Hohe Kosten durch Retouren Otto verlagert Jobs nach Osteuropa

Erklärungsbedarf: Otto-Patron Michael Otto.
Foto: A3912 Marcus Brandt/ dpaDie Otto Group wird ihr Hamburger Retouren-Zentrum in ungefähr einem Jahr schließen. Mit der frühzeitigen Ankündigung solle den 840 überwiegend in Teilzeit beschäftigten Mitarbeitern ausreichend Zeit zur Neuorientierung gegeben werden, teilte Otto am Donnerstag mit .
Der Konzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt 14,3 Milliarden Euro und knapp 52 000 Beschäftigten habe die "Entscheidung schweren Herzens getroffen. Notwendige wirtschaftliche Entscheidungen für die Zukunft der Unternehmensgruppe dürfen wir aber gerade in diesen Zeiten nicht auf die lange Bank schieben", sagt Kay Schiebur, Vorstand Services der Otto Group.
Die Retouren der verschiedenen Konzerngesellschaften der Otto Group werden künftig in den Zentren Lodz (Polen) und Pilsen (Tschechien) bearbeitet. Dort landen schon jetzt rund zwei Drittel der zurückgeschickten Waren aus der Otto Group. Auch Konkurrenten wie Amazon oder Zalando bearbeiten ihre Retouren in Osteuropa. Mit dem Schritt versucht der Familienkonzern unter Führung von Michael Otto (77) sich finanziellen Spielraum zu erhalten, um die zum Teil stürmisch wachsenden jungen Rivalen nicht zu weit enteilen zu lassen.
Retouren sind Bestandteil des Geschäftsmodells des Versandhandels, verursachen aber auch erheblichen Aufwand und Kosten. Otto hatte zuletzt mitgeteilt, es sei gelungen, die Retourenquote zu drücken. Aus Wettbewerbsgründen veröffentlichen die Unternehmen diese Quoten nicht, sie liegen aber - je nach Warengruppe - teilweise im zweistelligen Bereich. Da die Versandmengen immer weiter steigen, gibt es mehr Retouren, auch in der Otto Group. Damit steige dieser Kostenblock immer weiter an.
Das Hamburger Retourenzentrum sei eines der letzten, das mit seiner Verkehrsbelastung inmitten einer Großstadt betrieben werde, heißt es in der Mitteilung. Otto halte grundsätzlich am Aufbau weiterer Arbeitsplätze in Hamburg und Deutschland fest, auch in der Logistik. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der rechnerischen Vollzeit-Stellen in der Konzernlogistik um 15 Prozent auf 7300 gestiegen. In den kommenden Monaten werde nun die Geschäftsführung der Konzerngesellschaft Hermes Fulfilment mit den Betriebsräten ausloten, wie die Folgen für die Beschäftigten so gut wie möglich abgemildert werden könnten. Für die oft ungelernten Mitarbeiter gibt es in den Hamburger Otto-Firmen kaum Beschäftigung.