Angebotsfrist von tschechischem Milliardär Kretinsky läuft aus Welche Optionen der Handelsriese Metro jetzt noch hat

Im Ungewissen: Metro-Chef Olaf Koch
Foto: Federico Gambarini/ dpa
Für Metro-Chef Olaf Koch dürfte der heutige Donnerstag ein bewegter Tag werden. Zwar herrscht bei dem Handelsriesen schon seit Wochen - genauer gesagt seit der ungebetenen Übernahmeofferte des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky Ende Juni - Ausnahmezustand. Am Donnerstag hat Koch dann aber endlich Klarheit, ob der Investor mit seiner Offerte genügend Aktionäre überzeugen konnte. Dann läuft die Frist für Kretinskys Angebot aus. Sind ihm bis dahin 67,5 Prozent der Metro-Aktien angeboten worden, kann er bei dem deutschen Handelsriesen durchregieren.
Danach sieht es aktuell nicht aus. Zwar konnte sich Kretinsky Zugriff auf Anteile von Haniel und Ceconomy sichern, womit Kretinsky und sein Partner Patrik Tkacs potentiell bereits Zugriff auf mehr als 32 Prozent der Aktien haben. Bei den anderen Großaktionären, der Beisheim-Gruppe und der Meridian Stiftung, die zusammen etwas mehr als 20 Prozent der Metro-Aktien halten, stießen Kretinsky und seine EPGC-Holding allerdings auf Widerstand.
Die beiden Großaktionäre wollen sich mit den gebotenen 16 Euro pro Stammaktie nicht abspeisen lassen. Sie kündigten an, ihre Aktien künftig zu poolen - und zusammen ihrerseits Aktien zukaufen zu wollen. Ein Prozess, mit dem sie nach Angaben von stiftungsnahen Kreisen bereits begonnen haben.
Doch auch wenn Kretinsky mit seiner Offerte scheitert. Dass die Tschechen von dem Handelskonzern einfach ablassen und ihre Beteiligung abstoßen werden, gilt als wenig wahrscheinlich. Und würde auch nicht zu Kretinsky und Tkacs passen, die auf Basis von Übernahmen zunächst in Tschechien und der Slowakei mittlerweile nicht nur ein internationales Energie- sondern auch Medienimperium ihr eigen nennen. Und dabei nicht durch Zaghaftigkeit hervorgetreten sind.
Was sind mögliche Szenarien für Metro. Ein Überblick:
Szenario 1: Die Übernahme gelingt

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky
Foto: DPAEin recht unwahrscheinliches Szenario - angesichts des Widerstandes der Metro-Großaktionäre Beisheim und Meridian. Diese stoßen sich dem Vernehmen nach nicht nur an dem ihnen zu niedrigen Preis, sondern teilen offenbar auch die Bedenken von Metro, dass durch einen hohen Anteil von Fremdkapital bei der Finanzierung der avisierten Übernahme dem Handelskonzern massive Schulden auferlegt werden könnten. Was sich wiederum negativ auf die Bonität des Händlers auswirken dürfte.
Szenario 2: Kretinsky lässt von Metro ab
Auch kein wirklich wahrscheinliches Szenario, schaut man sich die Energie an, die Kretinsky mit seiner Investmentgesellschaft EPGC bereits in den Handelsriesen investiert hat. Wie auch bei seinen anderen Investments dürfte der Milliardär sehr klare Vorstellungen davon haben, wo er mit der Metro hinwill - auch wenn er diese wirklich konkret offiziell bislang nicht kommuniziert hat
Theoretisch ist aber auch das eine Option. Eine Verpflichtung, den EPGC angetragenen Haniel-Anteil auch tatsächlich zu übernehmen, gibt es offenbar nicht.
Szenario 3: Kretinsky macht ein Pflichtangebot
Theoretisch besteht auch die Möglichkeit, dass Kretinsky den Metro-Aktionären ein Pflichtangebot unterbreitet. Dazu wäre er gezwungen, sollte er mit seiner Beteiligung über die 30-Prozent-Grenze kommen. Diesen Anteil der Aktien haben sich die Tschechen bereits gesichert. Allerdings dürfte der Angebotspreis, den die Bafin auf Basis des durchschnittlichen Aktienkurses der letzten drei Monate bei 14,55 Euro festgelegt hat, deutlich weniger attraktiv sein als der der aktuellen Offerte. Damit wäre eine breite Annahme nach aktuellem Stand alles andere als wahrscheinlich.
Wie es aussieht, kann Kretinsky sich diesen Weg aber ersparen, er hat wohl vorgebaut: Laut einem Bericht der "Börsenzeitung", muss der Milliardär den ihm angetragenen Haniel-Anteil nicht komplett übernehmen, sondern kann es erst einmal bei einem Teilkauf belassen oder die Option gar nicht ziehen. Eine nur teilweise oder spätere Ausübung der Option hätte dabei für die Tschechen den Reiz, dass sie den eigenen Anteil ausbauen könnten, ohne über die 30 Prozent Hürde zu kommen - gleichzeitig aber etwaige konkurrierende Bieter abschrecken könnten.
Szenario 4: Alles bleibt erst einmal beim Alten
Scheitert das aktuelle freiwillige Übernahmeangebot, muss Kretinsky den Regeln zufolge ein Jahr warten, bis er einen neuen Vorstoß unternehmen kann. Dass damit tatsächlich Ruhe bei der Metro einkehrt, ist angesichts der aktuellen Konstellation allerdings nicht wahrscheinlich.
So könnte EPGC - je nach seiner endgültigen Beteiligung - eine entsprechende Vertretung im Aufsichtsrat beanspruchen. Und womöglich mit den anderen Aktionären Alternativlösungen erarbeiten, die den Investor bei seinen Plänen mit der Metro weiter voranbringen. Eine Option, die der Metro keine wirkliche Ruhe bringen würde.
Oder...
Eine Möglichkeit, die immer wieder diskutiert wird, ist, das Unternehmen womöglich in Zusammenarbeit mit anderen Großaktionären von der Börse zu nehmen. Eine Option, die Meridian und Beisheim nicht kommentieren wollen. Man sei immer bereit zum konstruktiven Dialog - auch mit EPGC, hieß es dort am Montag auf Anfrage von manager-magazin.de. An Spekulationen wolle man sich aber nicht beteiligen. "Konstruktiven Vorschlägen verschließt sich der Pool nicht."
Der Ball liegt nun bei Kretinsky.