Vom Fußballer zum Unternehmer: Philipp Lahm, hier mit Ehefrau Claudia und Sohn Julian (Archivaufnahme von 2014)
Foto: Getty ImagesWohl kein Fußballer arbeitet aktuell so stetig an seiner Karriere abseits des Platzes wie Philipp Lahm: Deutschlands Weltmeister-Kapitän ist bereits bei einer Reihe von Unternehmen investiert. Nun wird der Fußball-Profi des FC Bayern München Gesellschafter des Müsli-Spezialisten Schneekoppe, wie das Unternehmen mitteilte. Das Unternehmen hatte vor zwei Jahren Insolvenz angemeldet und versucht nach einem weitgehenden Verzicht der Gläubiger nun einen Neustart. Lahm ist über seine Philipp Lahm Holding der dritte Gesellschafter der Krefelder Firma neben Geschäftsführer Markus Klein und dem Unternehmer Gerald Wagener. Über die Höhe der Investition Lahms machte das Unternehmen keine Angaben.
Erst vor wenigen Tagen war der Einstieg Lahms in das Beratergeschäft bekannt geworden - als Gesellschafter der Berliner Agentur "Die Brückenköpfe". Die wollen
ein "Sparringspartner des Top-Managements großer und mittlerer Unternehmen, Verbände und politischer Gremien im deutschen Gesundheitswesen" sein, heißt es auf der Website der Agentur. Lahm sei überzeugt, dass "die bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Ernährung, Bewegung, Pflege und Regeneration die Grundlage für meine erfolgreiche Karriere" sei. Nun wolle er das Thema Gesundheit möglichst vielen anderen Menschen vermitteln. Oder wie Bild schreibt: "Lahm soll Führungsseminare für Firmenbosse geben."
Polnische Fenster, deutsche Cremes
Beim FC Bayern läuft Lahms Vertrag noch bis Mitte 2018 - er hat in Interviews allerdings auch schon mit einem früheren Karriereende kokettiert. Genug zu tun hätte er auch abseits des Fußballplatzes: Seit Anfang 2015 ist Lahm Gesellschafter beim bayerischen Sportproduktehersteller Sixtus, der etwa Kühlsprays, Cremes gegen wunde Haut oder Massageöle herstellt.
Lahm ist auch bei Fanmiles investiert, einem Berliner Startup, das ein Belohnungsprogramm für Fans von Sportlern, Sportvereinen und anderen Stars anbietet: Die können eine virtuelle Währung sammeln, wenn sie den Objekten ihrer Verehrung etwa bei Instagram oder Facebook folgen, und sie anschließend gegen Prämien eintauschen. Knapp zwei Drittel der aktuell 55 Mitarbeiter des Unternehmens sind Entwickler.
Zum Lahm'schen Portfolio gehört zudem Danova, ein Nürnberger Anbieter von betrieblicher Gesundheitsvorsorge. 40 Prozent des Unternehmens hat Lahm im März 2016 gekauft. Danova beschäftigt laut "Handelsblatt" zwölf fest angestellte Mitarbeiter sowie ein Netz freier Trainer, Psychologen sowie Ernährungs- und Sportwissenschaftler. Sie beraten Unternehmen zur Gesunderhaltung ihrer Mitarbeiter, zum Kundenstamm gehören Adidas, die Deutsche Telekom und die Rewe-Gruppe. Danova komme laut eigener Aussage so auf einen Umsatz im einstelligen Millionenbereich.
Werte und Ziele müssen passen
"Es geht mir bei diesen Beteiligungen nicht um eine stille Teilhabe", sagte Lahm im vergangenen Jahr "Business Insider", er wolle sich unternehmerisches Wissen aneignen und suche dafür Partner, "mit deren Werten und Zielen ich mich identifizieren kann". Er beschäftige sich regelmäßig mit den Themen seiner Unternehmen, sagte Lahm dort weiter, "tausche mich mit den Geschäftsführern, dem Vertrieb oder Marketing aus und erhalte Informationen, um Entscheidungen mit beeinflussen und mittragen zu können."
Gesellschafter ist Lahm auch bei der gemeinnützigen Deutschen Sportlotterie, als Markenbotschafter arbeitet er gemeinsam mit Jakub Blaszczykowski und Andrea Pirlo für den polnischen Fenster- und Türenhersteller Drutex und für den Reiseveranstalter FTI.
2015 hatte Lahm zudem mit anderen Investoren für die Modemarke Bogner geboten; Gründer Willy Bogner hatte den Verkauf dann allerdings abgeblasen.
Arne Friedrich war ein deutscher Verteidiger, spielte auch in der Nationalmannschaft - und schoss bei der Weltmeisterschaft 2010 sogar ein Tor gegen Argentinien. Nun ist er bei Jung von Matt/Sports aufgelaufen und soll dort Athleten in ihrer Image- und Markenführung unterstützen.
Luis Figo war der Star Portugals, bevor Christiano Ronaldo dieses Erbe antrat. Auftritte mit der Nationalmannschaft gab es also reichlich für Figo. Als Unternehmer liebt er es eine Nummer kleiner. Er betreibt seit 1998 mit Paulo China zusammen offenbar eine kleine Bar in Vilamoura, das Sete Café.
Zinedine Zidane war einst ein Fußballspieler, der Frankreichs Nationalmannschaft sogar zu internationalen Titeln führte. Inzwischen lässt er lieber laufen, ist Trainer von Real Madrid und gewann mit dem Team zuletzt die Champions League. Und nun ist er sogar das Gesicht der indischen Immobilienfirma Kanakia Spaces, die in Mumbai hochwertige Wohnungen unters Volk bringen will, heißt es bei Bloomberg. Wellness brand ambassador lautet der Name dieser Position. Und der Name des Immobilienprojekts? Paris, na klar.
Stefan Reinartz spielte lange, fast zehn Jahre, bei Bayer Leverkusen. Mit 27 Jahren beendete er dann seine Karriere als Profisportler. Inzwischen ist er Mitgründer einer EDV-Schmiede, die das Programm "Impect" auf den Markt gebracht hat. Das soll Spiele besser als mit den herkömmlichen Parametern analysieren können, indem es das "packing" untersucht - der Frage also, in welchem Maß der Gegner ausgespielt wird. Bei der Europameisterschaft in Frankreich wird das System bereits genutzt.
Christian Fuchs ist in Deutschland vielleicht nicht so bekannt doch in Österreich und in England umso mehr. Denn Fuchs ist Österreicher, der für Leicester City spielt. Und nun auch Modeunternehmer ist, wie HITC Sport berichtet. Name? NoFuchsgiven. Derzeit im Angebot ein Sweatshirt sowie zwei T-Shirts.
Andrea Pirlo: Italiener, Bartträger, Schöngeist des Rasens ... Pirlo, lange in den Diensten von Juventus Turin, verdient sein Geld inzwischen in Amerika, bei New York City. Dabei hätte er vermutlich Besseres zu tun. Zum Beispiel, und da ist Pirlo tatsächlich Unternehmer, sich um das Weingut Pratum Coller zu kümmern, in der Nähe von Brescia. Er übernahm es 2010 von seinen Eltern.
Auch wenn es hier nicht so aussieht: Als Unternehmer hat sich Philipp Lahm der Hygiene seiner Mitspieler verschrieben: Deutschlands Weltmeister-Kapitän ist bereits seit Februar Gesellschafter von Sixtus, einem Hersteller von Kosmetikprodukten insbesondere für Sportler. Dazu kommt zum Beispiel seine Rolle als Gesellschafter bei Fanmiles. Ein soziales Netzwerk, dass Fans von Prominenten für deren Treue belohnt eben mit Fanmiles.
Weniger Fortune als Fußballer hatte Marcel Jansen, der beim HSV spielte und mithin mit den vorderen Tabellenplätzen wenig zu tun hatte. Trotzdem wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Und gründete ein Start-Up, nämlich Gymjunky, was Sportmode und ernährung vermarktet.
Cristiano Ronaldo kommt mit seiner Unterwäsche-Linie und anderen Dingen der Marke CR7 recht gockelhaft daher - die Einnahmen stimmen jedoch.
David Beckham verkauft unter seinem Namen auch Parfüms.
Klar, auch andere Sportarten bringen vorausschauende Charaktere mit Unternehmergen hervor. Hockey-Spieler Nicolas Jacobi gründete Immomio, Skisprung-Weltmeister Martin Schmitt ist Mitinhaber einer Vermarktungsagentur, Schwimmlegende Michael Groß ist Berater.
Gerald Asamoah wiederum, 2006 noch deutscher Nationalspieler, gründete präziser: mitbegründete 2014 das Unternehmen BsideMe. Dort schmiedet man Apps, mit denen Prominente die Kontaktpflege mit ihren Fans optimieren können.
Mathieu Flamini, bei Arsenal beschäftigt, zieht es dagegen in die Biotech-Branche. Er hat in das Unternehmen GF Biochemicals investiert.
Pilipp Lahms ehemaliger Chef Uli Hoeneß spielt in einer eigenen Liga: Dem Weltmeister von 1974 gehört eine Wurstfabrik in Nürnberg. Grundbedürfnisse befriedigen wollen auch...
... Ex-Trainer Holger Stanislawski und der ehemalige HSV-Spieler Alexander Laas: Sie betreiben im noblen Hamburg-Winterhude einen Supermarkt. Vorbild könnten dafür...
... die Schalker Legenden Ernst Kuzorra und Reinhard "Stan" Libuda (links) gedient haben, wenn auch eine Nummer kleiner: Sie führten nacheinander einen Kiosk an der "Schalker Meile" in Gelsenkirchen.
Ioannis Amanatidis hat sich ein Restaurant auf Zypern zugelegt. Der ehemalige Torjäger von Eintracht Frankfurt macht zudem Mode.
Marius Ebbers verdient sein Geld mittlerweile mit Mode. Ebbers hat im hippen Hamburger Schanzenviertel einen Klamottenladen eröffnet. Hübscher Nebeneffekt für den ehemaligen Sankt-Pauli-Stürmer: An Spieltagen hört man auf der Schanzenstraße die Fans im nahen Millerntorstadion.
Wer näher am einstigen Sportberuf bleiben möchte, eröffnet oft eine Fußballschule: 1990er Weltmeister Kalle Riedle kümmert sich etwa in Oberstaufen im Allgäu um Deutschlands Fußballnachwuchs. Weiterhin im Fußballgeschäft...
... tummeln sich auch Günter Netzer (hier mit Sportmoderator Gerhard Delling) und Christoph Metzelder. Netzer ist geschäftsführender Direktor des Schweizer Sportrechtevermarkters Infront; zeitweise gehörten ihm auch Anteile am Unternehmen, mittlerweile hat er sie allerdings verkauft.
Metzelder hat jüngst gemeinsam mit Partnern die Werbeagentur-Tochter "Jung von Matt Sports" aufgemacht, die sich auf Werbemaßnahmen für Sportvereine und -marken spezialisiert hat.
Bobby Dekeyser hat die Branche derweil radikal gewechselt: Der einstige Bayern-Torwart hat "Dedon" gegründet, einen Hersteller von teuren Möbeln für draußen. Ausgangspunkt: Ein Schlag ins Gesicht, der den Belgier dazu bewog, aus dem Profifußball auszusteigen.
Georgiens Fußball-Ikone Kakha Kaladze (rechts) hat seinen Ausflug in die Finanzwelt bereits beendet: Nach dem Ende seiner Karriere hatte er einen Investmentfonds gestartet, der Projekte in seiner Heimat hochziehen sollte; mittlerweile hat er Kala Capital allerdings verlassen.
Louis Saha, Franzose und einst unter anderem in Diensten von Manchester United und Tottenham Hotspur, hat das Internet für sich entdeckt: Gemeinsam mit einem Partner hat er "Axis Stars" begründet, ein soziales Netzwerk für Sportler.
Björn Gulden hat Puma zwar nicht gegründet; als Vorstandsvorsitzender des Sportartiklers gehört der Norweger allerdings zu den wichtigsten Personen im internationalen Sport Business. In den 80er Jahren lief er viermal für den 1. FC Nürnberg auf.
Fredi Bobic, einst Held der Stuttgarter Fans, ist Trainer - vor allem aber auch Unternehmer. Zum Beispiel mit der Berliner Dachgesellschaft Social Commerce Group S.
Stefan Reinartz spielte lange, fast zehn Jahre, bei Bayer Leverkusen. Mit 27 Jahren beendete er dann seine Karriere als Profisportler. Inzwischen ist er Mitgründer einer EDV-Schmiede, die das Programm "Impect" auf den Markt gebracht hat. Das soll Spiele besser als mit den herkömmlichen Parametern analysieren können, indem es das "packing" untersucht - der Frage also, in welchem Maß der Gegner ausgespielt wird. Bei der Europameisterschaft in Frankreich wird das System bereits genutzt.
Foto: Bongarts/Getty ImagesStefan Reinartz spielte lange, fast zehn Jahre, bei Bayer Leverkusen. Mit 27 Jahren beendete er dann seine Karriere als Profisportler. Inzwischen ist er Mitgründer einer EDV-Schmiede, die das Programm "Impect" auf den Markt gebracht hat. Das soll Spiele besser als mit den herkömmlichen Parametern analysieren können, indem es das "packing" untersucht - der Frage also, in welchem Maß der Gegner ausgespielt wird. Bei der Europameisterschaft in Frankreich wird das System bereits genutzt.
Foto: Bongarts/Getty Images