden Monaten nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr. Bei einigen Rohstoffen wie Sonnenblumenöl oder Weizen seien die Preise bereits wieder deutlich gesunken, bei anderen wie Zucker oder Reis bewegten sie sich weiter auf hohem Niveau. Zuweilen werde es wegen länger laufender Verträge ein wenig dauern, bis die gesunkenen Großhandelspreise bei den Kunden ankämen.
Die Umsätze der Reisesparte, zu der Marken wie Dertour, ITS, Kuoni und Jahn-Reisen gehören, waren 2022 mit 5,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie im Corona-Jahr 2021 und erreichten damit wieder das Vor-Pandemie-Niveau. Nach einem Verlust von rund 400 Millionen Euro 2020 und 200 Millionen Euro 2021 schrieb die Touristiksparte im vergangenen Jahr wieder eine "rote Null" und soll in diesem Jahr wieder in die Gewinnzone zurückkehren.