1,5 Milliarden Dollar Bewertung im Blick Luxus-Onlineshop Mytheresa strebt an die Wall Street

Mytheresa-Laden in München: Der Luxushändler will in New York an den Aktienmarkt
Foto: Florian Holzherr / MyheresaDer Münchener Luxus-Onlinehändler Mytheresa steht vor dem Sprung an die Wall Street. Eine entsprechende Absichtserklärung für einen Börsengang in den USA sei eingereicht worden, teilte der Mutterkonzern MYT Netherlands in der Nacht zu Dienstag mit. Das 2006 gegründete Unternehmen profitiert von der Coronavirus-Krise und dem dadurch nochmals verstärkten Trend, online Kleidung zu kaufen. Vor Ausbruch der Pandemie reisten Käufer von Luxusmode besonders gern, um vor Ort shoppen zu gehen.
Im Gegensatz zu Zalando oder Amazon konzentriert sich Mytheresa auf den Verkauf von Luxusmode von mehr als 250 Designern wie Gucci, Saint Laurent, Prada, Burberry und Valentino. Ursprünglich bot das Unternehmen mit inzwischen 700 Mitarbeitern nur Damenmode an, hat das Sortiment aber auf Männer und Kinder erweitert. Und das offensichtlich mit Erfolg:
Mytheresa arbeitet profitabel. Im Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende Juni) steigerte das Unternehmen den Umsatz um ein Viertel auf 370 Millionen Euro. Der Nettogewinn verbesserte sich um fast die Hälfte auf 21,4 Millionen Euro. Mytheresa weist eine operative Marge von 6 Prozent aus. Das ist deutlich mehr als die ebenfalls im Luxussegment vertretenen Konkurrenzen Net-a-Porter (2 Prozent), Matchesfashion (1 Prozent) und Farfetch (minus 39 Prozent).
Dem Börsenantrag zufolge ist noch unklar, wie viele Aktien verkauft werden und zu welchem Preis. Das wird genauso wie der Zeitpunkt der Erstnotiz an der New Yorker Börse noch festgelegt. Laut Bloomberg strebt das Unternehmen eine Firmenbewertung zwischen ein und 1,5 Milliarden Dollar an. Allerdings könne das für die Branche besonders wichtige Weihnachtsgeschäft noch für Veränderungen sorgen, heißt es.
Mit einem kleinen Laden in München fing alles an
Angefangen hatte alles mit einem Laden an der Theatinerstraße in München, den die Modehändler Susanne (59) und Christoph Botschen (61) im Jahr 1987 unter dem Namen "Theresa" eröffneten, 2006 starteten sie den Online-Shop "MyTheresa.com". Er wurde 2014 vom US-Einzelhandelsriesen Neiman Marcus übernommen, der inzwischen allerdings Insolvenz anmelden musste.
Unternehmenschef Michael Kliger (53) sieht Mytheresa als eine gut kuratierte Kunstausstellung. "Wenn eine Kundin von uns auf eine Gartenparty eingeladen ist, soll sie sich nicht durch 1000 Kleider klicken müssen. Die 50 besten der Saison findet sie bei uns", sagte er kürzlich dem manager magazin . Eine Vorauswahl zu treffen ist für Kliger einer der wichtigsten Faktoren des Erfolges. Der Net Promoter Score, jener Wert also, der die Kundenloyalität beschreibt, liegt bei Mytheresa mit 85 sehr hoch. Heißt: Wer einmal bei Mytheresa kauft, empfiehlt es meist weiter. Etwa 3 Prozent der Kunden machen circa 30 Prozent des Umsatzes aus.
Der britische Mytheresa-Konkurrent Farfetch ist bereits an der Börse notiert. Erst kürzlich investierten der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont und Alibaba mehr als eine Milliarde Dollar in das Unternehmen.