Deutschlands größter Modehändler Peek & Cloppenburg stellt Insolvenzantrag

Die Düsseldorfer Peek & Cloppenburg KG ist insolvent. Die Modekette will sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens sanieren. Nach Informationen von manager magazin hat mit Edgar Hert auch der wichtigste Manager das Unternehmen verlassen. Rund 30 Prozent der Belegschaft in der Zentrale muss wohl gehen.
Nichts geht mehr: Filiale von Peek & Cloppenburg in Düsseldorf

Nichts geht mehr: Filiale von Peek & Cloppenburg in Düsseldorf

Foto: Karl F. Schöfmann / imagebroker / IMAGO

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Deutschlands größter Modehändler, die Düsseldorfer Peek & Cloppenburg KG, ist insolvent. Das Unternehmen hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt und will sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens sanieren. Dies teilte der Handelskonzern am Freitagmittag mit und bestätigte damit einen Bericht von manager magazin, dass ein Insolvenzantrag für das Deutschlandgeschäft geplant sei. Als vorläufiger Sachverwalter wurde der Rechtsanwalt Horst Piepenburg bestellt, als Restrukturierungsgeschäftsführer fungiert Dirk Andres von der Düsseldorfer Kanzlei Andres Partners. Er soll die Geschäftsführung bei der Sanierung unterstützen.

Die COVID-19-Pandemie habe zu einem massiven Umsatzeinbruch geführt, der die Liquidität des Unternehmens sehr belastet habe, heißt es seitens des Handelskonzerns. „Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht“, sagt Geschäftsführer Steffen Schüller. Zudem sei das Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden aufgrund des seit Februar 2022 laufenden Ukrainekriegs weiter sehr zurückhaltend. Lieferengpässe, erhöhte Energie-, Lohn- und Sourcing-Kosten, steigende Zinsen und die leichte Rezession haben die wirtschaftliche Situation von P&C zum Ende des vergangenen Jahres hin weiter eingetrübt. Der milde Winter habe keine weiteren Kaufanreize gesetzt. Mit ähnlichen Argumenten hatte zuvor bereits die Handelskette Galeria Karstadt Kaufhof ihren Insolvenzantrag samt Schutzschirmverfahren Ende Oktober begründet.

Alle 67 Filialen von P&C sollen geöffnet bleiben

Um der schwierigen Situation Rechnung zu tragen, habe P&C seit 2021 die Online-Aktivitäten stark ausgeweitet. Im Zuge dessen wurden erhebliche Investitionen in Personal-, Sachmittel und Marketing in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags getätigt. Aufgrund der hohen Kosten müsse die Online-Strategie nun überdacht und angepasst werden, hieß es. Alle 67 Verkaufshäuser in Deutschland sowie der Online-Shop sollen jedoch geöffnet bleiben. Die Leitung des Unternehmens bleibt in den Händen der Geschäftsführung.

Die schwierigen Rahmenbedingungen erklären die Misere jedoch nur zum Teil. P&C leidet seit Jahren unter einer Fluktuation im Top-Management, hinter den Kulissen tobt ein Streit in der Inhaberfamilie, Online-Konkurrenten wie Zalando hatte der Konzern, der einst als Vorbild der Branche fungierte, nichts entgegenzusetzen. Mit dem Schwesterkonzern, der Hamburger Peek&Cloppenburg KG, gibt es seit Jahrzehnten immer wieder Stress. Zuletzt war das Unternehmen zudem durch den Umzug der Holding in die Schweiz stark mit sich selbst beschäftigt.

Personalabbau geplant

Bereits jetzt sei klar, dass es einen "nicht unwesentlichen Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen" geben werde, teilte das Unternehmen mit. Genauere Angaben machte P&C dazu nicht. Laut Insidern sollen rund 30 Prozent der 800 Jobs in der Düsseldorfer Zentrale wegfallen. Ein Sprecher wollte dies weder bestätigen noch dementieren. "Wir schauen uns all jene Hierarchieebenen und Bereiche genau an, in denen die Kosten in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen sind", heißt es dazu auf Anfrage.

Eine Schließung von Filialen sei hingegen nicht geplant, dort beschäftigt P&C rund 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle Beschäftigten bekommen nun für drei Monate ihr Gehalt von der Agentur für Arbeit.

"Eine Katastrophe für die Branche"

"Für die Branche ist das eine Katastrophe", sagt ein Lieferant. "Für P&C peinlich."

Laut Informationen von manager magazin wurde der Schritt seit Wochen vorbereitet. Im Januar wurde mit Thomas Freude bereits ein erfahrener Sanierer in die Geschäftsführung berufen. Edgar Hert, der bisher die wichtigsten Ressorts führte, wurde hingegen immer seltener in der Zentrale gesichtet. Hert gilt als enger Vertrauter von Inhaber Patrick Cloppenburg  und wollte P&C zum "führenden Omnichannel-Multibrand-Player Europas" ausbauen. Der frühere Daimler-Manager soll laut Insidern gestern verabschiedet worden sein. Eine Information, die sich mit inzwischen geänderten Angaben in Herts Linkedin-Profik deckt.

"Wir gehen davon aus, dass wir das Verfahren spätestens Ende des Jahres über einen Insolvenzplan abschließen können.", sagte P&C Geschäftsführer Thomas Freude. Darin werde dann geregelt, welche Gläubiger zu welchen Zugeständnissen bereit sind, damit es für das Unternehmen weitergehen kann. Auch die Eigentümerfamilie habe "bereits grundsätzlich Unterstützung signalisiert".

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